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Köln macht Spaß!

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Thomas Klein
16. Oktober 2016

Mit einer geschlossenen Teamleistung, viel Einsatz und einer gehörigen Portion Selbstironie sorgt der FC für gute Laune und "träumt" vom Europapokal. Nicht ohne Grund, meint DW-Sportreporter Thomas Klein.

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Bundesliga Deutschland 1. FC Köln - FC Ingolstadt 04
Bild: Getty Images/Bongarts/L. Schulze

Es läuft die 78. Minute im Frankfurter Stadion. Der Mexikaner Marco Fabián erzielt zum bayerischen Unmut das 2:2 gegen den Rekordmeister und sorgt für größere Sorgenfalten beim FC Bayern. Zur gleichen Zeit rund 200 Kilometer weiter im Norden, in Köln. Auf der Anzeigetafel werden die aktuellen Spielstände angezeigt. Die Kölner Fans blicken etwas ungläubig auf das Unentschieden der Münchener, starten dann aber lautstark erste "Europapokal, Europapokal"-Gesänge. Köln steht derzeit auf den zweiten Tabellenplatz.

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DW-Sportreporter Thomas Klein

Die Stimmung auf den Rängen ist auf dem Höhepunkt. Ohnehin haben sich Spieltage des FC mittlerweile zu wahren Feiertagen entwickelt. Saisonübergreifend ist der Klub seit zwölf Partien ohne Niederlage. Der Sieg gegen Ingolstadt war bereits das vierte Erfolgserlebnis in dieser Spielzeit. Großen Anteil daran trägt sicher Stürmer Anthony Modeste, der schon sieben Tore auf dem Konto hat. Doch den Kölner Erfolg nur bei seiner Treffsicherheit zuzuschreiben, wäre zu einfach.

Fußballabend beim Bittencourt

Im Kölner Fall sitzen die Gründe auf der Bank. Trainer Peter Stöger hat in den vergangenen drei Jahren gemeinsam mit Manager Jörg Schmadtke eine Mannschaft zusammengestellt und entwickelt, die sich über Harmonie auf und neben dem Platz definiert. Egal, ob es gemeinsame Fußballabende bei Leonardo Bittencourt oder einstudierte Jubelarien nach einem Tor sind - in der Mannschaft stimmt es einfach. Dazu bringt das Erfolgsduo Stöger/Schmadtke die nötige Ruhe und Gelassenheit in den Klub. Beide verstehen es, die richtigen Worte zur richtigen Zeit in der richtigen Situation an den Mann oder die Medien zu richten.

Zudem pflegt besonders der Trainer einen engen und guten Kontakt zu seinen Spielern und trifft Entscheidungen keineswegs alleine. "Wir geben nicht alles vor und leiten nicht alles an. Es gibt Grundideen", erklärt Stöger. Ein Beispiel? Während des laufenden Spiels gegen Ingolstadt bespricht der Österreicher die neue taktische Ausrichtung ganz entspannt mit Jonas Hector. Gemeinsam kommen sie zu dem Schluss, dass der FC auch mit einer Dreierkette agieren könnte. Nur wenige Minuten nach der taktischen Umstellung erzielen die Gastgeber die 1:0-Führung - Stögers Führungsstil beeindruckt!

"Können uns selbst verarschen"

Ohnehin hat der gesamte Verein in den vergangenen Jahren einen Reifeprozess durchlebt, von dem der Hamburger Sportverein oder auch Werder Bremen aktuell nur träumen können. Zudem standen der Klub und auch das - oft als ungeduldig geltende - Kölner Umfeld auch nach schlechten Spielen immer hinter dem Führungsduo und der Mannschaft. Unruhe oder hektische, unüberlegte Entscheidungen - wie in der Vergangenheit - sucht man beim selbsternannten und sogar offiziell eingetragenen Karnevalsverein derzeit vergeblich.

Da macht es auch nichts, dass die Fans vom Europapokal oder der deutschen Meisterschaft singen oder vielleicht auch träumen. Denn auch die Anhänger haben mittlerweile gelernt, sich selbst nicht immer allzu ernst zu nehmen. "Wir haben es geschafft, uns über uns selbst lustig machen zu können. Wir können uns auch selbst verarschen", erzählt Stöger. Und das ist - ganz sicher - wohl eine der wichtigsten Errungenschaften des österreichischen Erfolgstrainers.