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Kosovo Päsident

3. Juli 2008

Kosovos Präsident Fatmir Sejdiu will die Serben im Norden des Landes integrieren. Im DW-Interview setzt er sich für eine Rückkehr aller Flüchtlinge und Entwicklungsmaßnahmen für die betroffenen Regionen ein.

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Kosovo-Präsident Fatmir Sejdiu (re.) im Interview mit DW-Serbisch (2.7.2008)Bild: DW/Jakupi

DW-Serbisch: Die Verfassung des Kosovo ist seit Mitte Juni in Kraft. Der Prozess der Umbildung der UN-Verwaltung UNMIK hat begonnen. Wie schätzen Sie die jetzige Situation im Kosovo ein?

Fatimir Sejdiu: In der Tat ist das Inkrafttreten der Verfassung des Kosovo seit der Unabhängigkeitserklärung der wichtigste Moment. Es ist das grundlegende Dokument, die höchste Gesetzgebung des Landes. Die weitere gesetzgeberische Struktur des unabhängigen Kosovo baut darauf auf. Natürlich ist es wichtig, dass die Institutionen des Kosovo jetzt die Verantwortung für ihr Handeln selbst übernommen haben. Der Prozess des Umbaus der UNMIK ist im Gange. Wir hoffen, dass dieser Prozess so schnell wie möglich abgeschlossen wird. Es ist wichtig für uns, dass dies zügig und mit einer klaren Frist geschieht sowie in gutem Einverständnis zwischen uns, der UNMIK und der EU-Mission EULEX, die ja als neue internationale Mission im Kosovo auch die Unterstützung der Bürger des Kosovo hat. Aus diesem Anlass möchten wir unseren tiefsten Dank an die UNMIK für all das ausdrücken, was sie im Kosovo geleistet hat. Sie hat dem Kosovo wirklich gut geholfen und einen wichtigen Beitrag zu den Entwicklungen hier geleistet. Natürlich ist die Zeit gekommen, dass eine solche Mission zum Ende kommt.

Glauben Sie, dass die zukünftige Aufgabenverteilung zwischen UNMIK und EULEX, die UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in seinem Brief an Sie festgelegt hat, zu einer Teilung des Kosovo führen könnte?

Nein, wir können absolut keine Situation vorhersehen, in der es zu einer Teilung des Kosovo kommen könnte. Natürlich ist die territoriale Integrität des Kosovo garantiert. Ich spreche sowohl vom internationalen Aspekt als auch vom politischen Willen des Volkes. Ein anderes Thema ist, dass es zu Spannungen kommen kann. Aber wir haben den Verhandlungsprozess für Kosovo abgeschlossen. Kosovo ist unabhängig und hat internationale Unterstützung. Mit all dieser Unterstützung, die Kosovo erfahren hat, ist es jetzt als souveräner Staat anerkannt und das bedeutet eben volle territoriale Integrität und Unabhängigkeit.

Wie sehen Sie die Sicherheitssituation angesichts der parallelen Strukturen der Serben, die diese Ende vergangener Woche in Form eines Regionalparlaments im Kosovo eingerichtet haben?

Ich denke, dass die Sicherheitssituation im Allgemeinen stabil ist. Die parallelen Strukturen, die es im Kosovo gibt, begehen bestimmte Provokationen. Es ist ein großer Beitrag der Bürger des Kosovo, dass sie darauf mit größtmöglicher Reife geantwortet haben. Natürlich ist es auch ein Ergebnis der Arbeit der Sicherheitsbehörden, der Polizeikräfte des Kosovo, aber auch der Internationalen Polizei und insbesondere der NATO-Kräfte im Kosovo. Natürlich sind die parallelen Strukturen im Kosovo ein schlechter Punkt, der darauf zielt, im Kosovo Spannungen aufrechtzuerhalten. Aber diese Strukturen werden langfristig keinen Effekt haben, außer dem, den sie jetzt schon haben: Dass sie einen Teil der Bevölkerung in der Illusion halten, dass die Kosovo-Frage im Rahmen Serbiens gelöst werden kann. Ich rufe aus diesem Anlass auch die serbischen Bürger des Kosovo auf, zur praktischen Realität zurückzukehren und Teil der Institutionen des Kosovo zu sein und all die Rechte zu genießen, die sie als Bürger, aber auch als Gemeinschaft, so wie alle anderen Gemeinschaften des Kosovo, haben. Wir sind bereit, auch so zu handeln.

Wie können die Serben im Kosovo integriert werden?

Ich glaube, dass hier noch viel mehr Arbeit nötig ist. Wir müssen uns auf den Weg einer aktiven Integrationspolitik machen. Natürlich gibt es Probleme, aber wir denken, dass wir es schaffen, mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft diesen Teil der Bevölkerung in einem größtmöglichen Maße zu integrieren. Wir wollen, dass die serbischen Bürger, die aus anderen Teilen des Kosovo stammen, in ihre Häuser zurückkehren und dass die albanischen Bürger, die aus dem Norden kommen, auch in ihre Häuser zurückkehren. Das gelingt nur durch Entwicklungsmaßnahmen. Die Menschen brauchen Arbeit und Perspektiven. Sie müssen ihre Existenz als sicher erkennen. Der Kosovo hat es noch vor sich, mit der internationalen Gemeinschaft agiler in diese Richtung zu arbeiten.

Das Interview führte Zulfija Jakupi