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Kommentar: Gegen den Waffenwahn

Christina Bergmann22. Dezember 2012

Die US-amerikanische Waffenlobby NRA fordert nach dem Massaker von Newtown mit 27 Toten, darunter 20 Kindern, Schulen durch bewaffnetes Sicherheitspersonal zu schützen. Christina Bergmann kommentiert.

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Das also ist die Antwort der Waffenlobby auf das jüngste Massaker in Newtown: mehr Waffen. Möglichst direkt nach den Weihnachtsferien sollen in jeder Schule bewaffnete Sicherheitsleute postiert werden. Denn, so NRA-Chef Wayne Lapierre: "Das Einzige, was einen bösen Jungen mit einer Waffe aufhält, ist ein guter Junge mit einer Waffe." Falsch. Das Einzige, was einen bösen Jungen wirklich gefährlich macht, ist eine Waffe.

Müssen wir diese Diskussion wirklich immer wieder führen? 12.000 Menschen sterben jedes Jahr in den USA durch Waffengewalt. Sie sterben in Wohnungen, auf Straßen, in Hinterhöfen, Geschäften. Die wenigsten werden in Schulen erschossen. Weil in Schulen Waffenverbot herrscht. Das Massaker von Newtown ist eine unfassbare Tragödie – aber es ist nur die entsetzliche Spitze des Eisbergs und nicht das Hauptproblem.

Gewalt darf keine Lösung sein

Selbst wenn ab sofort alle Schulen bewaffnete Beschützer bekommen, würde das an der Zahl der in den USA Erschossenen nur wenig ändern. Und muss man die NRA wirklich daran erinnern, dass eines der jüngsten Massaker, im November 2009 in Fort Hood, auf einer Militärbasis stattgefunden hat? 13 Tote und 30 Verletzte an einem Ort mit unzähligen Soldatinnen und Soldaten und bewaffneten Militärpolizisten.

Schulen als waffenfreie Zonen bewirken aber noch etwas anderes: Sie machen den Kindern deutlich: Gewalt ist keine Lösung. Lapierre zieht – nicht ganz zu Unrecht - massiv gegen die Gewalt verherrlichenden Videospiele her. Wie aber verträgt sich das damit, den einzigen Ort, an dem Kinder garantiert keinen Waffen ausgesetzt sind, auch noch aufzurüsten? Die Lehrergewerkschaften haben sich bereits massiv gegen solche Pläne ausgesprochen.

Paranoia und Panikmache

Und was sagt es über die Denkweise des NRA-Chefs aus, wenn er erklärt: "Glaubt jemand im Ernst, es gibt nicht schon den nächsten Adam Lanza, der einen Angriff auf eine Schule plant, die er bereits jetzt ausgesucht hat?" Ist das Amerika? Eine Nation, die sich ständig ängstlich über die Schulter schaut, die in Furcht vor einem Angriff lebt? Die wie Lapierre glaubt, dass die Gesellschaft "bevölkert ist von einer unbekannten Zahl von echten Monstern". Es ist wohl diese Paranoia, die das Bedürfnis von Menschen wie Wayne Lapierre erklärt, nicht ohne eine Waffe im Jackett aus dem Haus zu gehen. Es ist gleichzeitig eine Art von Panikmache, bei der einem der Atem stockt.

Und nicht zuletzt: Sandy Lanza, die Mutter des Amokschützen, besaß mehrere Waffen. Sie wusste damit umzugehen, ging auf Schießstände, wollte sich, so heißt es, damit verteidigen können. Sie wurde von ihrem eigenen Sohn mit ihren eigenen Waffen im Schlaf erschossen.

Mehr Waffen retten keine Menschen.