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Kritik an Ausbildung für Afghanistan-Einsatz

6. April 2010

Nachdem an Karfreitag drei deutsche Fallschirmjäger bei Gefechten mit den Taliban getötet worden sind, wird in Deutschland Kritik an der Ausbildung und der Ausrüstung der Bundeswehrsoldaten laut.

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Soldaten tragen einen Sarg in ein Flugzeug (Foto: apn)
Der Tod von drei deutschen Soldaten sorgt für eine neue SicherheitsdiskussionBild: AP

Nach dem Tod von drei deutschen Fallschirmjägern bei ihrem Auslandseinsatz in Afghanistan am Freitag (02.04.2010), hat der scheidende Wehrbeauftragte des Bundestags, Reinhold Robbe (SPD), eine Diskussion über die Qualität der Ausbildung für Auslandsaufenthalte entfacht. In der Dienstagausgabe der "Bild"-Zeitung beschrieb Robbe Mängel bei der Ausbildung der im Auslandseinsatz getöteten deutschen Soldaten.

Soldaten haben auf Defizite hingewiesen

Reinhold Robbe (Foto: dpa)
In seinem Jahresbericht hatte Reinhold Robbe Mängel beschriebenBild: picture-alliance/dpa

Schon im Februar hätte es erste Anzeichen auf Defizite bei der Ausbildung gegeben, sagte der SPD-Politiker. Robbe war anlässlich einer Verabschiedung in den Einsatz in das niedersächsische Seedorf gereist und hatte mit den Soldaten gesprochen. Diese beklagten unzureichende Vorbereitungen. "Sie hatten zum Beispiel nicht ausreichend Fahrzeuge, um drillmäßig das Absitzen im Gefecht zu üben", kritisierte Robbe, der im Mai aus dem Amt des Wehrbeauftragten ausscheidet. Er betont, dass er diese Defizite bei der Vorstellung seines Jahresberichts schon im März angesprochen hatte.

Karl-Theodor zu Guttenberg (Foto: apn)
Guttenberg weist die Vorwürfe zurückBild: AP

In einem Hinterhalt der Taliban waren am Karfreitag drei Bundeswehrsoldaten einer Fallschirmeinheit aus Seedorf getötet und acht weitere verletzt worden. Die Särge der Toten wurden nach Deutschland transportiert, die Trauerfeier wird am kommenden Freitag in Niedersachsen stattfinden. Auch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wird daran teilnehmen. Guttenberg und Generalinspekteur Volker Wieker hatten am Wochenende Vorwürfe zurückgewiesen, die Bundeswehr sei in Afghanistan schlecht ausgerüstet.

"Kampfhubschrauber fehlen"

Kritik wird auch zum Zustand der Ausrüstung im Einsatzgebiet laut. So mahnt der SPD- Verteidigungspolitiker Rainer Arnold in der "Leipziger Volkszeitung" an, dass die Bundeswehr nicht über Kampfhubschrauber verfüge. Dies würde sich zwar bald ändern, weil die Amerikaner bei der geplanten Verstärkung ihres Kontingents in Kundus auch entsprechendes Gerät wie Kampfhubschrauber mitbringen würden. Trotzdem sei der Zustand mangelhaft.

Dagegen sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschuss im Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU), im ZDF-"Morgenmagazin", ihm sei nicht bekannt, dass Ausrüstungsforderungen der Bundeswehr für den Afghanistan-Einsatz nicht berücksichtigt worden seien. "Ich gehe davon aus, dass wir die Soldaten gut ausgerüstet und gut ausgebildet in diesen Einsatz schicken. Andernfalls könnte man es auch nicht verantworten."

Ausgebranntes deutsches Militärfahrzeug (Foto: ap)
Krieg oder Hilfseinsatz? Dieses Militärfahrzeug brannte am Freitag völlig ausBild: AP

"Wir führen eine kriegerische Auseinandersetzung"

Die Grünen fordern eine Sicherheitsanalyse für den Raum Kundus. Ohne eine solche Bestandsaufnahme gebe es "keine Möglichkeit", die Wirksamkeit des Einsatzes zu beurteilen, sagte Verteidigungsexperte Omid Nouripur der "Frankfurter Rundschau". Diese Wirksamkeit sei wichtig, "um den Afghanen so schnell wir möglich die Verantwortung für die Sicherheit im Land übertragen zu dürfen", sagte Nouripur.

Verteidigungs-Staatssekretär Christian Schmidt (CSU) sagte der "Passauer Neuen Presse", Politik und Öffentlichkeit hätten sich in den ersten Jahren des Einsatzes "etwas vorgemacht". "Wir führen eine kriegerische Auseinandersetzung", sagte er der Zeitung. Es gehe "nicht nur um Brunnen bohren".

Autorin: Marion Linnenbrink (rtr, dpa, afp)

Redaktion: Sabine Faber