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Mexiko: Mission noch lange nicht erfüllt!

Herrera Pahl Claudia Kommentarbild App
Claudia Herrera-Pahl
10. Januar 2016

Nach der Festnahme von Drogenboss "El Chapo" Guzmán verkündete Mexikos Präsident mit großer Geste: "Misión cumplida!" Doch die Mission gegen die Drogenmafia ist noch lange nicht erfüllt, meint Claudia Herrera-Pahl.

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Mexiko Festnahme Drogenboss Joaquin Guzman Loera - El Chapo
Bild: Reuters/E. Garrido

Seine Festnahme war genauso spektakulär wie seine letzte Flucht vor sechs Monaten. "El Chapo" (dt.: "der Kurze") wurde geschnappt bei dem Versuch, durch einen Abwasserkanal zu entkommen. Im Juli 2015 war er aus dem Hochsicherheitsgefängnis Almoloya durch einen professionell gebauten Tunnel entkommen.

Die Geschichte des kleinen Mannes mit einer Vorliebe für unterirdische Fluchtwege ist großartiger Stoff für Hollywood. Kein Wunder, dass er die Story selbst schreiben wollte. Denn die Ermittler sollen ihm auf die Spur gekommen sein, weil er Kontakt zu Hollywood-Schauspielern für einen autobiografischen Film aufgenommen haben soll.

Ein Land in Geiselhaft

Die possenhaften Umstände seiner Festnahme, die nahelegen, dass Guzmán über seine eigene Eitelkeit gestolpert ist, dürfen nicht von Mexikos dramatischer Situation ablenken. Das Land befindet sich in der Geiselhaft der Drogenkriminalität.

Mexikos Staatspräsident Enrique Pena Nieto nannte die Festnahme von Guzmán einen "Erfolg für den Rechtsstaat und einen Schritt gegen die Straflosigkeit". Ein weiteres Mal hätten die Institutionen bewiesen, dass die Bürger ihnen vertrauen können.

Zweifellos ist dieser Fahndungserfolg eine positive Entwicklung. Schließlich ist Joaquín Guzmán eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Figur im internationalen Drogenhandel. Auch die USA sind hinter ihm her und fordern seit Jahren seine Auslieferung.

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Claudia Herrera-Pahl leitet die Spanische Online-Redaktion der DW

Aber seine Verhaftung wird weder den Drogenhandel verringern, noch die Zahl der Entführungen reduzieren oder die Gewalt beenden. Denn letztlich ist auch "El Chapo" nur ein Knoten in dem undurchschaubaren Geflecht aus Verbrechen und Korruption.

Straflosigkeit muss Enden

Wenn die mexikanische Regierung wirklich das Vertrauen der Bevölkerung in die Institutionen zurückgewinnen will, braucht es echte Fortschritte im Kampf gegen die Straflosigkeit. Angefangen bei den Ermittlungen zu den Massakern und ungeklärten Entführungen von Tlatlaya im Juni 2014, Ayotzinapa im September 2014 und Apatzingán im Januar 2015.

"Angefangen" deshalb, weil die genannten nur die jüngsten und bekanntesten Beispiele sind für die zahlreichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, für die bislang in Mexiko niemand oder nur Bauernopfer bestraft werden. Deshalb wäre es ein guter Anfang, sie entschlossen aufzuklären.

Die Festnahme von "El Chapo" ist also nur ein kleiner Schritt auf dem langen Weg, den die mexikanische Regierung zurücklegen muss, um ihren Ansehensverlust zu überwinden und die Unterstützung einer Bevölkerung zurückzugewinnen, die nichts mehr ersehnt als ein Ende der Blut-Saga. Erst wenn das erreicht ist, ist es Zeit für den filmreifen Kommentar "Mission erfüllt".

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