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Kunstmarkt

4. Oktober 2011

Ob Schulden- oder Finanzkrise – manch ein Anleger hatte deswegen bereits schlaflose Nächte. Daher investieren viele ihr Geld lieber in Gold oder in Immobilien. Allerdings: es gibt durchaus kreativere Anlagen.

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Ein unbenannter Mitarbeiter des Hauses Sotheby notiert den Preis für ein verkauftes Gemälde in einem Auktionskatalog. (Foto: AP)
Kunst: eine alternative Anlage in Zeiten der KriseBild: AP

Der Auktionssaal ist prall gefüllt. Menschen in schicken Anzügen und teuren Kleidern. Ein Bild des amerikanischen Künstlers Andy Warhol wird versteigert. Anfangsgebot: Sechs Millionen US-Dollar. Der weltweite Kunstmarkt hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Davon profitieren die großen Auktionshäuser wie Christie's oder Sotheby's. Im ersten Halbjahr 2011 schrieb Sotheby's das beste Halbjahresergebnis ihrer Geschichte mit 3,4 Milliarden US-Dollar. "Das ist schon ein starkes Zeichen des Kunstmarkts", erklärt Gallus Pesendorfer, Leiter des Kölner Büros von Sotheby's.

Gallus Pesendorfer: Büroleiter von Sotheby's in Köln (Foto: Sotheby's)
Gallus Pesendorfer: Büroleiter von Sotheby's in KölnBild: Sotheby's/Sandra Hauer

Von der Entwicklung profitieren auch die Kunstbesitzer, die ihre gesammelten Schätze nun verkaufen möchten. Allein über 440 Kunstgegenstände wechselten bei Sotheby's dieses Jahr den Besitzer für jeweils über eine Millionen US-Dollar. Noch vor einigen Jahren sah das ganz anders aus. Während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 war auch eine Zurückhaltung auf dem Kunstmarkt erkennbar.

Kein Vertrauen in Banken

Für Pesendorfer gab es eigentlich keine wirkliche Krise am Kunstmarkt. Er sieht es eher als eine Verunsicherung der Kunden, die kein Vertrauen mehr in die Banken hatten. "Da hatte ich nicht nur einmal einen Kunden am Telefon, die gesagt haben: Ich möchte sehr gerne verkaufen aber ich weiß nicht, was ich mit dem Geld machen soll, wie ich es anlegen soll", so der gebürtige Österreicher.

Die Idee ist nicht neu, Kunst als Anlage zu kaufen. Besonders Privatbanken und Vermögensverwalter von Großbanken haben vor einigen Jahren ihre Kunden noch dahingehend beraten. Für diejenigen, die das nötige Kleingeld nicht hatten, gab es sogar Kunst-Anlage-Fonds oder Beteiligungen an Kunstwerken. Mittlerweile sind viele Geldhäuser wieder aus dem Kunst-Geschäft ausgestiegen. Für die Banken war das Geschäft nicht lukrativ genug. Denn nur wenige Kunden können sich eine Investition in Millionenhöhe leisten. Der Handel mit Kunst ist zudem nicht weniger risikobehaftet als der mit Aktien und braucht vor allem viel Zeit.

Nicht einfach draus los kaufen



Wertstabil seien vor allem jene Kunstwerke der sogenannten alten Meister oder auch Impressionisten - von Künstlern, die ihren festen Platz im Kanon der Kunstgeschichte haben. Risikobehafteter wird es, je mehr man in die zeitgenössische Kunst geht. "Sicherlich ist die Wertstabiliät für einige Künstler der Gegenwart nicht immer so, wie vorhergesagt", so Pesendorfer. Jedoch hätten die klassischen Meister der zeitgenössischen Kunst, wie Bacon oder Warhol ohne Zweifel ihren festen Platz in der Kunstgeschichte und könnten als wertstabil angesehen werden.

Siebdruck "200 One Dollar Bills" des amerikanischen Künstlers Andy Warhol (Foto: AP)
Rekordpreis: Andy Warhols "200 One Dollar Bills"Bild: picture-alliance/ dpa

Werke besagter Künstler können zweistellige Millionenbeträge auf Auktionen erzielen. Hatte das Werk "200 One Dollar Bills" des amerikanischen Künstlers Andy Warhol Mitte der 80er Jahre noch einen Wert von 385.000 US-Dollar, wurde es vor wenigen Jahren für über 40 Millionen US-Dollar versteigert. Eine über 100-fache Wertsteigerung innerhalb von 25 Jahren. Trotzdem sollten Interessenten nicht einfach drauf los kaufen, rät Pesendorfer. Eine gewisse Leidenschaft für Kunst sollte vorhanden sein. "Kunden sollten sich Gedanken machen, was ihnen persönlich gefällt, sich informieren und dann erst kaufen", empfiehlt Pesendorfer.

In Zeiten, wo selbst Staatsanleihen als nicht mehr sicher gelten, suchen sich so potente Anleger alternative Investitionsformen. Und sollte das erworbene Gemälde nicht das halten, was man sich davon versprochen hatte, so hat man später zumindest ein Bild Zuhause hängen, das einem hoffentlich gefällt.

Autor: Chi Viet Giang
Redaktion: Henrik Böhme