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Gesellschaft

Pro: Ohne Gott kein Frieden

16. April 2017

An ihr kommt keiner vorbei. Ihre Kraft versetzt bekanntlich Berge. Nur mit Religion lässt sich Frieden auf der Welt verwirklichen, nicht ohne sie, auch wenn dies paradox klingen mag, meint Astrid Prange de Oliveira.

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Pakistan Trauer Bacha-Khan-Universität in Charsadda
Bild: Reuters/K. Parvez

Christen und Muslime aller Länder vereinigt Euch! Schließt Euch zusammen gegen religiösen Fanatismus, radikale Prediger, Dschihadisten und Terroristen! Widersprecht dem religiösen Missbrauch durch Kriegstreiber und falsche Propheten und schützt Euch gegenseitig vor Gewalt!

Es ist an der Zeit für ein religiöses Manifest, das die Glaubensgemeinschaften von ihrem schlechten Ruf befreit. Millionen von Gläubigen tun dies bereits. Sie praktizieren Nächstenliebe und Barmherzigkeit, stiften Frieden und Versöhnung, sie setzen sich für Menschenrechte und den Schutz der Schöpfung ein - manchmal auch mit dem eigenen Leben.

Auf der Suche nach Gott

An Religion kommt keiner vorbei. Acht von zehn Menschen weltweit gehören nach Angaben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) einer Glaubensgemeinschaft an. Die Suche nach Gott, nach dem Sinn des Lebens und nach Transzendenz gehören zum menschlichen Wesen.

Prange de Oliveira Astrid Kommentarbild App
DW-Autorin Astrid Prange de Oliveira

Zugegeben: Es ist nicht einfach mit der Religion. In Zeiten von Terroranschlägen und Selbstmordattentätern, von Kindesmissbrauch und Teufelsaustreibern, von radikalen Buddhisten, die muslimische Rohingya jagen, von Hisbollah-Milizen und Hamas-Brigaden, von Boko Haram, der Terrormiliz IS und Al Qaida erscheint Religion als Kriegstreiber und nicht als Friedensstifter.

Doch nicht Atheisten oder Humanisten können religiöse Radikalisierung verhindern, sondern nur die religiösen Führer selbst. Und dies geschieht bereits. Glaubt man einer Studie des renommierten "Institute for Peace and Security Studies" (IPPS) aus Addis Abbeba arbeiten insbesondere in Ägypten seit den 1990er Jahren verschiedene islamische Bewegungen an einer Revision der Dschihad-Doktrin.

Missbrauch der Religion

Zu ihnen gehört auch der in Ägypten bekannte ehemalige Dschihadist Nageh Ibrahim. "Der IS hat dem Islam und den Muslimen mehr geschadet als der Westen", lautet seine Überzeugung. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York und vom 13. November 2015 in Paris hätten Muslime in einen Kampf gegen den Westen verwickelt, den sie nicht wollten.

Terrororganisationen wie IS und Al Qaida sind erst durch Eingriffe des Westens erstarkt. Denn die Taliban wurden einst im Kampf gegen sowjetische Besatzungstruppen in Afghanistan von den USA unterstützt. Und der IS entstand aus den zerschlagenen irakischen Streitkräften nach dem Sturz Saddam Husseins durch US-Truppen 2003.

Fundamentalistischer Terror bedroht alle Gläubigen, ganz egal, welcher Religion oder Konfession sie anhängen. Doch wenn sie zusammenrücken, läuft er ins Leere. Nach den jüngsten Anschlägen auf koptische Kirchen in Ägypten riefen in Tanta und Alexandria viele muslimische Gemeinden zu Blutspenden für die Opfer auf. Islamphobie, die Islamisten so gerne heraufbeschwören, sieht anders aus.

Versöhnung in Nigeria

Auch in Nigeria, wo Boko Haram Kirchen und Moscheen zerbombt und Schulmädchen entführt, rücken Muslime und Christen zusammen. Angeführt wird der religiöse Dialog von Erzbischof Ignatius Kaigama (2.v.li.), Vorsitzender der nigerianischen Bischofskonferenz, und dem Emir von Kanam, Muhammadu Mohammed Muazu (1.v.li.). Sie werden in ihrer Arbeit vom BMZ unterstützt.

Merkel in Afrika
Kanzlerin Angela Merkel informierte sich schon 2011 über den religiösen Dialog in Nigeria und traf geistliche Führer Bild: dapd

Es ist also an der Zeit, zu differenzieren und nach gemeinsamen Werten zu suchen. Denn hinter religiös aufgeladenen Konflikten verbergen sich in den meisten Fällen schlicht politische Machtkämpfe und wirtschaftliche Perspektivlosigkeit.

Nur religiöser Dialog kann Terrorismus aufhalten und Frieden voranbringen. Dass dies kein frommer Wunsch ist, zeigen die vielen Initiativen, die diesen Auftrag bereits in zäher Kleinarbeit verdienstvoll und abseits medialer Aufmerksamkeit umsetzen.

Warum denken wir an Ostern, dem Fest der Auferstehung Jesu Christi und des ewigen Lebens, nicht an die vielen Friedenstifter, die Kraft aus ihrem Glauben schöpfen? Meine Bewunderung gilt Menschen wie Bischof Kaigama und dem Emir von Kanam, ebenso wie den Nobelpreisträgern Bischof Desmond Tutu und der bekennenden Muslima Malala Yousafzai. Sie haben gezeigt, dass die Menschheit Tod und Terror besiegen kann - mit Hilfe der Religion, nicht gegen sie.

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