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Auf Konfrontationskurs

Klaus Ulrich9. Juli 2008

Der Technologiekonzern Siemens will weltweit 16.750 Stellen streichen - davon 5250 in Deutschland. Und das bei vollen Auftragsbüchern. Konzernchef Löscher steht zu Unrecht als Buhmann da, meint Klaus Ulrich.

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Und in der Tat: Was hat der gebürtige Österreicher, der vor einem Jahr vom Siemens-Rivalen General Electric als großer Hoffnungsträger nach München geholt wurde, bisher erreicht? Der Aktienkurs des Konzerns stieg zwar, wie das so üblich ist an der Börse, nach Verkündung des rigorosen Sparprogramms leicht an, sackte dann aber schnell wieder ab.

Aber genau da dürfte der Ansatzpunkt für Peter Löschers unpopuläre Maßnahmen liegen: Denn Siemens für die Zukunft fit zu machen, muss die wichtigste Aufgabe des Vorstandsvorsitzenden sein. Und für dieses Ziel müssen Opfer gebracht werden - in diesem Fall ist es ein massiver Arbeitsplatzabbau, so bitter das auch ist.

Größte Reform

Löscher hat den Schmiergeldskandal in den Griff bekommen. Er hat veraltete Strukturen im Konzern aufgebrochen und aus gut einem Dutzend unterschiedlicher Bereiche drei so genannte Sektoren geformt. Das ist die größte Reform der Firmengeschichte.

Jetzt gilt es, diesen Weg konsequent weiter zu verfolgen, denn die alten Wasserköpfe in den unterschiedlichen Hierarchiestufen mögen zwar gesprengt sein, die überbordende Bürokratie in dem weitverzweigten Weltkonzern aber ist es noch lange nicht. Und genau in diesem Punkt scheint auch die Stärke von Löschers Plänen zu liegen: Er geht auf Konfrontationskurs mit der gesamten Belegschaft, auch mit der Verwaltung. Immerhin sollen von den rund 17.000 Jobs, die insgesamt zur Disposition stehen, gut 12.000 in diesem Bereich gestrichen werden.

Produktqualität zählt

Damit setzt Löscher ein wichtiges Zeichen. Seine Botschaft an die Beschäftigten lautet: Vor dem Hintergrund einer schwächelnden Weltkonjunktur ist eine Verschlankung unbedingt notwendig. Dabei muss der Konzernchef allerdings auch darauf achten, dass der Betriebsfrieden gewahrt bleibt. Für die Zukunft aber muss für den Traditionskonzern Siemens unbedingt wieder die Produktqualität an erster Stelle stehen. Nur so kann das weltweit agierende Unternehmen in Zeiten der Globalisierung konkurrenzfähig bleiben - und das Gros der Arbeitsplätze auf Dauer sichern.