Kritik am Krisenmanagement der Regierung
25. August 2009Die linksliberale Athener Zeitung "Eleftherotypia" titelte am Dienstag (25.08.2009): "Der Staat des (Umwelt)-Verbrechens". Das Blatt beklagt, dass die Regierung in den vergangenen Jahren 97 Milliarden Euro für Rüstung ausgegeben habe, für den Kauf von Löschflugzeugen aber nur 300 Millionen Euro. 3000 Planstellen für Feuerwehrleute seien nach wie vor unbesetzt. Außerdem gebe es keine vernünftig funktionierende Kommunikation zwischen der Forstbehörde und der Feuerwehr.
Die konservative Zeitung "Kathimerini" kritisierte vor allem die fehlende Koordination zwischen den zuständigen Behörden. "Und alles wird wieder dem starken Wind in die Schuhe geschoben", kommentierte das Blatt.
WWF: Nichts aus alten Fehlern gelernt
Auch die Umweltstiftung WWF warf Griechenland vor, beim Brandschutz versagt zu haben. "Griechenland hat nichts gelernt aus dem Katastrophensommer 2007", sagte die WWF-Waldexpertin Nina Griesshammer. Damals waren durch verheerende Feuer 77 Menschen ums Leben gekommen. Griesshammer beklagte, dass nach wie vor ein flächendeckendes Netz von Wasserzugängen fehle. Außerdem gebe es viel zu wenig Brandschutzschneisen.
Die Feuer rund um die griechische Hauptstadt sind inzwischen unter Kontrolle. Zwei Brände gab es noch 70 Kilometer westlich Athens in der Nähe des Fischerdorfes Porto Germeno sowie auf der Südseite der Ägäisinsel Euböa. Bewohnte Regionen sind aber nicht mehr bedroht.
21.000 Hektar Land wurden Raub der Flammen
Nach einer ersten Bilanz sind bei den Waldbränden im Norden Athens seit dem vergangenem Freitag gut 21.000 Hektar Wald, Buschland und landwirtschaftlich genutzte Gebiete zerstört worden. Fast zwei Millionen Bäume verbrannten. Mindestens 150 Häuser wurden schwer beschädigt oder ganz zerstört. Todesopfer gab es nicht.
Wurden viele Brände gelegt?
Bürgermeister aus den Katastrophengebieten vermuten Brandstiftung als eine Ursache für die Flammen. Bodenspekulanten versuchten, den Wald zu zerstören, sagten mehrere von ihnen in lokalen Medien. Wenige Monate oder Jahre nach den Bränden würden die Gebiete als Bauland freigegeben. Ein Politiker sprach von "Vetternwirtschaft". Waldbrände sind in den Mittelmeerländern wegen hoher Temperaturen und starker Winde im Sommer keine Seltenheit. (mm/hp/dpa/ap)