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Kungelei und Kräftemessen

Wolter von Tiesenhausen17. November 2001

Wolter von Tiesenhausen blickt für DW-WORLD zurück auf eine spannende Woche, in der Bundeskanzler Schröder seinen grünen Koalitionspartner mit der Vertrauensfrage zu einer Entscheidung zwang.

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Die Abstimmung über die Vertrauensfrage ist gelaufen. Nach langem Ringen in den Koalitionsfraktionen hinter verschlossenen Türen, nach Andeutungen und Spekulationen, nach Drohen und Bitten traten die Akteure jetzt in die Arena des Deutschen Bundestages. Der verdeckten Kungelei folgte das öffentliche Kräftemessen.

Der Kanzler hat gewonnen, seine rotgrüne Koalition verloren. Damit Gerhard Schröder vor der internationalen Öffentlichkeit sein Gesicht behielt, mussten andere das ihre verlieren. Vor allem bei den Grünen, aber auch auf dem linken Flügel der Sozialdemokraten sucht man jetzt vergeblich nach Konturen, von Charakterköpfen ganz zu schweigen.

Alle, die da vor kurzem noch entschlossen die weißen Bettlacken der Friedensbewegung schwangen, haben auf Befehl des Kanzlers die Hacken zusammengeschlagen. Ihr Ja zum Bundeswehreinsatz, so staatsmännisch-vernünftig es auch ist, steht im krassen Gegensatz zu fast allem, was man früher verlangte.

Da gibt es den Jürgen Trittin, der noch im Sommer 1998 gegen ein öffentliches Gelöbnis der Bundeswehr demonstrierte und polemisierte. Ein paar Monte später wurde er Minister und befiehlt nun in seiner Eigenschaft als Kabinettsmitglied die gleichen Soldaten zum Auslandseinsatz. Auch das beweist: Wem der Herr ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand.