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Kopf-an-Kopf-Rennen in Ghana erfordert Stichwahl

11. Dezember 2008

Weil keiner der beiden Spitzenkandidaten für das Präsidentenamt in Ghana mehr als 50 Prozent der Wählerstimmen erreicht hat, müssen die Ghanaer jetzt zur Stichwahl antreten.

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Überwiegend friedlich verlief der erste Wahldurchgang in Ghana. Die Wahlbeteiligung war mit knapp 70% für afrikanische Verhältnisse sehr gut.Bild: AP

Das hat nicht gereicht - keiner der beiden Spitzenkandidaten für das Präsidentenamt in Ghana konnte genügend Stimmen sammeln. Mindestens 50 Prozent aller Stimmen hätten einen Sieg gesichert und den Nachfolger des bisherigen Präsidenten John Kufour bestimmt. Der durfte nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten. Aber bevor er sein Amt am 6. Januar abgibt, steht den Nachfolgerkandidaten noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen bevor.

Ghana Öl Öltanker in der Verladestation in Tema, der wichtigsten Hafenstadt Ghana's Foto: Stefanie Duckstein / DW
Mit Rohöl will Ghana in Zukunft viel Geld verdienen. Der künftige Präsident muss versuchen, den neuen Wohlstand im Land besser zu verteilenBild: Stefanie Duckstein

Am 28. Dezember sollen die Wähler noch einmal ihre Stimmen abgeben und mit einer Stichwahl zwischen dem konservativen Nana Akufo-Addo von der regierenden Neuen Patriotischen Partei (NPP) und seinem Konkurrenten im Präsidentschaftsrennen, John Atta Mills vom Nationaldemokratischen Kongress (NDC) entscheiden.

Ghana ist ein westafrikanisches Vorzeigeland mit einer funktionierenden Demokratie und einem ordentlichen Wirtschaftswachstum. Eigentlich gute Voraussetzungen für den neuen Präsidenten. Allerdings könnten die knappen Mehrheitsverhältnisse im Parlament es dem neuen Mann an der Landesspitze schwer machen. Dort hat die bisherige Opposition das Sagen. Sollte also der Kandidat der NPP gewinnen, müsste er sich mit einem regierungskritischen Palament auseinandersetzen. Ende Dezember soll das Ergebnis der Stichwahl in Ghana feststehen.

Sudan Darfur Massengräber
Massengräber in Darfur - seit Jahren lebt die schwarzafrikanische Bevölkerung in Angst vor den brutalen ReitermilizenBild: AP

Mission Impossible - die EUFOR-Soldaten in Darfur können am Leid der Bevölkerung nichts ändern. Eine Reportage von Martin Durm.

Seit Sonnenaufgang wühlt sich der schwer bewaffnete Konvoi durchs Land. Und so gut er auch mit Wüstenfarben getarnt ist, immer zieht die EUFOR- Patrouille eine riesige, gelbbraune Fahne hinter sich her: durch Wadis, ausgetrocknete Flusstäler und über Sandpisten. Gerade haben die französischen Fallschirmjäger eines der vielen überfüllten Flüchtlingslager passiert, Frauen am Wegrand mit leeren Wasserkanistern und halbnackte Kinder, die hinterher laufen und „cadeaux" rufen – Geschenk.

Aber für Kindereien ist keine Zeit in dieser Gegend, es geht westwärts in ein Dorf, das in den vergangenen Monaten immer wieder von Djandjawid heimgesucht wurde.

"Wir schauen zuerst mal bei den lokalen Autoritäten vorbei", sagt der Patrouillenführer, hängt sich Wasserflasche und Maschinenpistole über die Schultern und stapft Richtung Dorfplatz: Es gibt einen Grundsatz für solche Missionen, der heißt: Wichtiger als alle Satellitenaufklärung ist der enge Kontakt zu den Einheimischen, die geben Dir die entscheidenden Informationen. Die lokalen Autoritäten sind aber gerade nicht da. Und weil es Mittag ist und 45 Grad Hitze und weil die Dorfbewohner auch nicht sonderlich kooperationswillig wirken, gerät die Patrouille erst mal ins Stocken.

