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Kunst

Guggenheim Museum Bilbao ist Kulturmarke 2017

Silke Wünsch
9. November 2017

Mit seiner einmaligen Architektur sei es dem Guggenheim Museum in Bilbao gelungen, Stadtbild und Stadtkultur nachhaltig zu prägen, begründete die Jury. Über eine Million Besucher lockt es jährlich nach Nordspanien.

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Spanien Bilbao Guggenheim Museum
Bild: DW/K. Laube

Bilbao kann mächtig stolz auf sich sein. Seit 20 Jahren steht in der größten Stadt des Baskenlandes eines der berühmtesten Museen der Welt. Das Guggenheim Museum hat der darbenden Industriestadt neuen Wohlstand gebracht - nicht zuletzt dank der atemberaubenden Architektur von Frank O. Gehry. 

Bilbao feiert schon das ganze Jahr den 20. Geburtstag des Museums. Den Höhepunkt gab es im Oktober, als vier Abende lang die Glas- und Titanfassaden des Gebäudes zur Kulisse für eine Lichtinstallation wurden. Die Show "Reflections" war ein Geschenk des Landes, der Stadt und des Museums an die Bewohner und Besucher von Bilbao. Auch der Architekt Frank Gehry war begeistert von der Idee: "Die zufälligen Kurven des Gebäudes sind dazu gemacht, das Licht einzufangen", schwärmte der Stararchitekt.

Wie das Guggenheim zur Marke wurde

Bilbao Luftbild Stadtansicht mit Guggenheim im Hintergrund
Von den Industrieruinen ist in Bilbao nichts mehr zu sehenBild: picture-alliance/robertharding/T. Graham

Vom 19. Jahrhundert bis in die 1970er galt Bilbao als wichtigste Industrie- und Hafenstadt des Baskenlandes. Die Lage am Golf von Biskaya und damit der Zugang zum Meer bescherte der Stadt viele blühende Jahrzehnte. Bilbao lebte von Schiffbau, Kohle und der Stahlproduktion. Doch dann kam die Industrie den technischen Entwicklungen nicht mehr hinterher. Die Werften und Fabrikanlagen waren veraltet und mussten schließen. Überall verfielen Fabrikhallen, Eisenhütten verwaisten, die Stadt verarmte.

Anfang der 1990er die Rettung: Die Stadtverantwortlichen hatten mitbekommen, dass die US-amerikanische Guggenheim-Foundation einen Standort für einen neuen Kunsttempel in Europa suchte. Bilbao bot der Stiftung den attraktiven Bauplatz direkt am Fluss an und hoffte, dass das neue Museum spektakulär genug sein würde, um viele Touristen und Kunstliebhaber anzulocken. Die Rechnung ging auf - nach vier Jahren hatte die gesamte Uferregion des Nervión ein Facelifting erhalten - mit dem Guggenheim Museum als Prunkstück. Und dann setzte der sogenannte Bilbao-Effekt ein: Die Kultur, in diesem Fall der spektakuläre Bau des Architekten Frank Gehry, hat dafür gesorgt, dass eine wirtschaftlich am Boden liegende Region wieder auflebte.

Preiswürdig: Das Guggenheim-Museum Bilbao

Dies war der 38-köpfigen Jury des Kulturmarken-Awards 2017 den Hauptpreis wert. In der Begründung heißt es denn auch, dass es dem Guggenheim Museum Bilbao mit seiner einmaligen Architektur gelungen sei, das Stadtbild und die Stadtkultur nachhaltig zu prägen. Der Bilbao-Effekt ziehe inzwischen jährlich über eine Million Besucher aus der ganzen Welt in das Museum für Moderne Kunst. So sei dem hochkarätigen Museum auch die führende Positionierung als Kulturmarke auf dem europäischen Markt gelungen.

Wichtiger Wettbewerb im Kulturbusiness

Seit 2006 wird der Award vergeben, die Skulptur "Aurica" soll für Exzellenz, Attraktivität und Offenheit des europäischen Kulturmarktes stehen. Der Award soll das große Potential herauskitzeln, das im europäischen Kulturmarkt steckt. In den vergangenen zwölf Jahren sind oft Kulturprojekte ausgezeichnet worden, deren Initiatoren aus der Wirtschaft kommen: Die Mercedes Benz Bank, BMW oder Bayer. Sie alle stellen viele Mittel bereit, die den Kulturbetrieb fördern, und so ist es nicht verwunderlich, dass viele Preisträger in der Kategorie "Kulturmanagement" auch Manager aus der Wirtschaft sind. Unter den früheren Preisträgern sind jedoch auch zahlreiche originäre Kulturprojekte wie etwa das Burgtheater Wien, die Frankfurter Schirn Kunsthalle, die Bregenzer Festspiele oder wie letztes Jahr das Dortmunder U, ein Zentrum für Kunst und Kreativität.

Die Kulturmarken-Awards-Gala in Berlin

Insgesamt 104 Bewerbungen gab es in diesem Jahr für den Preis. 22 waren nominiert, die Preise wurden in sieben Kategorien vergeben. Das Guggenheim Museum Museum setzte sich gegen die Hamburger Kulturfabrik Kampnagel und gegen den österreichischen Radiosender ORF 1 durch. Weitere Preisträger sind unter anderem Frances Morris, die Direktorin der Londoner Tate Modern, als "Europäische Kulturmanagerin des Jahres 2017", sowie Dr. Gereon Sievernich, der Direktor des Martin Gropius Baus in Berlin. Er erhielt einen Sonderpreis für sein Lebenswerk. Den Titel "Europäische Kulturtourismusregion des Jahres 2017" vergab die Jury an Tourismus NRW e.V mit dem Projekt #urbanana, einer verspielten Entdeckungsreise zu den verborgenen Kulturschätzen in Nordrheinwestfalens Metropolen.

Vor 500 Gästen wurden die Preise am Donnerstag Abend (09.11.207) bei der "Night of Cultural Brands" in Berlin vergeben. Auch die DW war dabei, Kulturchef Rolf Rische ist Mitglied der Jury und hielt die Laudatio auf den Hauptgewinner.