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Kostenexplosion bei Notruf 112

25. Februar 2018

Die Ausgaben der Krankenkassen für Einsätze von Rettungswagen steigen stark an und haben sich seit 2009 fast verdoppelt: auf rund 2,1 Milliarden Euro im Jahr 2016. Um die Kosten zu senken, sind Änderungen im Gespräch.

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Symbolbild Feuerwehr Berlin Notarzt
Bild: picture-alliance/dpa/W. Steinberg

Immer häufiger werde die Notrufnummer 112 wegen Bagatellen gewählt, berichtet die "Welt am Sonntag" und beruft sich dabei auf Krankenkassen und Gesundheitspolitiker. Demnach rückten zuletzt bundesweit rund 5,2 Millionen mal pro Jahr Rettungswagen aus.

Notruf auch bei Bagatellen

Verantwortlich für den Anstieg ist nach Ansicht von Politikern vor allem eine stark gestiegene Anspruchshaltung der Patienten: Sie wählten selbst dann den Notruf, wenn keine lebensbedrohliche Situation vorliege. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Union im Bundestag, Karin Maag (CDU), kündigte eine "Neustrukturierung der Notfallversorgung" in dieser Legislaturperiode an: "Dabei werden wir auch über bestehende Strukturen sprechen, die bislang nicht so gut funktionieren."

Geplant sei konkret eine Zusammenlegung der Notrufnummer 112 mit der Nummer des ärztlichen Notdienstes 116 117. Diese Nummer sei den meisten Patienten bisher kaum bekannt, beklagte auch die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Sabine Dittmar: "Es ist also wenig verwunderlich, dass es zu Fehlsteuerungen kommt."

Macht eine Handy-App Sinn?

Die für Gesundheitsthemen verantwortliche Bundestagsabgeordnete der Grünen, Kirsten Kappert-Gonther, regte zudem die Einrichtung einer Handy-App für Patienten an. "Darin könnten Hilfesuchende zu jeder Tages- und Nachtzeit die jeweils in ihrer Nähe verfügbaren Hilfsangebote angezeigt bekommen."

Klinikum Delmenhorst
Ein Problem: Menschen rufen den Notruf auch bei BagatellenBild: picture-alliance/dpa/Ingo Wagner

Aus Sicht der Krankenkassen sorgt neben der gestiegenen Anspruchshaltung von Patienten auch ein problematisches Konstrukt für den Kostenanstieg: Während die Kommunen die Rettungsdienste in ihrer Stadt organisieren - über eigene Berufsfeuerwehren oder die Vergabe meist an Hilfsorganisationen - und die Preise dafür festsetzen, müssen die Krankenkassen die Einsätze bezahlen. Für die Kommunen bestehe somit kein Anreiz, die Einsatzzahlen zu begrenzen.

Auch Abrechnungsbetrug ein Problem

Zudem verteuerten immer wieder Fälle von Abrechnungsbetrug das Rettungswesen. Bundesweit ermitteln derzeit nach Informationen der Zeitung "Welt am Sonntag" Staatsanwaltschaften gegen private und gemeinnützige Anbieter, die gegenüber den Kassen nicht erbrachte Leistungen bei Rettungsfahrten abgerechnet haben sollen. Abrechnungsbetrug ist offenbar auch bei Krankenfahrten verbreitet, etwa für Gehbehinderte oder Pflegebedürftige. Auch hier stiegen die Ausgaben der Krankenkassen deutlich an.

as/jj (afp, kna, Welt am Sonntag)