Kommentar: Probleme, welche Probleme?
20. März 2015Die Weihnachtsmarktbetreiber werden sich freuen. Die umstrittene Weltmeisterschaft in Katar werden die meisten Fußballfans wohl auf einem der zahlreichen Adventsmärkte verfolgen. Statt kaltem Bier gibt es dann eben Glühwein, statt im Biergarten, wird unter dem Heizstrahler gefeiert. Wirklich schlimm ist das nicht, immerhin haben die Fans noch sieben Jahre Zeit sich auf die "Ausnahmesituation" vorzubereiten. Auch, dass beim großen Finale erstmals in der WM-Historie die vierte Kerze auf dem Adventskranz brennen wird, sollte nicht allzu dramatisch gesehen werden. Das ist allemal besser als ein Finale einen Tag vor Heiligabend.
Keine Diskussion über wichtige Themen
Die leidige Termindebatte ist damit beendet. Mehr Zeit also, um über die wirklich wichtigen Fragen zu sprechen, oder? FIFA-Boss Joseph Blatter allerdings sieht das anders und übergeht mit der Termindiskussion geschickt Themen wie Menschenrechtsverletzungen oder auch die unzumutbaren Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen. Das ist schlichtweg inakzeptabel.
Der 79-Jährige verkündete lediglich, dass die Baustellen in Katar nun auf Wunsch des Emirs von der Fifa kontrolliert werden sollen. So wolle man sicherstellen, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Hört sich toll an, doch dass auf diese Weise nichts Negatives ans Tageslicht kommen wird, dürfte wohl niemanden überraschen. Denn warum sollte die FIFA sich selbst ins Zentrum der Kritik bringen?
Die Fifa schaut weg
Statt über problematische Themen zu sprechen, verkündet der Weltverband lieber, dass die Top-Clubs nicht nur für die umstrittene WM im Emirat am Golf, sondern auch schon für das nächste Turnier in gut drei Jahren in Russland die Rekordsumme von 209 Millionen US-Dollar, umgerechnet fast 195 Millionen Euro, für die Abstellung ihrer Profis bekommen. Durch diese Kompensationszahlungen dürften die Vereine ruhig gestellt sein - Problemlösung ganz im Stile der Fifa eben. Alles super also, zumindest aus der Sicht des Weltverbandes. Entscheidendes verändert hat die zweitägige Sitzung in Zürich nicht, nur eins bestätigt: Die Fifa schaut nach wie vor gerne weg, wenn es um die wirklich drängenden Fragen geht. Das macht traurig und wütend zugleich.