Moral schießt auch Tore
6. Mai 2012Nein, das hat nichts mit Naivität zu tun. Natürlich haben Mannschaften mit einem dicken Portemonnaie einen Wettbewerbsvorteil. Eine Erfolgsgarantie lässt sich jedoch nicht mitkaufen. Nehmen wir zum Beispiel den VfL Wolfsburg mit Felix Magath, dem kauffreudigsten Trainer der Liga. Die Niedersachsen haben den dritthöchsten Spieleretat, landeten am Ende aber nur auf einem enttäuschenden achten Platz – das bedeutet nicht einmal Europa League in der nächsten Saison.
Jung, eingespielt und erfolgshungrig
Borussia Dortmund gab im Vergleich zu Liga-Krösus Bayern München weniger als die Hälfte für Spielergehälter aus. Und doch gelang es den Westfalen, ihren Meistertitel mit einem deutlichen Vorsprung von acht Punkten vor den Bayern zu verteidigen. Dortmund blieb in 28 Spielen in Serie ungeschlagen, jagte den Münchnern den fast vier Jahrzehnte alten Punkterekord ab und schoss die meisten Tore aller Clubs. Der BVB erntet die Früchte eines in sich schlüssigen, langfristigen Konzepts mit jungen Spielern, die sich auf dem Platz blind verstehen und die Fußballphilosophie ihres charismatischen Trainers Jürgen Klopp perfekt umsetzen.
Überraschender kam der Erfolg von Borussia Mönchengladbach. Im letzten Jahr nur knapp dem Abstieg entronnen, spielte sich das Team von Lucien Favre mit begeisterndem Offensivfußball in die Herzen der Fans, auf Platz vier und damit in die Champions-League-Qualifikation. Auch hier ein Trainer mit einem schlüssigen Konzept und einer jungen, hungrigen Mannschaft, die für den Erfolg alles gab.
Tradition reicht nicht zum Klassenerhalt
Nicht nur Geld, auch Moral schießt eben Tore. Wer hätte nach der Hinrunde noch einen Blumentopf auf den Vorletzten FC Augsburg und Schlusslicht SC Freiburg gesetzt? Doch dann übernahm Co-Trainer Christian Streich das Kommando in Freiburg und hauchte den Totgesagten wieder Leben ein. Und auch die Augsburger demonstrierten, was fußballerischer Überlebenswille bewirken kann.
Direkt abgestiegen sind dagegen mit dem 1. FC Köln und dem 1. FC Kaiserslautern zwei Vereine mit großer Vergangenheit, aber trostloser Gegenwart. Kaiserslautern taumelte fast chancenlos Richtung 2. Liga. Und Köln? Vor lauter Selbstverliebtheit in die Tradition ihres Clubs realisierten Spieler und Verantwortliche viel zu spät oder auch gar nicht, dass die Lage erst ernst, dann aussichtslos wurde.