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Zehn Thesen, die für Donald Trump sprechen

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Ines Pohl
17. Mai 2016

Dass ein Präsident Donald Trump ja gar nicht geht und die Amerikaner sowieso spinnen - das ist täglich und überall zu lesen. Ines Pohl hat aufgeschrieben, was für den Kandidaten der Republikaner spricht.

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USA Vorwahlen Republikaner Donald Trump in New York
Bild: Reuters/L. Jackson

1. Donald Trump ist nicht Hillary Clinton.

Klingt banaler, als es ist. Die ehemalige Außenministerin und First Lady ist nicht nur für Republikaner unwählbar. Auch viele Unabhängige und selbst Demokraten haben große Schwierigkeiten mit ihr. Sie verkörpert ein nahezu dynastisches Verständnis von politischer Elite. Wer zudem so lange öffentliche Ämter bekleidete wie sie, hat zwangsläufig eine Menge Fehler gemacht, die jetzt gegen sie verwendet werden. Vor allem im sogenannten E-Mail-Skandal wird ihr größtes Problem deutlich: Die Arroganz der Macht, mit der sie Privilegien in Anspruch nimmt. Hätte sie sich früh und klar entschuldigt, wäre das Thema lange vom Tisch. Und natürlich spielt auch eine gehörige Portion Sexismus eine Rolle bei der Ablehnung der übrigens sehr erfolgreichen ehemaligen New Yorker Senatorin.

2. Donald Trump spricht so, dass die Leute ihn verstehen.

Auch wenn vieles keinerlei Sinn hat und Trump durchaus in der Lage ist, sich in einem Satz gleich mehrmals zu widersprechen: Er redet so, dass jeder ihn versteht, der des Englischen einigermaßen mächtig ist. Niemand wird gezwungen, in einem Wörterbuch nachzuschlagen oder fliegt durch zu komplizierte Schachtelsätze aus der Kurve. Und weil die Menschen ihn verstehen, fühlen sie sich verstanden und ernst genommen.

3. Die Menschen glauben ihm.

Aufs Erste hat das keinen Sinn. Aber gerade weil Donald Trump sich immer wieder in Widersprüche verstrickt und verschiedene Thesen und Behauptungen zu einem Thema aufstellt, haben viele Menschen das Gefühl, er sei ehrlich. In einem Wahlkampf, in dem so viele Statements genauestens auf die verschiedenen Wählergruppen zugeschnitten werden, ist Authentizität vielen wichtiger als durchdachte Konzepte, die oft unpersönlich und auswendig gelernt rüberkommen.

4. Seine wirtschaftlichen Erfolge sind zu sehen.

Fast täglich kommen nun Details an Tageslicht, die belegen, dass die Geschäfte des sogenannten Multimillionärs aus New York lange nicht so erfolgreich sind, wie er den Anschein zu erwecken versucht. Bisher schaden diese Berichte seiner Erzählung vom erfolgreichen Geschäftsmann aber nicht im Geringsten. Das hat auch damit zu tun, dass sein zu großen Teilen geerbter Reichtum zu sehen ist, in Form von Golfplätzen, Casinos und nicht zuletzt den protzigen Trump-Türmen.

5. Er hat keine Angst, sich Feinde zu machen.

Sein Poltern, seine Beleidigungen, seine Ausfälle sind für viele der Beweis dafür, dass Donald Trump keine Angst hat, sich Feinde zu machen. Und das gilt als klarer Beleg von Stärke. Vor allem, wenn es darum geht, die unmittelbaren Interessen Amerikas an allererste Stelle zu setzen. Viele seiner Unterstützer fluchen zwar weder selbst, noch beleidigen sie Frauen. Gleichwohl nehmen sie das als Beweis von jener Stärke, die sie sich von einem Führer wünschen. Für viele kommt dazu, dass endlich mal einer ausbricht aus dem dichtgewobenen Netz von Benimmregeln und gesellschaftlichen Auflagen in diesem Land, in dem so viele unterschiedliche Kulturen und Religionen miteinander klarkommen müssen.

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Ines Pohl ist DW-Korrespondentin in Washington

6. Donald Trump steht für Haltung und Gefühle.

Durchdachte, konsistente, ausgetüftelte Pläne erwartet niemand von Donald Trump. Dafür bietet er große Gesten und Visionen als Antwort auf die Ängste und Unsicherheiten seiner Unterstützer. Er offeriert eine emotionale Heimat, die sich vor allem durch Aus- und Abgrenzung gegenüber dem "anderen" definiert. Genau das also, wonach sich so viele sehnen. Sie wollen keine Fragen, keine Aufforderung, sich auseinanderzusetzen und zu verorten, sondern simple Antworten.

7. Alles soll so bleiben, wie es niemals war.

Donald Trumps Traum von einem überhöhten Amerika der Vergangenheit ist zuallererst eines: Die Verweigerung anzuerkennen, dass wir in einer durch und durch globalisierten Welt leben. Und damit ist Donald Trump der Einzige in diesem Wahlkampf, der eine Medizin anbietet gegen die Angst vor Veränderungen. Der mit "Let's make America great again" einen einfachen Slogan gefunden hat, hinter dem sich alle versammeln können, die nicht mehr mitkommen. Jene, die Angst haben, dass das Wohlstandsniveau auf Dauer nicht zu halten sein wird. Donald Trump ist die personifizierte Verweigerung der Globalisierung, der berüchtigte Zaun an der Grenze zu Mexiko ist zum skurrilen Symbol genau dafür geworden.

8. Donald Trump ist die Antwort auf die Entwicklung der republikanischen Partei.

Seit den späten 1970er-Jahren hat sich die republikanische Partei in eine Richtung entwickelt, die viele traditionelle Wählerinnen und Wähler vor den Kopf gestoßen hat. Das Phänomen Trump ist die Antwort darauf. Letztlich hat die Partei ihn geschaffen durch ihren Anti-Regierungskurs und die Fokussierung auf die Wirtschaftseliten. Die klassischen Wähler, die weiße Mittelklasse, leidet an diesem Kurs der Globalisierung und der Niedriglohn-Konkurrenz von Einwanderern. Die eigentlich urkonservativen Grundwerte der Lincoln-Partei wurden durch den eignen Extremismus geschwächt und haben damit Trump geschaffen.

9. Die letzte Chance für den weißen Mann.

Für die Demokraten spielt die weiße Mittelschicht schon jetzt keine existenzielle Rolle mehr. Die Republikaner müssen aber zumindest in dieser Wahl deren Stimmen sicher haben, um überhaupt gewinnen zu können. Mit der gesellschaftlichen Veränderungen - spätestens 2050 wird die Mehrheit der Amerikaner nicht mehr weiß sein - ist es mit dieser Macht bald vorbei. Entsprechend dürfte diese Wahl eine der letzten sein, in der der weiße, mittelalte Mittelschichtmann noch Einfluss hat. Und kein anderer Kandidat wie Donald Trump war bisher in der Lage, dessen Sehnsüchte, Ängste und Hoffnung so gut für sich zu nutzen.

10. Donald Trump ist nicht Hillary Clinton.

Im politischen Washington kursiert ein guter Spruch: Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass Donald Trump gewinnt. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass Hillary Clinton verlieren wird.

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Ines Pohl Büroleiterin DW Studio Washington@inespohl