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Kultur macht mobil

24. November 2009

In einer gemeinsamen Initiative riefen die Stuttgarter Kulturinstitutionen zum Protest gegen die geplanten finanziellen Kürzungen im Kulturbereich auf. Gemeinsam verfassten sie einen Stuttgarter Appell.

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Kulturschafffende protestieren mit Fahnen und Plakaten am 19. November in Stuttgart (Foto: DW/ Helga Spannhake)
Bild: Helga Spannhake

In Stuttgart will die Stadt ab dem nächsten Jahr die kulturelle Förderung zurückfahren. Entsprechende Kürzungen im Kulturbereich sind dem Gemeinderat für die Haushaltsberatungen 2010/ 2011 vorgeschlagen worden. So sollen bei Kultureinrichtungen mit mehr als 400 000 Euro Förderung pro Jahr zehn Prozent gestrichen werden, bei Einrichtungen unter dieser Grenze immerhin noch fünf Prozent.

Das würde für einige kleinere Kulturinitiativen das Aus bedeuten. Die Zukunft von Pro Musica Stuttgart wäre ebenso ungewiss, wie die des Oratorienchores und des Künstlerhauses. Die großen Kulturstätten sind zwar bisher noch von der Streichung finanzieller Mittel verschont, aber sie erklärten sich solidarisch mit ihren Kollegen der kleineren Häuser und riefen gemeinsam zum Protest auf: Rund 3000 Teilnehmer kamen zur "Ersten Art Parade Stuttgart", die von der Künstlerinitiative kunst08plus e.V. veranstaltet wurde. Die Kulturschaffenden liefen in einem langen bunten Zug gemeinsam vom Künstlerhaus in der Reuchlinstraße zum Marktplatz vor das Stuttgarter Rathaus. Mit großen Plakaten und kleinen Kulturszenen machten sie nachhaltig auf ihre Zukunftsängste aufmerksam.

Potestierende halten ein Banner hoch, auf dem das Wart Stuttgart in großen Lettern geschrieben steht; die letzten drei Buchstaben davon sind durchgestrichen; das englische Wort für Kunst ist "Art" (Foto: DW/ Helga Spannhake)
Gemeinsam starkBild: Helga Spannhake

Die Vielfalt betonen

Den Teilnehmern der "Art Parade" ging es vor allem darum, klarzumachen, dass Stuttgart gerade durch die Vielfalt und Breite ihres kulturellen Angebots lebt: angefangen bei durchaus hochwertigen Konzerten und Aufführungen von Laienchören, Laienorchestern und Laientheatern über zahlreiche kleine und große Galerien und Kunstmuseen bis hin zu internationalen Ausstellungen und Festivals. Durch diese Vielfalt gewinnt die kreative Szene Stuttgarts an Attraktivität - weit über die Stadtgrenzen hinaus. Und dieses Angebot darf nicht kaputt gespart werden.

Protestierende mit Transparenten und Fahnen bei der Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz (Foto: DW/ Helga Spannhake)
Und was will die Politik?Bild: Helga Spannhake

Großer Abschluss auf dem Marktplatz

Drei Vertreter der Stuttgarter Kulturszene, unter ihnen Staatstheaterintendant Hasko Weber, überreichten Oberbürgermeister Wolfgang Schuster den von Stuttgarter Künstlern ausgearbeiteten "Stuttgarter Appell". Der Aufruf fordert, den seit vielen Jahren finanziell geschwächten Kulturbereich aus der Spardebatte auszunehmen und stattdessen in die Kultur und damit in die Zukunft der Gesellschaft der Stadt zu investieren. Das ist auch mit der Forderung verbunden, die Kürzungen im Bereich Soziales und Bildung zurückzunehmen, da diese Bereiche unabdingbar mit einer Gesellschaft verbunden sind, die sich auf ihre kulturellen Wertmaßstäbe beruft. Die Kulturschaffenden boten einen umfassenden Dialog mit allen Verantwortlichen und kulturpolitisch Interessierten an, in dem Ziele und Wege einer langfristigen Kulturpolitik für die Stadt Stuttgart formuliert werden. Ein Konjunkturpaket Kultur ist dabei aus ihrer Sicht die richtige Antwort auf die Krise einer rein wirtschaftlich ausgerichteten Gesellschaft.

Autorin: Helga Spannhake

Redaktion: Conny Paul