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Krisenmanagement in Davos

Ashutosh Pandey z. Zt. Davos
15. Januar 2023

Im vergangenen Jahr hatte der Überfall Russlands auf die Ukraine das Weltwirtschaftsforum in Davos dominiert. Dieses Jahr stehen die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges und eine mögliche Rezession im Mittelpunkt.

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Ein Mann macht ein Selfie vor dem Logo des Weltwirtschaftsforums in Davos
In diesem Jahr verzeichnet der WEF mit 1500 Verantwortungsträgern seine bislang größte TeilnehmerzahlBild: Arnd Wiegmann/REUTERS

Die große Davos-Gipfel-Familie kehrt am Montag in ihre gewohnte winterliche Kulisse zurück. Die sattgrünen Almen, die das Frühlingstreffen im Mai 2022 umrahmten, sind wieder winterlich weiß wie gewohnt. Die Gesprächsthemen haben sich allerdings kaum verändert: Der Krieg in der Ukraine und seine weltwirtschaftlichen Auswirkungen werden wohl auch in diesem Jahr die Agenda des Weltwirtschaftsforums (WEF 2023) in dem Schweizer Alpenort bestimmen.

Unsichere Zeiten

An dem Treffen in Davos nehmen weltweit führende Politiker und Wirtschaftsvertreter, Prominente und prominente Sozialaktivisten teil. Es findet zu einer Zeit statt, in der die Weltwirtschaft unter enormem Druck steht, hervorgerufen durch hohe Inflation, eine Energiekrise, kriegsbedingte Versorgungsunterbrechungen sowie einem Wiederaufflammen der COVID-19-Pandemie in China.

"Wirtschaftliche, umweltspezifische, soziale und geopolitische Krisen kommen zusammen und schaffen eine extrem unvorhersehbare und unsichere Zukunft", sagte Klaus Schwab, Gründer des WEF zu Reportern. "Das jährliche Treffen in Davos soll dazu beitragen, dass die Verantwortlichen nicht im Krisendenken verhaftet bleiben."

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WEF-Gründer Klaus Schwab will in Davos mit den Teilnehmern nach Lösungen für die unterschiedlichen Krisen suchenBild: Laurent Gillieron/KEYSTONE/picture alliance

Who's Who der globalisierten Wirtschaft

Zum fünftägigen Treffen, das unter dem Motto "Zusammenarbeit in einer fragmentierten Welt" steht, kommt das Führungspersonal von mehr als 50 Staaten zusammen. Unter ihnen Bundeskanzler Olaf Scholz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez.

Auch einige erst kürzlich gewählte Vertreter wie Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol, Präsident Gustavo Petro aus Kolumbien und Präsident Ferdinand Marcos Jr. von den Philippinen werden  erwartet. Die afrikanischen Delegationen werden angeführt von den Präsidenten Cyril Ramaphosa aus Südafrika und Samia Suluhu Hassan aus Tansania.

Aus den USA kommen Präsident Bidens Sonderbotschafter für Klimafragen, John Kerry, und die Handelsbeauftragte Katherine Tai. Neben 56 Finanzministern, so vielen wie nie zuvor, werden auch 19 Zentralbankdirektoren in Davos erwartet.

Aus Russland kommen keine Teilnehmer. Das WEF hatte die Verbindungen mit ihnen nach dem Überfall im Februar 2022 auf die Ukraine ausgesetzt. Die Ukraine selbst wird auch in diesem Jahr eine hochkarätige Delegation entsenden. Die Veranstalter teilten dazu aber aus Sicherheitsgründen keine Einzelheiten mit.

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Die russische Vertretung in Davos wird auch in diesem Jahr geschlossen bleibenBild: DW

Angst vor der Rezession

Das 53. Davoser Treffen findet während der schwersten ökonomischen Verwerfungen der letzten Jahre statt. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Kristalina Georgiewa, warnt, dass ein Drittel aller Volkswirtschaften in diesem Jahr von einer Rezession getroffen werden könnten.

Der Krieg in der Ukraine und die danach verhängten westlichen Sanktionen gegen Russland haben zu einer bislang beispiellosen Energieverknappung geführt. Obwohl die Inflation in Industrieländern wie den USA und der Eurozone ihren Höhepunkt erreicht zu haben scheint, befindet sie sich weiterhin auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau.

Dies nötigt die Notenbanken zu aggressiven Zinserhöhungen. Die hohen Zinsen wiederum führen zu höheren Refinanzierungskosten in einer Phase stagnierenden Wachstums und verschärfen die Gefahr, dass es zu einer globalen Schuldenkrise kommt.

Dies betrifft auch den afrikanischen Kontinent. Laut Weltbank kann die aktuelle Wirtschaftskrise dazu führen, dass die Armut in Subsahara-Afrika weiter zunimmt. 60 Prozent der weltweit Ärmsten lebt bereits in dieser Region.

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Das WEF ist zurück: in Davos - und nicht nur virtuell - und auch im WinterBild: Davos-Klosters Tourism

In der jüngsten jährlichen Risikoeinschätzung des WEF wurden die durch die Pandemie und den Einmarsch Russlands in der Ukraine verursachten weltweit gestiegenen Lebenshaltungskosten als das größte unmittelbare Risiko genannt. Die Engpässe bei Energieträgern und Nahrungsmitteln würden voraussichtlich noch zwei weitere Jahre andauern. 

Forumspräsident Borge Brende erklärte: "Das Davoser Treffen findet vor dem Hintergrund der kompliziertesten geopolitischen und weltwirtschaftlichen Lage der vergangenen Jahrzehnte statt. Es steht wirklich viel auf dem Spiel für die globale Wirtschaft, die versuchen muss, eine weltweite Rezession, verlangsamtes Wachstum, hohe Inflation und steigende Schulden zu vermeiden."

Zurück zum Geschäft

Zum ersten Mal seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie 2020 kehrt das Davoser Gipfeltreffen wieder zu seinem gewohnten Wintertermin am traditionellen Tagungsort zurück. 2021 fand der Gipfel zwar im Winter, aber nur virtuell statt. Im vorigen Jahr war die Veranstaltung auf den Monat Mai verlegt worden.

Aufgrund der Verlegung hatten viele hochkarätige Gäste wegen Terminüberschneidungen nicht teilnehmen können. In diesem Jahr verzeichnet der WEF seine bislang größte Teilnehmerzahl: Es werden 1500 führende Geschäftsleute erwartet - unter ihnen sind 600 CEOs von einigen der größten Firmen der Welt.

Dieser Beitrag wurde aus dem Englischen adaptiert.