1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Schön, dass wir mal darüber geredet haben

Elke Opielka16. Oktober 2014

Das "Bündnis für nachhaltige Textilien" soll eine ökologische und sozial verantwortungsvolle Produktion sichern, vom Baumwollfeld bis ins Regal. Und die Wirtschaft soll freiwillig mitmachen. Elke Opielka ist skeptisch.

https://p.dw.com/p/1DWYZ
Bangladesch Textilarbeiterinnen in Dhaka
Bild: AP

Lippenbekenntnisse aus dem deutschen Entwicklungsministerium, mehr war das am Donnerstag nicht, was da verkündet wurde. Alle sind sich vor allem eins - uneinig. Greenpeace tritt dem Bündnis erst gar nicht bei, angeblich, weil Umweltstandards zu wenig berücksichtigt werden. Einige Handelsverbände haben ihren Unternehmen schon im Vorfeld geraten, nicht mitzumachen. Die Ziele seien - angeblich - zu ambitioniert.

Bangladesch ist eben doch ganz schön weit weg. Im April 2013 stürzte dort eine Fabrik ein. Mehr als 1100 Menschen wurden lebendig darunter begraben. Sie konnten gar nicht entkommen, weil die Ausgänge verriegelt waren. Die Fernsehbilder gingen wochenlang um die Welt, alle waren ziemlich betroffen. Was hat sich seither für die mehr als vier Millionen Textilarbeiter, vor allem Frauen, verändert? Nicht viel. Immerhin hat die globale Textilindustrie Initiative gezeigt. Zwei Vereinigungen wurden ins Leben gerufen, die eine amerikanisch dominiert, in der anderen haben sich europäische Firmen wie Adidas, Benetton oder H&M verbündet. Sie haben insgesamt 1700 Fabriken untersucht und dabei so große Sicherheitsmängel gefunden, dass 40 Fabriken sofort geschlossen werden müssten.

16.10.2014 Elke Opielka
Elke Opielka, Redakteurin für das DW-Globalisierungsmagazin "Global 3000"

Die Politik vor Ort ist in der Pflicht

Das wiederum müsste die Politik in Bangladesch umsetzen - und da fehlt der Wille. Das Land ist abhängig von der Textilindustrie und die internationalen Bekleidungsunternehmen sind abhängig von den 5000 Fabriken, in denen dort Kleider zusammengenäht werden. Neben China ist Bangladesch der größte Textil-Produzent auf der Welt. Selbst wenn der Mindestlohn auf 80 Euro im Monat verdoppelt würde, liegt er immer noch unter dem von konkurrierenden Staaten wie Vietnam oder Indonesien. Und Bangladesch hat einen weiteren entscheidenden Wettbewerbsvorteil - die Textilien kommen "duty-free" nach Europa.

Welches Gewicht hat da ein freiwilliges Bündnis für nachhaltige Textilien, bei dem die entscheidenden Akteure noch nicht einmal in Deutschland mitmachen? Und noch ein Akteur ist entscheidend: Erst im Sommer wurde in Berlin eine neue Primark-Filiale eröffnet. Eine Handelskette verkauft zu unschlagbar günstigen Preisen und lässt wie alle anderen auch in Asien herstellen. Die Filiale wurde von Teenagern praktisch überrannt - Bangladesch ist eben doch ganz schön weit weg.