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Kommt zurück!

9. Dezember 2009

Die Kirchen verlieren immer noch mehr Mitglieder, als sie neue dazu gewinnen. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat jetzt eine Studie vorgelegt, in der steht, wie sie ehemalige Schäfchen zurückgewinnen will.

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Besucher des Evangelischen Kirchentages 2007 (Foto: AP)
Sie sind schon dabei, es sollen aber wieder mehr werdenBild: AP

"Ich bin ausgetreten, weil ich an die Institution Kirche nicht mehr geglaubt habe", sagt die Berlinerin Lisa Dölling-Eckle. Sie habe sich zum Beispiel gewünscht, dass sich die Kirche stärker für Flüchtlinge einsetzt. "Zum Schluss hat mich geärgert, dass ich zum Umzug einfach nur einen Kirchensteuerbescheid bekommen habe, anstatt mal eine Einladung von meiner Kirchengemeinde." Lisa Dölling-Eckle gehörte zu den rund 150.000 Menschen, die jährlich die evangelische Kirche verlassen - aus Enttäuschung, aus Gleichgültigkeit oder einfach, um die Kirchensteuer zu sparen.

Klingelbeutel in einem katholischen Gottesdienst (Foto: dpa)
Viele wollen Kirchensteuer sparenBild: picture-alliance/dpa

Seit einigen Jahren gelingt es der evangelischen Kirche aber zumindest, einen Teil der Ausgetretenen zurückzugewinnen. Die Gründe für den Wiedereintritt sind sehr unterschiedlich. Manche bekennen offen, dass sie es aus Pragmatismus getan haben, weil sie gerne kirchlich heiraten wollten. Bei Lisa Dölling-Eckle war es die Geburt ihres Kindes. Das Wunder der Geburt habe für sie auch viel mit dem Glauben zu tun.

Einladung muss sein - sonst kommt keiner

Annette Dieckmann-Bartels ist wieder eingetreten, weil sie die christliche Kultur aufrecht erhalten möchte. "Das ist ganz wichtig, und wenn diese Kultur nicht aufrecht erhalten werden kann, weil viele Menschen sich das nicht mehr leisten können, dann wäre das sehr bitter". Sie wolle jedenfalls verhindern, dass irgendwann ein Gotteshaus zu einem Parkhaus umgebaut werde.

Porträt der EKD-Vorsitzenden Margot Käßmann (Foto: dpa)
Margot Käßmann wirbt um die RückkehrerBild: dpa

Margot Käßmann, die neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), betont, dass die Kirche eine "einladende Grundhaltung" einnehmen müsse. Keiner dürfe ein schlechtes Gewissen haben, wenn er in den Schoß der Kirche zurückkehre. Die Befragungen für eine EKD-Studie zum Wiedereintritt haben gezeigt, dass viele auch den Wunsch nach einer Art "Aufnahmeritual" äußern. Die EKD-Studie hat herausgefunden, dass die Eintrittszahlen in jenen Orten am größten sind, in denen sich eine der mittlerweile 140 Eintrittsstellen befindet.

Generationswechsel bei den Mitgliedern

In den östlichen Bundesländern ist die Situation allerdings anders als im Westen. Hier ist bei vielen die Beziehung zur Kirche schon vor zwei, drei Generationen abgerissen. Von einem Wiedereintritt kann man da nur selten sprechen. Dennoch sieht Margot Käßmann einige Möglichkeiten, auch hier die Menschen für die Kirche zu gewinnen – vor allem über die Kinder und die Kultur: "Nicht die Eltern bringen die Kinder zur Kirche, sondern die Kinder die Eltern. Das ist ein interessantes neues Phänomen." Auch Lisa Dölling-Eckle ist ja wegen ihres Kindes wieder in die Kirche eingetreten. Für sie war es ein besonderer Schritt: "Ich habe dann nachts hier gesessen mit meinem Mann und habe gesagt: ‚Schön, jetzt bin ich wieder dabei’. Ich fühlte mich wieder zugehörig."

Autor: Michael Hollenbach

Redaktion: Klaus Krämer/ Marlis Schaum