Soldat im Tschad
Unübersichtlich und chaotisch ist die Lage im Bürgerkriegsgebiet zwischen Darfur und dem Tschad.Bild: Picture-Alliance /dpa

3700 Soldaten der Europäischen Union sind zur Zeit im östlichen Tschad stationiert. Im Grenzgebiet zu Darfur sollen sie einen sogenannten humanitären Korridor garantieren: Schutz der Flüchtlinge und Vertriebene, Schutz der Hilfsorganisationen, Schutz des UN-Personals, lautet der Auftrag. Es ist ein ziemlich ehrgeiziges militärisches Unternehmen wenn man bedenkt, was für ein Gebiet da eigentlich kontrolliert werden soll: Eine Region so groß wie Frankreich, wenig Wasser, viel Wüste, Dornen, Banditen und so viele zersplitterte Rebellengruppe, dass es sich gar nicht erst lohnt, sich die Namen zu merken. Fast 500 000 Flüchtlinge und Vertriebene versuchen in diesem gewalttätigen Land zu überleben.

Es gibt viele Widersprüche in dieser Gegend. Während die EUFOR-Komandeure erklären, ihren Männern gelänge es, die Gegend erfolgreich zu sichern, berichten die Einheimischen und auch viele internationale Flüchtlingsorganisationen von immer neuen Überfällen, teils von tschadischen Banden verübt, teils von sudanesischen Reitermilizen. Von Darfur aus stoßen die Djandjawid immer wieder über die Grenze bis zu 40 Kilometer tief hinein in den Tschad.

Sudanesische Spezial-Polizei erwidert Beschuss von Rebellen
Wer gegen wen kämpft, ist für Außenseiter im Kriegsgebiet von Darfur kaum zu überblickenBild: picture-alliance /dpa

Nur wenn Dorfbewohner bei einem Überfall keinen Widerstand leisten, darf EUFOR sie mit Waffen schützen

„Wir haben EUFOR gefragt, was macht ihr dagegen, was unternehmt ihr, um die Djandjawid zu stoppen. Sie haben uns geantwortet: Wir können nichts tun, wir dürfen ein Dorf, das angegriffen wird, höchstens einkreisen, aber in Kämpfe eingreifen dürfen wir nicht," erzählt Idriss Oyonechidi, der Unterpräfekt des Provinzsstädtchens Farchana. Nur wenn Dorfbewohner bei einem Überfall der Djandjawid keinen Widerstand leisten, also wenn sie bereit sind, sich ohne Gegenwehr niedermachen zu lassen, nur dann wäre laut Eufor-Mandat der Einsatz von Waffengewalt gegen die Angreifer legitim.

Ein solches Mandat scheint die Milizen und Banden nicht sehr zu schrecken. Und die Einheimischen und Flüchtlinge in den Lagern scheinen ihrerseits nicht recht zu wissen, wozu die ausländischen Soldaten eigentlich da sind.

„Wir werden ständig überfallen," erzählt Karline Kleijer, Leiterin von Ärzte ohne Grenzen im Tschad. "Du liegst da und schläfst, und nachts kommen Bewaffnete mit Leitern über die Mauer. Sie holen unsere Mitarbeiter raus, drücken ihnen eine Kalaschnikow an den Kopf und zwingen sie, das Geld aus dem Safe zu holen."

Im Schnitt werden die Camps von Ärzte ohne Grenzen alle zwei Wochen überfallen. Die französische Sektion hat die Krisenregion gerade verlassen, nachdem ihr Mitte November auch noch das letztes Fahrzeug geraubt worden war. Die Helfer haben vor Ort nicht gerade den Eindruck gewonnen, dass EUFOR die Krisenregion stabilisiere.

Am Ende gelingt es der Patrouille im Dort dann doch noch, eine lokale Autorität aufzutreiben; einen schläfrigen, mürrischen, niedergeschlagenen Mann, der im Schatten seiner Rundhütte sitzt und nicht so recht weiß, was die Soldaten aus Frankreich eigentlich von ihm wollen. Wie geht’s, fragen die, wurdet ihr in letzter Zeit überfallen. Nein, sagt der Alte, es ist nichts.