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Terminator mit Föhnwelle

Soric Miodrag Kommentarbild App
Miodrag Soric
20. März 2016

Noch ist nicht ausgemacht, ob er überhaupt Präsidentschaftskandidat wird. Doch niemand im US-Wahlkampf polarisiert so stark wie Donald Trump. Das erinnert stark an erfolgreiche Filme aus Hollywood, meint Miodrag Soric.

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USA Vorwahlen Donald Trump
Bild: Reuters/J. Skipper

Hollywood hat Hunderte von Katastrophenfilmen produziert: Kometen, die aus dem Dunkel des Weltalls unseren blauen Planeten zerstören; Hurricanes, die die Atlantikküste verwüsten; Erdbeben, die ganze Städte verschlucken. Die Lust am Untergang hat zweifellos Unterhaltungswert.

Offenbar auch in der Politik. Denn selbst seine größten Gegner können nicht wegsehen, wenn "The Donald" Wahlkampfreden hält und dabei für Trump Steaks oder Trump Golfclubs wirbt. Viele Amerikaner verfolgen die Auftritte des Milliardärs mit einer Mischung aus Lachen, Ungläubigkeit und Bewunderung. "Mal sehen, wie weit er kommt", denken sie und greifen auf dem Sofa vor dem Fernseher in die Chips-Tüte.

Medien als Teil des Spektakels

Doch die Medien verbreiten nicht nur das Spektakel - sie sind ein Teil davon. Etwa wenn sich blonde Moderatorinnen auf hohen Absätzen ein Rededuell mit Trump liefern. Der Kandidat mit der markanten Föhnwelle treibt die Einschaltquoten nach oben. Und so rollt auch der Werbedollar.

Der moralische Zeigefinger ("Wie kann man so einem so viel Sendezeit einräumen?") ist völlig fehl am Platz. Niemand wird gezwungen fernzusehen. In den USA müssen die TV-Sender Geld verdienen. Nachrichten haben unterhaltsam zu sein. Im Übrigen war Trump schon ein Fernsehstar, lange bevor er in die Politik ging.

Was tun, um ihn zu stoppen, fragt sich die politische Elite des Landes nach seinen jüngsten Vorwahl-Erfolgen mehr denn je? Denn anders als in Hollywood würde ein "Donald" im Weißen Haus das Leben von Millionen dramatisch verändern: Er will neue Zollschranken errichten, sogenannte Illegale ausweisen, Muslime nicht einreisen lassen. "So weit wird es nicht kommen" - zumindest hier sind sich Anhänger und Gegner Trumps einig. Und selbst wenn, sagen sie: Die USA sind ein Rechtsstaat, der Präsident kein Diktator.

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Miodrag Soric leitet das DW-Studio in Washington

Doch die Gewaltenteilung funktioniert nur, wenn Politiker kompromissbereit sind. Seit Jahren sind sie es nicht. Das politische Klima in Washington ist vergiftet. Davon profitiert Trump. Ohne die Blockade in D.C. würde es ihn in der Politik gar nicht geben. Trump verkörpert die Sehnsucht vieler Amerikaner nach einem Helden, der das übermächtige Establishment aufmischt. Eine David-gegen-Goliath-Geschichte. Damit können sich viele Amerikaner identifizieren.

Trumps Wähler nur Protestwähler?

Konservative Wähler, enttäuschte Tea-Party Anhänger, Evangelikale und viele andere Trump-Fans wissen eigentlich gar nicht so genau, was sie wollen. Nur so viel: Die Politiker, die in den vergangenen Jahren die Geschicke des Landes steuerten, sollen weg. Vor allem Hillary Clinton - für Republikaner die Inkarnation einer Politikerkaste, die das Land als Geisel nimmt: Statt an das Allgemeinwohl zu denken, wirtschaftet sie nur in die eigene Tasche.

Trost in dieser düsteren Situation bietet die amerikanische Geschichte. Wer erinnert sich noch an den professionellen Wrestler Jesse "The Body" Ventura, der Minnesota regierte? Oder an den Schauspieler Arnold Schwarzenegger, den "Terminator", der acht Jahre lang die Geschicke Kaiforniens lenkte? Ronald Reagan versprach als Präsidentschaftskandidat Steuersenkungen - und erhöhte sie. Später phantasierte er vom Krieg im Weltraum und vergaß es dann wieder. Heute gilt er als einer der bedeutendsten Präsidenten in der jüngeren US-Geschichte.

Was lernen wir daraus? Die amerikanische Gesellschaft überlebte viele politische Abenteuer und Abenteurer. Bislang gab es immer ein Happy End. Wie in Hollywood.

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