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Krawalle am Jahrestag

3. Oktober 2015

Am Jahrestag des Studentenmassakers von Tlatelolco haben sich Demonstranten und Polizisten in Mexiko-Stadt gewalttätige Auseinandersetzungen geliefert. Vermummte warfen Brandsätze auf den Nationalpalast.

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Zusammenstöße in Mexiko-Stadt (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/H.Romero

Die Antwort der Sicherheitskräfte folgte prompt: Die Polizei feuerte Tränengas in die Menschenmenge. Nach einem zunächst friedlichen Gedenkmarsch in Erinnerung an die Opfer des Massakers von 1968 hatten rund 300 Vermummte Molotow-Cocktails, Feuerwerkskörper und Steine auf den Nationalpalast am Zócalo-Platz im Zentrum der mexikanischen Hauptstadt geworfen.

Nach Angaben der Organisatoren der Demonstration wurden mindestens fünf Menschen verletzt. Insgesamt nahmen an der Kundgebung zum 47. Jahrestag des Studentenmassakers in Tlatelolco mehr als 15.000 Menschen teil.

Zusammenstöße in Mexiko-Stadt (Foto: Reuters)
Aufgeheizte Stimmung, Tränengas und Molotow-CocktailsBild: Reuters/E.Garrido

Mexikanisches Trauma

Jedes Jahr erinnern vor allem junge Menschen am 2. Oktober, dem Jahrestag des Massakers, mit Kundgebungen und Gedenkmärschen an die blutigen Ereignisse. Militär und Polizei hatten 1968, wenige Tage vor Beginn der Olympischen Sommerspiele in Mexiko, friedliche Studentenproteste blutig niedergeschlagen.

Die genaue Opferzahl ist unbekannt. Offiziell wird sie mit 40 Toten angegeben, Menschenrechtsorganisationen gehen von etwa 300 Todesopfern aus.

Damals hatten Polizisten, Soldaten und bewaffnete Unbekannte das Feuer auf tausende Studenten eröffnet, die friedlich im Stadtteil Tlatelolco für Reformen in Mexiko demonstrierten. Zehn Tage vor Beginn der ersten olympischen Spiele in dem lateinamerikanischen Land war die Stimmung angesichts der seit Monaten andauernden Proteste der Studentenbewegung explosiv.

Mit ausgelöst wurde der Massenmord von auf Dächern postierten Scharfschützen aus der Präsidentengarde, die gezielt in die Menschenmenge schossen. Die Hintergründe des Massakers wurden lange vertuscht, ab dem Jahr 1998 wurden erstmals offizielle Untersuchungen durchgeführt. Erst viele Jahrzehnte später, am 30. Juni 2006, sollte der damalige Innenminister Luis Echeverria Álvarez sich als mutmaßlicher Hauptverantwortlicher für das Massaker von Tlatelolco vor Gericht verantworten. Das Verfahren wurde schon wenig später eingestellt - wegen Verjährung.

qu/djo (dpa, afp, epd)