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Wandel erwünscht

Oliver Pieper19. Februar 2008

Kubas Staatschef Fidel Castro zieht sich aus der Politik zurück. Die Amtsgeschäfte hat längst Bruder Raul übernommen. Was wird sich nach dem Abgang des großen Revolutionärs auf Kuba ändern? Oliver Pieper kommentiert.

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Bild: DW

Cambio – Wandel, ist derzeit das meistgesagte Wort auf Kuba. Cambio, das wollen vor allen Dingen die jungen Kubaner, die keinen anderen Staatschef kennen als Fidel Castro oder seinen Bruder Raul, der die Amtsgeschäfte seit knapp zwei Jahren führt. Drei Viertel der Kubaner sind nach der Revolution 1959 geboren, mit der Parole "Patria o muerte" - Vaterland oder Tod. Mit dem Rückzug Fidel Castros von allen Staatsämtern hat die Hoffnung auf einen Wandel neue Nahrung erhalten.

Es mutet schon seltsam an, dass ausgerechnet im Land des Erzfeindes USA die Menschen ebenso auf eine neue Politik hoffen. Auch dort heißt das Zauberwort Wandel, "Change", mit dem der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama die Menschen in seinen Bann zieht.

Doch für eine neue Politik zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba ist es noch ein weiter Weg. So löste Obama einen Sturm der Entrüstung aus, als er in einer Fernsehdebatte sagte, dass er zu Treffen mit den politischen Führern Kubas bereit sei. Er wurde daraufhin von seiner Widersacherin Hillary Clinton als naiv gescholten.

Der "Elder Statesman" im Hintergrund

Oliver Pieper
Oliver Pieper

Auch Raul Castro, den man mit seinen 76 Jahren getrost als Übergangspräsidenten bezeichnen kann, wird zwar seinen Weg der schrittweisen Öffnung Kubas fortsetzen - sei es wirtschaftspolitisch oder auch mit einer Annäherung an die Europäische Union.

Doch eine Verbesserung der Beziehungen mit den USA steht vorerst nicht auf der politischen Agenda. Das kann sie auch nicht, so lange der frühere Máximo Lider noch lebt. Fidel Castro wird weiterhin im Hintergrund als "Elder Statesman" tätig sein und seine weltpolitischen Weisheiten in der parteieigenen Zeitung "Granma" veröffentlichen.

Kuba muss seine Probleme lösen

Doch tatsächlich gibt es auf Kuba ganz andere Probleme: die katastrophale Lebensmittelversorgung oder der Umstand, dass die Kubaner mit durchschnittlich 30 Euro im Monat leben sollen, obwohl sie 80 Euro zum Leben benötigen. Ein Problem ist auch der Aderlass an jungen gebildeten Kubanern, die ihr Glück in Mexiko, den USA oder Europa versuchen. Kuba, dazu genügt nur ein Blick auf das zunehmend zerfallene Havanna, hat den Status eines Entwicklungslandes.

Hoffnung auf ein kleines bisschen Wandel

Es gibt also viel Arbeit für Raul Castro, der von der neuen Nationalversammlung und dem Staatsrat nun offiziell zum neuen Machthaber ernannt werden wird - Arbeit, die möglicht schnell erledigt werden sollte. Denn am 1. Januar 2009 feiert Kuba den 50. Jahrestag der Revolution.

Spätestens dann sollte der neue kubanische Staatschef erste Erfolge vorweisen können. Vielleicht verwandeln sich endlich das Warten und der Stillstand auf Kuba in eine Zukunft - mit einem Wandel, und sei er noch so klein.