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Drastischer Einbruch beim Maschinenbau

Henrik Böhme10. Februar 2009

Es ist der heftigste Auftragseinbruch seit 50 Jahren: Dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau stehen schwere Zeiten bevor. Die Absatzmärkte sind weltweit eingebrochen.

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Ein Arbeiter schleift die Schweißnähte für eine Windkraftanlage glatt (Foto: dpa)
Kein Licht am Ende des Tunnels - nur das Innere einer Windkraftanlage.Bild: picture-alliance / dpa

Fünf Jahre lang eilte der deutsche Maschinen- und Anlagenbau von einem Rekord zum nächsten. Die Produktion wurde in dieser Zeit um sagenhafte 40 Prozent gesteigert, zehntausende neue Jobs geschaffen. Auch das Jahr 2008 gehört noch zu dieser Erfolgsgeschichte - die nunmehr abrupt zu Ende ist. Die Branche steht vor einem Einbruch ohne Beispiel.

Viele schlechte Nachrichten

Die schlechten Nachrichten, die Hannes Hesse, der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes VDMA, am Dienstag (10.02.2009) zu verkünden hatte, lesen sich so: Es kommen viel weniger Aufträge bei den Firmen an – allein im Dezember gab es ein Minus von 40 Prozent verglichen mit dem Jahr davor. Und viele Aufträge, die schon in den Büchern standen, sind storniert oder im besten Fall nach hinten verschoben. Die Hoffnung, die Schwellen- und Entwicklungsländer könnten als neue Absatzmärkte den Verlust ausgleichen, hat sich zerschlagen.

Die fast 6000 Unternehmen der Branche – fast alles Mittelständler – würden derzeit "wie im Nebel auf Sicht fahren" – so beschreibt VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers die Lage. Und sagt dann das, was man derzeit aus fast allen Industriezweigen hört:

"So einen tiefen Einbruch wie wir ihn speziell im letzten Quartal 2008 hatten in den Auftragseingängen, haben wir, solange wir dieses Statistik machen, also seit den 50er Jahren, noch nicht gesehen."

Prognose auf wackligen Füßen

Wie es weitergeht, weiß beim VDMA derzeit keiner. Die Prognose, wonach die Produktion im laufenden Jahr um sieben Prozent schrumpfen werde, steht auf extrem wackligen Füßen. Und ob es bei den geschätzten 25.000 Jobs bleibt, die aktuell auf dem Spiel stehen? Hannes Hesse, der schon manche Krise der Branche mitgemacht hat, zuckt mit den Schultern, als er sagt: "Selbst für den Maschinenbau, der starke konjunkturelle Ausschläge kennt und mit ihnen umzugehen weiß, ist das, was wir aktuell erleben, alles andere als business as usual."

Und so bleibt dem Verbandsfunktionär nur die Flucht nach vorn – in Richtung Optimismus. Er sieht seine Branche auf "einer Expedition mit ungewissen Ausgang, doch wir sind gut gerüstet."

Abschottung als große Gefahr

In der Tat sind noch eine Menge Aufträge aus besseren Zeiten abzuarbeiten. Und die flexiblen Regelungen für die Arbeitszeiten helfen, über eine gewisse Durststrecke hinweg zu kommen. Aber eine Branche, die drei Viertel ihrer Produkte exportiert, wird eben umso heftiger getroffen, wenn alle Exportmärkte auf einmal zusammenbrechen. Die größte Sorge allerdings, die Hannes Hesse derzeit umtreibt, ist die zunehmende Abschottung der Märkte: Wenn man sehe, was in Russland und China passiere, was die USA angedeutet und wieder zurück genommen hätten und die Franzosen trieben: "Das ist ja nun wirklich der helle Wahnsinn." Und Hesse zeigt eine historische Parallele auf: Denn die Weltwirtschaftskrise sei entscheidend durch den Protektionismus ausgelöst worden - weil im Gefolge der ganze Welthandel zusammengebrach. "Wenn das passiert, dann ist es wirklich hochgefährlich und dann muss man sagen: Das Thema sollte man eigentlich ad acta gelegt haben. Protektionismus hilft niemandem."

Somit bleibt nur die Hoffnung, dass die vielen Maßnahmen und Konjunkturprogramme, die weltweit angestoßen wurden, ihre erhoffte Wirkung zeigen und vor allem eines wieder schaffen: Vertrauen. Das nämlich, so der einhellige Tenor beim VDMA, sei derzeit kaum noch vorhanden.