Der EU-Lateinamerika-Gipfel in Lima
15. Mai 2008Trotz anfänglicher Koketterie wird der Präsident von Venezuela, Hugo Chavez, wohl nun doch zum Gipfel der lateinamerikanischen, karibischen und europäischen Staaten nach Lima kommen. Davon gehen zumindest die peruanischen Organisatoren des fünften Gipfeltreffens dieser Art aus, zu dem 56 Staats- und Regierungschefs eingeladen sind. Der linke Populist Chavez hatte am Wochenende (10./11.5.) in seiner Fernsehshow „Hallo Präsident!" die konservative deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in die Nähe Adolf Hitlers gerückt.
Merkels Sprecher gab sich dennoch gelassen, schließlich sind Provokationen aus dem Munde von Hugo Chavez nichts Neues. Angela Merkel, die gerade den südamerikanischen Kontinent bereist, hatte bestritten, dass der Sozialist Chavez für den Rest Lateinamerikas spricht.
Chavez auf der Gegenveranstaltung
Wie bereits vor zwei Jahren in Wien beim letzten Gipfel wird Hugo Chavez zusammen mit anderen linken Präsidenten aus Bolivien, Ecuador, aber auch aus Zypern beim so genannten Gipfel der Völker auftreten, einer Gegenveranstaltung zum offiziellen EU-Lateinamerika-Treffen.
Die EU-Kommissarin für Außenbeziehungen, Benita Ferrero-Waldner, hofft, dass das Schaulaufen von Linken und Konservativen die eigentliche Gipfelarbeit zur Armutsbekämpfung und zum Klimawandel nicht überschattet. Dass Chavez irgendwo einen Extragipfel mache, so Ferrero-Waldner, das könne man nicht verhindern. Man lebe in einer freien Gesellschaft.
Die EU tut sich manchmal schwer, mit einer Stimme zu sprechen. Aber in Lateinamerika sind die Spannungen zwischen den Staaten von Mexiko bis Chile und die Konkurrenz der verschiedenen regionalen Bündnisse wie Andenpakt und Mercosur erheblich größer. Im aktuellen Konflikt zwischen Kolumbien und Ecuador um die linksgerichteten Rebellen der FARC soll in Lima am Rande des Gipfels vermittelt werden. Bundeskanzlerin Merkel rief vor ihrer Abreise in Berlin die lateinamerikanischen Staaten zu mehr Zusammenarbeit bei globalen Themen auf: Gerade in den Fragen des Handels bestimmten oft Spezialinteressen und unterschiedliche Wahrnehmungen das Feld, so Merkel.Deshalb werde sie die Reise nutzen, um zu sagen, dass man die Interessen zusammenschließen solle, erklärte Merkel weiter.
Schneller sein als die Chinesen
Nach den Vorstellungen der EU sollen auf dem Gipfel strategische Leitlinien erarbeitet werden, wie die beiden Kontinente bei der Bekämpfung des Klimawandels, der Nahrungsproduktion und dem Welthandel gemeinsam vorgehen können. Die EU hat starkes wirtschaftliches Interesse an Lateinamerika und möchte China zuvorkommen, so Bundeskanzlerin Merkel: Europa müsse sich auch da sputen, als langjährige Partner auch weiterhin wichtige Partner zu sein und nicht an vielen Stellen sehr spät zu kommen, so Merkel.
Die kleineren lateinamerikanischen Länder wie Peru erwarten vor allem, dass sie ihre Exporte in die EU steigern und mehr Investitionen aus Europa anlocken können. Außerdem könne man sich von den Europäern einiges abschauen, sagte Ricardo Vega Llona, der für im Außenministerium von Peru den Gipfel organisiert.
Auch die peruanischen Gastgeber wissen nicht, wie sich der Präsident von Venezuela letztlich verhalten wird. Beim vorigen Gipfeltreffen vor zwei Jahren legte sich der spanische König Juan Carlos mit ihm an und forderte Chavez nach Tiraden gegen Spanien auf, doch einfach den Mund zu halten.