Kunstkritik an UN-Friedenseinsätzen
Sind die UN-Einsätze in Afrika gescheitert? Wie stark wirkt die koloniale Vergangenheit nach? Damit setzt sich eine Kunstausstellung auseinander, die noch bis zum 4. August 2013 in Berlin zu sehen ist.
Künstler mischen sich ein
"United Nations Revisited - Künstlerische Interventionen im politischen Raum" - bei dem etwas sperrigen Titel einer Berliner Ausstellung geht es um konkrete politische Entscheidungen. So stellt sie die Frage, ob die Friedenseinsätze der Weltorganisation gescheitert sind. Ein Schwerpunkt der Schau, die noch bis zum 4. August zu sehen ist, liegt auf Afrika.
Bilderstreit seit über 60 Jahren
Im Zentrum der Ausstellung steht dieses Wandgemälde im Sitzungssaal des UN-Sicherheitsrats in New York. 1952 schenkte Norwegen das Werk Per Kroghs der UN. Das löste heftige Kontroversen aus. Umstritten war vor allem, wie Menschen darauf dargestellt werden. Besonders Afrikaner fühlten sich diskriminiert.
Skepsis in Kinshasa
Der deutsche Künstler Alfred Banze reiste mit einer Kopie des umstrittenen UN-Bildes zwei Jahre um die Welt. Wie hier in der DR Kongo fragte er, was Menschen von dem Bild halten, das Frieden zwischen den Weltkulturen ausdrücken soll. Banze bat Künstler, aber auch Passanten und Studierende, ihre Eindrücke per Video festzuhalten. Viele kritisierten die UN-Einsätze in der Region.
Umstrittener Blauhelm-Einsatz
Der kongolesische Multimediakünstler Vitshois Mwilambwe Bondo ist ein scharfer Kritiker der UN-Einsätze in seiner Heimat. Im Rahmen der Berliner Ausstellung zeigt er dazu Videos von seinen eigenen Perfomances, in denen er öffentlich auf die Problematik hinweisen will. Die UN-Eingreiftruppe im Ostkongo bringe den Frieden nicht voran, meint Bondo.
Performance mit rohem Fleisch
Mit Fleischstücken an seinem Körper konfrontiert Vitshois M. Bondo die Ausstellungsbesucher in Berlin mit dem Leiden seiner Landsleute. 15 Jahre Plünderungen, Vergewaltigungen, Folter, Massaker – so beschreibt er den Krieg im Osten des Kongos. Über fünf Millionen Menschen verloren ihr Leben.
Protest gegen Neokolonialismus
In Kinshasa drapierte Vitshois M. Bondo westliche Konsumgüter um seinen Körper. Die Perfomance richtete sich gegen die Ausplünderung von Bodenschätzen und die damit verbundene Armut seines Landes. "Ich zeige, wie ein Volk vereinnahmt, manipuliert, entmündigt und seines Handlungsspielraums beraubt wird." Seine Straßen-Kunst-Aktion ist in Berlin als Video zu sehen.
Völkermord-Monument
Mit seiner Installation "Genocide Monument" prangert der ghanaische Künstler Kofi Setorij den Völkermord in Ruanda von 1994 an. Sie ist in Berlin als interaktive Webpräsentation zu sehen. Immer wieder weist Setorij auch kritisch auf die Rolle der Massenmedien hin. Es bestehe ein Zusammenhang zwischen dem medialen Interesse und den hohen Opferzahlen in Kriegen.
Gegen die Verletzung der Menschenrechte
Der deutsche Konzeptkünstler Thomas Locher setzt sich mit Text-Bild-Konstruktionen mit der Menschenrechtskonvention zu Folter und Völkermord auseinander. Dieses Kunstwerk "Human Rights" ist Teil einer Reihe von Arbeiten mit Texten in kleinen und großen Formaten, die alle auf bestimmten Artikeln der Menschenrechtskonvention zu Folter und Völkermord fußen.
Afrika und Europa im Blick
Guy Wouete erinnert mit seinen in Berlin präsentierten Video-Arbeiten an Verbrechen der Kolonialmächte in Afrika. Der aus Kamerun stammende Multimediakünstler hat in den Niederlanden studiert. Seitdem ist für ihn auch die Lage afrikanischer Migranten in Europa ein wichtiges Thema.
Traumziel Europa
Guy Wouetes Video "Corridor" zeigt afrikanische Flüchtlinge auf Malta. Der Künstler beobachtet ohne politische Vorbehalte: "Ich habe entschieden, mich der Migrationsfrage aus dem Inneren des so genannten Paradieses zu nähern, mit den Augen derer, die genug von ihrem Leiden und ihren Problemen hatten. Die es woanders schaffen wollten: in Europa."