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Sieg von AlphaGo kein Meilenstein

12. März 2016

Der Sieg der Software im dritten Match gegen den "Go"-Meister Lee Sedol zeigt die Leistungsfähigkeit der künstlichen Intelligenz. Überraschen sollte das uns allerdings nicht, meint Fabian Schmidt.

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Go-Spiel auf Handy-Bildschirm (Foto: picture-alliance/dpa/K. Hee-Chul
Bild: picture-alliance/dpa/K. Hee-Chul

Die Entwickler der Brettspiel-Software AlphaGo feiern den dritten Match-Sieg gegen den "Go"-Meister Lee Sedol als riesigen Meilenstein in der Entwicklung der künstlichen Intelligenz. Zwar gibt es in der Tat etwas Besonderes an der Software: Es ist ein Programm, das "selbstlernend" ist, also aus eigenen Fehlern klug wird. Offensichtlich ist das Programm aber schon so gut gewesen, dass es gar nicht erst Fehler gemacht hat - sonst hätte es ja nicht alle Spiele gewonnen.

Dass ein Computer einen Menschen in einem hochkomplexen Brettspiel schlägt, sollte uns allerdings weder verwundern noch Angst vor künstlicher Intelligenz einjagen. Die Tatsache, dass das Brettspiel Go in den strategischen Handlungsoptionen, die beide Spieler haben, um vieles komplexer ist als Schach, macht die Möglichkeit, dass die Maschine den Menschen überflügelt, nicht kleiner – im Gegenteil.

Die Zahl der Rechenschritte entscheidet

Es ist nämlich nur logisch, dass Computer ihre eigene spezifische Leistungsfähigkeit gerade dann umso besser ausspielen können, desto komplexer die Sachverhalte sind, mit denen sie sich beschäftigen. Computer sind nämlich immer den Menschen überlegen, wenn diese Menschen den Überblick verlieren: Etwa weil die Anzahl der Handlungsoptionen, die sie haben, zu groß wird, um noch damit klarzukommen. Oder – digital gesprochen – wenn die Anzahl der Rechenschritte ihnen über den Kopf steigt. Und wenn vor allem die Anzahl von Rechenschritten über Sieg oder Niederlage entscheidet – und die Software dann noch entsprechend intelligent programmiert ist – kann kein Mensch gegen eine Maschine bestehen.

Schmidt Fabian (Foto: DW)
Fabian Schmidt, DW-Wissenschaftsredaktion

Viele andere Beispiele aus der jüngeren Wissenschaftsentwicklung sprechen Bände davon: Ohne Supercomputer wäre es etwa niemals möglich gewesen, die Zahl Pi auf 13,3 Billionen Kommastellen genau zu berechnen. Auch die komplette Entzifferung des menschlichen Genoms, die rapide Fortschritte in der Medizin hervorgebracht hat, wäre ohne künstliche Rechenleistung nie leistbar gewesen. Viele weitere Beispiele aus der täglichen Forschung ließen sich hier aufzählen.

Die Macht bleibt beim Menschen

Muss uns das Angst vor Computern machen? Im Gegenteil: Rechner und Roboter sind trotz ihrer spezifischen Leistungsfähigkeit nach wie vor stark beschränkt: Sie können nämlich immer nur das leisten, wofür sie programmiert wurden. Selbst ihre vermeintliche "eigene" Intelligenz beschränkt sich immer auf das, wofür die Menschen sie erfunden haben. Die Macht übernehmen sie deshalb noch lange nicht.

Schmidt Fabian Kommentarbild App
Fabian Schmidt Wissenschaftsredakteur mit Blick auf Technik und Erfindungen