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Dann bleibt eben zuhause

Joscha Weber Bonn 9577
Joscha Weber
17. August 2016

Ein ägyptischer Judoka verweigert seinem Gegner aus Israel den Handschlag und wird dafür vom IOC nun nach Hause geschickt. Ein wichtiges Signal, meint Joscha Weber, denn Diskriminierung hat bei Olympia keinen Platz.

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Olympia Rio 2016 Judoka Islam El Shehaby Handschlag Verweigerung
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Schreiber

Olympische Spiele sind ein Fest der Jugend, sie sollen Völker verbinden, die Werte von Freundschaft, Solidarität und Fair Play hochleben lassen und die Welt friedlich und frei von jeglicher Diskriminierung zusammenführen. So steht es in der olympischen Charta, so will es die olympische Idee. Aber die verstehen leider nicht alle.

Der ägyptische Judoka Islam El Shehaby ist da ein Beispiel. Er verweigerte seinem israelischen Gegner Or Sasson nach dem Kampf den üblichen Handschlag und wurde nun vom Internationalen Olympischen Komitee gerügt und nach Hause geschickt. Auch wenn das Olympia-Turnier für El Shebaby ohnehin beendet war, ist dies eine gute und wichtige Entscheidung. Weil sie ein überfälliges Signal setzt: Diskriminierung hat bei den Olympischen Spielen keinen Platz.

Olympia gehört allein dem Sport

Nur wegen seiner Herkunft darf kein Athlet beleidigt, ausgegrenzt oder eben unfair behandelt werden. Im besagten Kampf ging Or Sasson auf seinen Gegner zu, reichte ihm die Hand, sah aber nur "Hass in seinen Augen". El Shehaby schnitt seinen israelischen Kontrahenten, obwohl beide keine persönliche Fehde haben. Hier ging es nur um Politik. Dass die Nachbarn Israel und Ägypten seit vielen Jahrzehnten ein von politischen Spannungen geprägtes Verhältnis haben, ist bekannt. Aber es ist kein Grund, diesen Konflikt auf der Judomatte auszutragen. Olympia gehört allein dem Sport.

El Shebabys Ausschluss hat auch deshalb Bedeutung, weil es nicht der erste anti-israelische Vorfall dieser Spiele war. Bereits zur Eröffnungsfeier kam es zum Eklat: Das libanesische Team weigerte sich, gemeinsam mit israelischen Sportlern in einem Bus zum Stadion zu fahren, der libanesische Delegationsleiter hinderte die Israelis sogar mit Gewalt am Zusteigen. Zudem trat die Judokämpferin Joud Fahmy aus Saudi-Arabien wegen einer angeblichen Verletzung nicht zum Turnier an, weil sie sonst die Israelin Gili Cohen getroffen wäre. Wer die selbstverständlich berechtigte Präsenz israelischer Sportler beim Weltfest des Sports nicht erträgt, möge bitte selbst zuhause bleiben. Denn alle qualifizierten Sportler dürfen bei den Spielen starten, ihre Herkunft spielt keine Rolle.

Bach vergibt eine Chance

Diskriminierende Vorfälle, auch gegen Israel, sind nicht neu in der olympischen Geschichte. So erkärte der iranische Staatspräsident Mohammad Khatami den Judoka Arash Miresmaeili nach den Olympischen Spielen 2004 zum "Stolz des Landes" - weil Miresmaeili seinen Kampf gegen den Israeli Ehud Vaks boykottiert hatte. Gerade weil sich die Dinge seitdem kaum geändert haben, muss das IOC noch konsequenter handeln. Thomas Bach vermied es bei einer Zeremonie zu Ehren der 1972 in München von Attentätern getöteten israelischen Sportler, die aktuellen Fälle von Diskriminierung zu erwähnen oder gar zu verurteilen - eine verpasste Chance. Denn nur wenn Fouls wie das von El Shehaby geahndet und geächtet werden, wird auch der Letzte verstehen, dass Sport keine Bühne für Diskriminierung ist.

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