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Kontrovers in Klagenfurt

27. Juni 2003
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Poetische Momentaufnahmen, Satire, Fantasy: Alles scheint dieses Jahr möglich beim Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis im österreichischen Klagenfurt. Die Diskussionen in der neu zusammengesetzten Jury kreisten vor allem um die Frage des Realismus und der Unterhaltungsliteratur.

Am längsten beschäftigte der Autor Henning Ahrens die Jury: Er spaltete mit seinem Roman-Ausschnitt "Commander Coeursledge", einem apokalyptischen Nachkriegs-Szenario in einer Großstadt der nahen Zukunft, die Meinungen. Der Autor Burkhard Spinnen würdigte das "große Anliegen, aktuelle Bewusstseinsräume in Literatur zu fassen". Die neue Jurysprecherin Iris Radisch sah hingegen "Literatur für große Jungs".

Eine Realismus-Debatte hatte vorher auch die ostfriesische Autorin Katrin de Vries ausgelöst. In der Erzählung "Die Lust am Walde" verbindet die Autorin einen märchenhaft-surrealen Ton mit aktuellen Themen wie Gentechnik. Die Reaktionen reichten von "ein unheimlich cleveres Spiel mit Versatzstücken der Romantik" bis hin zu dem Eingeständnis von Ursula März: "Ich kapituliere". Auch über den Text "Der Schlafanzug" der in Berlin lebenden Autorin Christina Griebel, der die Seelenlage eines Models schildert und mit religiösen Motiven spielt, konnte sich die Jury nicht einigen.

Bis Samstag lesen insgesamt 18 Autoren aus unveröffentlichten Texten. 14 der Teilnehmer kommen aus Deutschland, je zwei aus Österreich und der Schweiz. Am Sonntag werden neben dem Ingeborg-Bachmann-Preis als Hauptpreis vier weitere Auszeichnungen vergeben. Die Preissumme beträgt insgesamt 48.000 Euro.