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80 Orte in 30 Tagen

Elisabeth Jahn7. November 2012

Fabian Kuntz ist mit dem Zug in alle deutschen Großstädte gereist - 80 Orte in nur 30 Tagen. Der Deutschen Welle erzählt der 21-jährige Student, wie er auf die Idee kam und was er aus seiner Reise gelernt hat.

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Fabian Kuntz (Foto: Fabian Kuntz)
Porträt Fabian KuntzBild: privat

DW: Sie haben in kurzer Zeit alle Großstädte in Deutschland bereist. Was war am Ende die wichtigste Erkenntnis?

Die belebte Wiesbadener Innenstadt mit Menschen, die durch die Einkaufspassage flanieren (Foto: Fabian Kuntz)
Austauschbar: Einkaufspassagen wie hier in WiesbadenBild: privat

Fabian Kuntz: Ich habe begriffen, dass es gar nicht so sehr darauf ankommt, wo genau man in Deutschland wohnt. Das ist ein schönes Gefühl, dass ich eigentlich überall zu Hause sein könnte. Man merkt zwar kleine Unterschiede, aber das deutsche Lebensgefühl ist sehr ähnlich. Weniger schön war dagegen die Erkenntnis, dass sich das äußere Bild der Städte immer mehr angleicht - so gut wie in jeder Großstadt gibt es Einkaufspassagen mit genau den gleichen Ladenketten.

Wie kommt man auf so eine Idee, 80 Städte in 30 Tagen?

In den Semesterferien hatte ich einen Monat lang frei, daraus wollte ich etwas machen. Dann habe ich das Angebot der Deutschen Bahn gesehen: Mit einer Fahrkarte konnte man 30 Tage lang jeden Zug in Deutschland nutzen. Es schien mir die perfekte Möglichkeit, mein eigenes Heimatland besser kennenzulernen. Mit Freunden stelle ich oft fest, dass wir gar nicht mehr so weit weg wollen. Eigentlich ist es cool, Deutschland mal kennenzulernen.

Stand die Route von vornherein fest?

Das wollte ich auf jeden Fall ausschließen. Für mich lag der Kick ja gerade darin, spontan zu reisen. Ich wusste morgens nicht, wo ich abends übernachten werde: im Hostel einer Stadt, im Zug oder zu Hause. Am ersten Tag bin ich einfach in den nächstbesten ICE gestiegen. So kam ich in meine erste Stadt: Bochum. Dann habe ich mir einen Deutschlandplan ausgedruckt und bin immer zur nächstliegenden Stadt gereist. Bis zum letzten Tag wusste ich nicht, ob ich tatsächlich alle 80 Städte schaffe. Dass es dann doch geklappt hat, war ein schönes Gefühl.

Liste aller deutscher Großstädte, die Fabian Kuntz auf seiner Reise nach und nach durchgestrichen hat (Foto: Fabian Kuntz)
Abgearbeitet: die Liste mit allen deutschen GroßstädtenBild: Fabian Kuntz

Wie nähert man sich einer Stadt, wenn man nur so wenig Zeit hat? Haben Sie da eine Strategie entwickelt?

Ja, das hat sich deutlich professionalisiert im Laufe meiner Reise. Am Anfang hatte ich einen ziemlich schlechten Orientierungssinn, das habe ich alles trainiert in diesen 30 Tagen. Gerade am Anfang bin ich einfach aus dem Zug gestiegen und habe gehofft, dass die Stadt gut ausgeschildert ist - das war auch bei vielen so. Hat das mal nicht geklappt, habe ich mit meinem Smartphone das Rathaus gesucht. Das liegt im Herzen der Stadt, und dort sind auch meist die wichtigsten Sehenswürdigkeiten.

Hat Sie ein Ort besonders überrascht?

In Cottbus ist mir etwas Witziges passiert. Ich konnte mir vorher nie etwas unter der Stadt vorstellen, habe mich höchstens lustig gemacht. Als ich dort war, hat mir eine Frau einfach so ein Mittagessen spendiert. Ich hatte Hunger, wollte mir etwas kaufen und kam mit ihr ins Gespräch, weil sie sofort gemerkt hat, dass ich nicht aus Cottbus bin. Für mich war das ein Zeichen, dass man keine Witze über andere Städte oder Regionen machen sollte, die man nicht kennt. Denn ist man dort, sind die Menschen total nett.

Und wo haben Sie sich besonders wohl gefühlt?

Das Hundertwasserhaus in Magdeburg (Foto: Fabian Kuntz)
Schräg: Das Hundertwasserhaus in MagdeburgBild: privat

Ostdeutschland hat mir generell sehr gut gefallen. Ich kannte die Städte vorher kaum. Dort habe ich auch das wenigste Geld ausgegeben. Auf den Zugfahrten habe ich schöne Landschaften gesehen, und Städte wie Halle - in die ich sonst nie gekommen wäre - sind schöne Städte mit netten Märkten und Einheimischen, die alle sehr aufgeschlossen sind. Bayern fand ich einfach bildhübsch. Die wunderschönen, bemalten Häuserfassaden in Augsburg und anderen Städten, die sollte man mal gesehen haben.

Würden Sie diese Intensivreise auch ausländischen Touristen empfehlen?

Als Deutscher war es mir wichtig, mein eigenes Heimatland besser zu kennen. Einem ausländischen Touristen würde ich aber empfehlen, sich auf wenige Städte zu beschränken. Da hat man einfach mehr davon. Aber man könnte ja eine Nord-Süd-Tour oder eine Ost-West-Tour andenken und dabei mehrere Städte verbinden.


Das Interview führte Elisabeth Jahn

Fabian Kuntz ist 21 Jahre alt, kommt aus der Südpfalz aus der Nähe von Landau und studiert in Karlsruhe. Die Eindrücke seiner Deutschlandreise hat er in einem Blog festgehalten.