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Pandabären und Salutschüsse

HA Asien | Philipp Bilsky Kommentarbild App
Philipp Bilsky
30. Oktober 2015

Verliert Deutschland an Bedeutung für China? Das war die große Frage vor der China-Reise von Angela Merkel. Nun steht fest: Peking tut alles, um diesem Eindruck zu widersprechen, meint Philipp Bilsky.

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China Deutschland Bundeskanzlerin Angela Merkel und Li Keqiang in Heifei
Bundeskanzlerin Merkel mit Chinas Ministerpräsident Li KeqiangBild: picture-alliance/AP Photo/J. Eisele

Sogar das Wetter spielte mit, und die Smogwerte hielten sich in Grenzen, so dass der Besuch von Angela Merkel dann auch für schöne Bilder sorgte. Die können stellvertretend stehen für die China-Reise der Bundeskanzlerin. Im Vorfeld hatte vor allem eine Frage die Diskussionen dominiert: Würde Großbritannien Deutschland als wichtigsten Ansprechpartner in Europa ablösen? Es gab mehrere Argumente, die - zumindest perspektivisch - für diese These sprachen.

Zum einen war da der jüngste Besuch des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping in Großbritannien. Vier Tage hatte sich Xi Jinping von London hofieren lassen. Der britische Premierminister David Cameron sprach wiederholt von einer "goldenen Ära" im britisch-chinesischen Verhältnis. Zum Schluss der Reise dann wurden Verträge unterzeichnet: Handels- und Investitionsabkommen im Wert von fast 40 Milliarden Pfund (54,5 Milliarden Euro). Manche Analysten sahen darin ein klares Signal: Für China gebe es in Europa neben Deutschland noch andere potenzielle Partner.

Schwächen Wirtschaftsreformen den Einfluss Deutschlands?

Auch der Umbau der chinesischen Wirtschaft legte nahe, dass Deutschland zumindest langfristig an Einfluss verlieren könnte. Denn Chinas Wirtschaft will sich neu erfinden: China will weg von Industrieproduktion und Export hin zu mehr Dienstleistungen und Binnenkonsum. Das heißt: Branchen, in denen Deutschland weltspitze ist, wie etwa der Maschinenbau, könnten perspektivisch für China an Bedeutung verlieren - vorausgesetzt natürlich, dass China der Umbau seiner Wirtschaft gelingt.

Nun, nach dem Besuch der Bundeskanzlerin in China, muss man festhalten: Peking hat alles getan, um der These eines Bedeutungsverlustes Berlins zu widersprechen. Beispielsweise auf symbolischer Ebene: Merkel wurde mit ausgiebigen Salutschüssen begrüßt und konnte auf einer Pressekonferenz ankündigen, dass der Berliner Zoo ein Pandapärchen erhalten soll. Das gilt als besondere Geste der Wertschätzung. Am zweiten Tag reiste zudem der chinesische Premier Li Keqiang zusammen mit Angela Merkel in seine Heimatprovinz. Auch das ein Zeichen: Wie der chinesische Premier betonte, habe er noch nie einen Staatsgast aus Peking heraus für einen ganzen Tag in eine Provinz begleitet.

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Philipp Bilsky leitet die China-Redaktion der DWBild: DW

Viel Symbolik und Vertragsabschlüsse

Und auch in Sachfragen gab es Fortschritte: Milliardenverträge für die Wirtschaft, die niemand im Vorfeld erwartet hatte, Unterstützung für eine Lösung des Syrien-Konflikts sowie ein No-Spy-Abkommen. Das hat eine besonders große Bedeutung, da die Zusammenarbeit zur Entwicklung einer innovativen Industrieproduktion der Zukunft ins Stocken geraten war - vor allen wegen der Sorge deutscher Unternehmen, ihr geistiges Eigentum werde in China nicht ausreichend geschützt.

Wie konstruktiv China sich etwa im Syrienkonflikt verhalten wird und ob sich der Schutz geistigen Eigentums in China tatsächlich erheblich verbessert, dürfte erst die Zeit zeigen. Doch für den Moment gilt: Die Skeptiker und Pessimisten sind - zumindest vorerst - eines Besseren belehrt worden.

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