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Kommentar: Einfach nur lästig

14. Juni 2015

Der 7:0-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Gibraltar wird schnell vergessen sein, glaubt DW-Sportredakteur Stefan Nestler. Ganz einfach, weil die richtige Musik zu anderer Zeit spielt.

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Lukas Podolski, Jonas Hector und Bastian Schweinsteiger stehen vor dem neuen Mannschaftsbus mit dem Schriftzug "Die Mannschaft". Foto: dpa-pa
Bild: picture-alliance/dpa/F. Gambarini

Spiele wie das gegen Gibraltar erinnern an DFB-Pokal-Erstrundenspiele. Alle Welt erwartet vom haushohen Favoriten einen Kantersieg, die Motivation von dessen Spielern ist niedrig, groß dagegen die Gefahr, den Fußballzwerg auf die leichte Schulter zu nehmen. Genau so begann die deutsche Elf gegen eine bessere Thekenmannschaft aus Gibraltar: uninspiriert, lässig, ja sogar nachlässig.

Viel fehlte nicht, und der Winzling vom "Affenfelsen" hätte sein großes Ziel erreicht, ein Tor gegen den Weltmeister zu erzielen. Wer hätte gedacht, dass Roman Weidenfeller in seinem vielleicht letzten Länderspiel so viel Arbeit bekommen würde? Löws Experiment mit einer Dreier-Abwehrkette wäre beinahe ins Auge gegangen.

Mühsam aus dem Loch

In der zweiten Hälfte stellte Löw um, beorderte Bastian Schweinsteiger nach hinten - und endlich kam der deutsche Express auf Touren. Bei Gibraltar brachen die Dämme, die Tore fielen nun wie reife Früchte. 7:0 hieß es am Ende. Standesgemäß. Endlich, endlich ist die Nach-WM-Saison vorbei, mag so mancher Nationalspieler gedacht haben. Eine Länderspielsaison, wie sie häufig nach großen Turnieren auftritt: Dem Höhepunkt folgt ein Motivationsloch, aus dem sich das Team mühsam befreit, ohne an frühere Glanzleistungen anknüpfen zu können.

Abwehr muss sicherer werden

Bundestrainer Joachim Löw kann beruhigt in Urlaub fahren. Auch wenn "Die Mannschaft“, wie sie nun genannt werden will, um noch mehr als Marke wahrgenommen zu werden, nur auf Platz zwei der EM-Qualifikationsgruppe hinter Polen liegt, zweifelt niemand ernsthaft daran, dass sie am Ende das Ticket für die EM 2016 lösen wird. Bis dahin hat Löw allerdings noch einiges an Arbeit vor sich. Vor allem muss die Abwehr sicherer werden, will Deutschland in Frankreich nach dem WM-Triumph 2014 den zweiten großen Titel folgen lassen.

Löw hat jedoch nicht erst in Brasilien bewiesen, dass er sein Team punktgenau vorbereiten kann. Wenn es dann wieder bei der EM-Endrunde wirklich um etwas geht, wird sich niemand mehr an eine 1:2-Niederlage im Testspiel gegen die USA erinnern. Und auch nicht an ein 7:0 gegen Gibraltar. Spiele, die so überflüssig wirken wie ein Kropf, aber abgehakt werden müssen. Einfach nur lästig.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter