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McCain im Aufwind?

Daniel Scheschkewitz1. September 2008

In St. Paul im US-Bundesstaat Minnesota beginnt der Nominierungsparteitag der Republikanischen Partei. Wegen des Hurrikans Gustav musste das Programm stark modifiziert werden. Daniel Scheschkewitz kommentiert.

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Scheschkewitz Daniel DW-Experte 2007
Daniel Scheschkewitz

Die Krönungsmesse für Barak Obama ist vorüber, nun muss der Republikaner John McCain in den Ring. Beim Nominierungskongress seiner Partei in St. Paul geht es für den 72-Jährigen vor allem um eins: die Abgrenzung von Präsident Bush. McCain darf nicht den Eindruck aufkommen lassen, als würde mit ihm die Bush-Ära nur in einem anderen Antlitz fortgesetzt. Nur dann kann es ihm gelingen, moderate und liberale Wähler aus der Mitte auf seine Seite zu ziehen. Gleichzeitig jedoch darf der Vietnamveteran die Bush-Anhänger, die es selbstverständlich in der Republikanischen Partei auch noch gibt, nicht derart verprellen, dass sie ihm ihre Unterstützung entziehen. Eine Gratwanderung, bei der McCain der Hurrikan Gustav zur Hilfe kam. Wegen des aktuellen Krisenmanagements musste Bush sein ohnehin kurz geplantes Gastspiel auf dem Parteitag absagen. Das ist auch besser so, denn McCain, der ein Image des aufrechten Maklers anstrebt, und Bush haben sich ehrlicherweise nie gemocht.

Wichtiger als die Unterstützung aus dem Weißen Haus ist für McCain die Wahl des Wegbegleiters, des so genannten running mate, der nun bezeichnenderweise eine Frau sein wird. Ob die erst 44-jährige Sarah Palin eine kluge Wahl war, muss sich erst noch zeigen. Palin kann zwar die Frauen und als konservative Moralistin wohl auch die Wähler der religiösen Rechten für McCain an die Urne bringen. Gleichzeitig aber ist die Gouverneurin aus dem fernen Alaska in weltpolitischen Fragen so unerfahren, dass man sich fragt, was passieren würde, müsste sie tatsächlich einmal für den schon hoch betagten McCain im Weißen Haus plötzlich die Amtsgeschäfte führen. Palin bringt als studierte Journalistin zwar Medienkompetenz, aber wenig Wirtschaftskompetenz mit.

Und hierin liegt ein zweites Problem der McCain-Kandidatur. Anders als die Demokraten glauben die Republikaner, dass man die Wirtschaft am besten sich selbst überlässt. Niedrige Steuern und die Selbstheilungskräfte des Marktes sollen es regeln, auch wenn die amerikanische Wirtschaft im Weltmaßstab längst in eine strukturelle Schieflage geraten ist. Und wer, wenn nicht der weiße Mittelstandsamerikaner aus dem Mittleren Westen, Familienvater und Hausbesitzer sollte den Republikaner McCain wählen? Es ist aber gerade diese Klientel, die der ökonomische Abschwung in Amerika am härtesten erfasst hat. Darauf muss der Kandidat McCain auf diesem Parteitag eine überzeugende Antwort finden. Resolutes Auftreten in außenpolitischen Fragen, wie zuletzt gegenüber Russland in der Georgienkrise sind das eine. Wirtschaftliche Rezepte zur Bekämpfung einer Rezession etwas ganz anderes. Wie sagte es Ex-Präsident Bill Clinton so treffend über seinen Wahlkampf gegen Bush den Älteren: It’s the economy, stupid. Die Wirtschaft macht den Unterschied. Dies könnte sich auch am 4. November dieses Jahres wieder bewahrheiten.