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Kommentar: Nur ein Anfang

3. Juni 2016

Markus Weinzierl wechselt zu Schalke. Der Millionen-Transfer zeugt von einem neuen Selbstbild der Trainer und ihrer neuen Wertigkeit. Eine gute Entwicklung, findet Andreas Sten-Ziemons, die aber nicht weit genug geht.

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Markus Weinzierl (Foto: Imago/DeFodi)
Bild: Imago/DeFodi

Es gab Zeiten, da traten in der Sommerpause Bundesliga-Trainer vor die Kameras, um mitzuteilen, wie sehr der Verlust von Spieler X schmerze, der sich gerade einem anderen Verein angeschlossen hatte, während andere Trainer stolz daneben standen, wenn Spieler Y oder Z als Neuzugang präsentiert wurden. Die Übungsleiter selbst waren eher kein Teil des Transferkarussells. Trainer wurden nicht transferiert, sie wurden angeheuert, gefeuert und nach kürzerer oder längerer Pause woanders erneut angeheuert, um auch dort früher oder später wieder gefeuert zu werden.

Natürlich wurden auch früher schon Ablösesummen für Trainer gezahlt. Selbstverständlich gab es auch vor diesem Jahr schon erfolgreiche Abwerbeversuche von Trainern durch andere Klubs. Auffällig ist in der gerade abgelaufenen Saison und den Tagen danach allerdings, dass mit Ingolstadts Ralph Hasenhüttl, Augsburgs Markus Weinzierl und Darmstadts Dirk Schuster gleich drei Bundesliga-Trainer bei ihren Klubs offen um die Freigabe aus ihrem Vertrag baten. Nicht etwa weil sie keine Lust mehr hätten oder mal eine Pause vom stressigen Trainerjob bräuchten, sondern weil sie - genau wie hunderte Spieler vor ihnen - "den nächsten Schritt in ihrer Karriere" machen wollen. Und zwar nicht, wenn das Schicksal einen Trainerposten bei einem größeren oder attraktiveren Vereins freimacht und man selbst als arbeitsloser Coach gerade zur Verfügung steht. Sondern aktiv und selbstbestimmt dann, wenn es in den Karriereplan passt - zu Gunsten einer Ablösesumme in Millionenhöhe für den abgebenden Verein.

Warum so wenig?

Diese neue Entwicklung ist mehr als begrüßenswert. Sie mag für die betroffenen Klubs bitter sein, sie stärkt aber die Position des Trainers. Endlich wird der Wert eines guten Fußballlehrers ein wenig mehr wertgeschätzt. Schließlich ist er, in Zeiten da Trainer wie Pep Guardiola oder Thomas Tuchel mit eigener "Philosophie" an die Trainerarbeit herangehen und ihre Spieler entsprechend auswählen, der Kopf der Mannschaft und - neben Sportdirektor oder Manager - der wichtigste Mann im sportlichen Bereich. Endlich bekommt der Übungsleiter auch eine aktive Rolle im Millionenspiel Fußball. Allerdings eine immer noch viel zu kleine: Wie sonst ist es zu erklären, dass Schalke die Dienste Markus Weinzierls nur angeblich drei Millionen Euro Wert sind, während für Spieler wie Franco di Santo sechs oder Adam Szalai sogar acht Millionen Euro gezahlt wurden?

Andreas Sten Ziemons (Foto: DW)
Die Dienste eines Wunschtrainers sollten den Klubs noch mehr wert sein, meint Andreas Sten-Ziemons

Wie verteidigt der FC Ingolstadt, dass der milliardenschwere Brauseklub aus Leipzig für Ralph Hasenhüttls Wechsel nur läppische 1,5 Millionen Euro hinblättern musste, während die "Roten Bullen" für namen- und gesichtslose "Besatzungsstatisten" wie Massimo Bruno (5,0 Mio. Euro), Marcel Halstenberg (3,5 Mio.) und Stefan Ilsanker (3,0 Mio.) anscheinend deutlich mehr Geld auf den Tisch legten?

So gesehen haben Weinzierl, Hasenhüttl und Schuster zwar eine Lanze für ihre Trainerkollegen und zukünftige Generationen von Fußballlehrern gebrochen - sich aber immer noch weit unter Wert verkauft.

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