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Kroatien: Eingliederungsprogramme für ausgeschiedene Militärs

15. Dezember 2005

Im Zuge der Heranführung der Streitkräfte an die euro-atlantische Allianz hat Zagreb Militärreformen in Angriff genommen. Auch das Personal wird verringert. Die Reintegration in die Zivilgesellschaft wird unterstützt.

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Karriere beim Militär - Vergangenheit für viele KroatenBild: AP

Seit dem Jahr 2000 befinden sich die kroatischen Streitkräfte in einem Reformprozess. Das entspricht den veränderten Bedingungen und Herausforderungen in Zeiten des Friedens. Ein Ziel ist dabei, die Sicherheitskräfte so zu strukturieren, dass sie sich in die Sicherheitssysteme der westlichen Länder wie das der NATO eingliedern können. Im Rahmen dieser Umstrukturierung in eine moderne, verkleinerte und effizientere Armee haben bis heute 14.600 Personen das Militär verlassen. Ein Programm für deren Umschulung und Wiedereingliederung in die Zivilgesellschaft unter der Bezeichnung SPECTRA wurde diese Woche im Internationalen Konversionszentrum Bonn vorgestellt.

Abfindungen allein sind unzureichend

SPECTRA ist ein Regierungsprogramm, das seit März 2003 dem ausgeschiedenen Personal der Streitkräfte und des Verteidigungsministeriums ermöglich soll, eine erfolgreiche berufliche Laufbahn in der Zivilgesellschaft einzuschlagen. Aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit lasse sich das Problem des Übergangs keinesfalls allein durch Abfindungen lösen, so der Leiter des Programms, Zvonko Popovic. "Es sind überwiegend jüngere Menschen, die über 20 Jahre Berufserfahrung verfügen und ein solides Handwerk gelernt haben. Als sie erkannt haben, dass sie die geforderten militärischen Standards nicht erreichen können, haben sie das angebotene Hilfspaket von bis zu 150.000 Kuna (rund 20.000 Euro) angenommen und versuchten, eine andere Beschäftigung zu finden. Unseren Informationen zufolge sind viele nicht zurechtgekommen, weil sie nicht in der Lage waren, sich eine alternative Karriere auszudenken. Denn dafür und für Bewerbungen auf dem Markt benötigt man bestimmte Fähigkeiten", meint Popovic.

Damit sie diese Fähigkeiten erwerben oder noch besser erkennen und nutzen, organisiert das Verteidigungsministerium für Interessierte bereits seit zweieinhalb Jahren eine so genannte Übergangswerkstatt als Voraussetzung für die Aufnahme ins SPECTRA-Programm. Diese dreitägige Werkstatt haben bisher 2.100 Personen besucht. Ihnen stünden danach verschiedene Maßnahmen zur Verfügung wie Umschulungs-, Beschäftigungs- und Unternehmensgründungsprogramme, erklärt Popovic.

Modell für ganz Südosteuropa

Unterdessen ist das Übergangs- und Eingliederungsprogramm SPECTRA für ausgeschiedenes Personal aus den Streitkräften auch als Modell für ganz Südosteuropa anerkannt worden. Auf den Erfahrungen aus Kroatien beruhen bestehen Programme in Serbien-Montenegro, Mazedonien und Albanien oder sind in Vorbereitung. Eine institutionelle Verknüpfung der Länder aus der Region habe in dieser Frage bereits begonnen, sagt Zvonko Popovic: "In Rakvijak bei Zagreb wird ein Zentrum für Militärreformen – für Reformen des Personals, der Stützpunkte, der Militärindustrie – entstehen."

Goran Goic
DW-RADIO/Kroatisch, 14.12.2005, Fokus Ost-Südost