1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Spaniens Klimapolitik

30. März 2009

Die Finanzkrise trifft Spanien besonders hart. Etliche Jobs sind bedroht, das Land hat inzwischen die höchste Arbeitslosenquote in der ganzen EU. Auch im Bereich der erneuerbaren Energien bekommt man die Krise zu spüren.

https://p.dw.com/p/HLQ3
Windräder stehen in einer Reihe (Foto: Windradbaufirma Gamesa/Cornelia Derichsweiler)
Eine konsequente Klimapolitik während der Krise ist schwierigBild: Windrad-Baufirma Gamesa/Cornelia Derichsweiler

In der Montagehalle der Firma "Gamesa" werden am laufenden Band Gondeln für Windräder zusammengebaut und dann in die ganze Welt exportiert. Die Windenergie boomt in Spanien. Schon heute werden elf Prozent des Strombedarfs durch Windkraft gedeckt.

Banken reduzieren Vorfinanzierungen

Eine Montaghalle (Foto: Gamesa/Cornelia Derichsweiler)
Hier werden Gondeln für Windräder zusammengesetztBild: Windrad-Baufirma Gamesa/Cornelia Derichsweiler

Und trotzdem: Auch hier geht die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorbei. Vor allem die fehlende Liquidität auf dem Finanzmarkt mache dem Sektor zu schaffen, erklärt Sergio de Otto, Sprecher des spanischen Unternehmerverbandes für Windenergie: "Bisher haben die Banken den Windparkbetreibern 85 Prozent bis 90 Prozent der Investitionskosten vorfinanziert, aber heute überlegen es sich die Banken dreimal, ob sie so ein Projekt finanzieren. Und die Kredite decken dann maximal 60 bis 70 Prozent der Kosten."

Für 2009 ist die Branche noch von keinen ernsthaften Problemen bedroht. Schließlich sind alle laufenden Projekte schon seit Jahren vorfinanziert. Sergio de Otto hofft, dass die Investoren auch künftig die erneuerbaren Energien mit den staatlichen Einspeisevergütungen als zuverlässige Alternative betrachten. Dabei hat er vor allem Investoren aus dem Bau- und Immobiliengeschäft im Blick. Voraussetzung ist aber, das die spanische Politik auch weiterhin auf die Branche setzt, meint er: "Wir brauchen klare Zeichen der Regierung, dass sie unsere Branche als Zukunftssektor stüzt. Dann werden auch die Banken sagen, mitziehen."

Regierungshaltung entscheidend für die Branche

Die Haltung der Regierung dürfte ganz entscheidend für die weitere Entwicklung der Branche sein, meint auch Miguel Angel Patiño von der führenden Wirtschaftszeitung "Expansión": "Unterstützt die Regierung die erneuerbaren Energien weiterhin, dann könnte sie eine Alternative zum schwächelnden Immobilien- und Bausektor werden. Und sie wären sogar imstande zum Motor zu werden, der Spanien aus der Krise hilft."

Zwei Männer stellen ein Windrad auf (Foto: Windradbaufirma Gamesa/Cornelia Derichsweiler)
Windenergie ist in Spanien auf dem VormarschBild: Windrad-Baufirma Gamesa/Cornelia Derichsweiler

Die Windenergie steht dabei nach Ansicht Patiños besser da, als die Solarenergie. Nicht nur, weil sie technologisch weiter ist und sechs Mal so viel Megawatt installiert hat. Der Solarenergie hatte die Regierung im letzten Herbst nämlich drastisch die Einspeisevergütung gekürzt. Damit sollte die rasante, teils aus dem Ruder laufende Entwicklung der Photovoltaik besser kontrolliert werden.

Regierung hat den Bogen überspannt

Die Kürzung der Förderungen habe dem Sektor jedoch bitter zugesetzt, meint der Journalist Miguel Angel Patiño: "Ich glaube, dass die Regierung damit den Bogen überspannt hat. Die ersten Konsequenzen sehen wir jetzt schon. Es gibt Firmen im Solarbereich, die ihre Fabriken schließen und ihre Leute entlassen." Die Regierung müsse in gewissem Masse zurückrudern, damit die Branche nicht plötzlich wegsterbe, meint er weiter.

Warten auf ein Zeichen

Bisher aber wartet die Branche vergeblich auf klare Zeichen der Politik. Die Krise mit schon jetzt mehr als dreieinhalb Millionen Arbeitslosen hat Spaniens Regierung fest im Griff. Ein ganzes Paket kurzfristiger Infrastrukturmassnahmen soll zumindest vorübergehend möglichst viele neue Arbeitsplätze schaffen. Doch ein grundlegender Strukturwandel, der den Klimaschutz auch als langfristigen Wirtschaftsmotor fördert, ist zumindest im Moment nicht in Sicht.

Autorin: Cornelia Derichsweiler

Redaktion: Heidi Engels