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Empört Euch?

Vanessa Fischer
Vanessa Fischer
18. Januar 2016

Kurz bevor sich die Weltelite in Davos trifft, provoziert Oxfam einen Aufreger: Die reichsten 62 Menschen haben zusammen so viel Vermögen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Lohnt Empörung, fragt Vanessa Fischer?

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Belgien Diamantenviertel in Antwerpen
Bild: picture alliance/JOKER/A. Stein

Immer mehr Geld konzentriert sich in immer weniger Händen. Das ist eine Tatsache, das ist höchst problematisch und hat nichts mit den auch an dieser Stelle gern geführten Neiddebatten zu tun. Dieses Ungleichgewicht ist bekanntlich der Nährboden für jede Menge Übel. Und gleichzeitig stehen wir hilflos da. Aber wenigstens tun viele Reiche doch auch viel Gutes - ist das nicht tröstlich? Sicher, einer wie Bill Gates - laut Forbes-Liste der reichste Mann der Welt - hat mit seiner Stiftung schon vielerorts für Verbesserungen gesorgt. Aber wer davon profitiert, bestimmt der Spender allein.

Reichtum ist männlich und nimmt Einfluss

Wer gehört noch so zu den 62 Reichsten? Der Gründer von H&M, Stefan Persson, hält mit einem Vermögen von 24,5 Milliarden US-Dollar immerhin Platz 28 auf der Liste. Sein Modekonzern schafft Arbeit auf der ganzen Welt. Vorwiegend in Asiens Textilfabriken, in denen überwiegend Frauen arbeiten, die sich nach wie vor von ihrem Lohn nicht richtig ernähren können. Übrigens: 445 der reichsten 500 Menschen sind Männer, aber das nur am Rande.

Das Papier von Oxfam ist gut recherchiert, alleine acht Seiten Fußnoten. Zitiert werden Weltbank- und OECD-Ökonomen, der IWF, ebenso wie Quellen aus Nigeria oder Brasilien, die einen direkten Zusammenhang zwischen Geld und Politik ziehen. Zitiert wird auch eine neue Studie aus den USA und England. Darin geben 34 Prozent der Befragten aus dem Finanz-Sektor, die mehr als 500.000 US-Dollar im Jahr verdienen, zu, dass es zu Fehlverhalten - oder besser: Betrug - kommt. Doch was nützt das?

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Vanessa Fischer leitet die DW-Redaktion Globalisierung

Reichtum hat nichts mit Leistung zu tun

Die Geldkonzentration geht weiter. Wir haben es immer mehr mit Monopolisten zu tun: Apple, Google, Monsanto, InBev (die größte Brauerei der Welt), und die Lobbyarbeit besteht darin, Steuern zu vermeiden. Oxfam hat schon im vergangenen Jahr darauf hingewiesen, dass die reichsten Menschen der Welt jeden Tag alleine durch Zinsen 5 Millionen US-Dollar einnehmen. Extremer Reichtum hat nicht unbedingt viel mit Leistung zu tun.

Dass jemand ab Mittwoch beim World Economic Forum in Davos diese wachsende Diskrepanz wirklich auf die TopAgenda hebt, ist wohl eher zu bezweifeln. Aber vielleicht wirft ja der eine oder andere Davos-Teilnehmer trotz seines immer dichter werdenden Terminkalenders einen Blick auf die Internetseite des Forbes Magazins. Wie passend: Das heutige Zitat des Tages stammt von Dr. Martin Luther King Jr. und lautet: “Life's most persistent and urgent question is: 'What are you doing for others?'"

Vanessa Fischer
Vanessa Fischer Redaktionsleiterin DW Environment@Va_Fischer