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Wachstum schwächelt

Karl Zawadzky25. Oktober 2007

Die Bundesregierung hat die Wachstumsprognose für 2008 von 2,4 auf zwei Prozent gesenkt. Die abgeschwächte Entwicklung kann der Wirtschaft nicht viel anhaben, da der Privatkonsum stark bleibt, sagt Karl Zawadzky.

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Bild: DW

Bislang hat die deutsche Wirtschaft die Turbulenzen an den Finanzmärkten gut verkraftet. Doch die weitgehend auf die Banken konzentrierte Krise, die vom Zusammenbruch des amerikanischen Marktes für minderwertige Hypotheken ihren Ausgang nahm, ist noch lange nicht ausgestanden. In Amerika verbuchen die Banken gigantische Verluste, mehrere auf so genannte Schrott-Hypotheken spezialisierte Institute sind zusammengebrochen.

Der Immobilienmarkt befindet sich auf rasanter Talfahrt, Notverkäufe und Zwangsversteigerungen nehmen zu. Natürlich wird die Immobilien- und Bankenkrise in den USA auf die reale Wirtschaft überspringen. Und dies in einer Zeit, in der sich der amerikanische Konjunkturzyklus ohnehin stark abschwächt.

Die Weltkonjunktur verliert an Fahrt

Die Lokomotive der Weltkonjunktur verliert an Fahrt. Das muss die deutsche Wirtschaft in Mitleidenschaft ziehen, denn sie ist stärker als irgend eine andere Volkswirtschaft mit der Weltwirtschaft verflochten. Nicht nur die Exporte in die USA, die etwa zehn Prozent des deutschen Gesamtexports ausmachen, werden von der amerikanischen Konjunkturschwäche betroffen sein, hinzu kommt eine allgemeine, wenn auch nur leichte Abkühlung der Weltkonjunktur.

Und damit nicht genug: Aller Voraussicht nach werden auch der starke Euro sowie der steile Anstieg der Rohölpreise die Konjunktur im kommenden Jahr belasten. Zu verkraften ist dann noch der deutliche Anstieg der Preissteigerung, die im September mit einer Zunahme um 2,4 Prozent die von der Europäischen Zentralbank vorgegebene Stabilitätslinie deutlich überschritten hat.

Deutsche Konjunktur von mehreren Seiten unter Druck


Die deutsche Konjunktur kommt gleich von mehreren Seiten unter Druck. Doch wo viel Schatten ist, da gibt es auch Licht. Die Arbeitsmarktlage in Deutschland hat sich spürbar entspannt. Im laufenden Jahr nimmt die Zahl der Erwerbstätigen um 660.000 zu; im kommenden Jahr dürften weitere 300.000 Personen, die bislang als arbeitslos registriert waren, einen Job finden.

Mit deutlich weniger als 3,5 Millionen dürfte die Arbeitslosigkeit ihren tiefsten Stand seit zehn Jahren erreichen. Aller Erfahrung nach stärkt die Zunahme der Beschäftigung nicht nur die inländische Kaufkraft, sondern zusammen mit deutlichen Lohnerhöhungen vor allem auch das Vertrauen in eine gute Zukunft und damit die Bereitschaft zum Konsum.

Das heißt: Zwar ist mit einer leichten Abschwächung der Exportzunahme zu rechnen, aber das wird zum Teil ausgeglichen durch eine stärkere private Nachfrage. Die privaten Haushalte übernehmen im kommenden Jahr die Rolle des Wachstumsmotors. Hinzu kommt, dass angesichts der hohen Kapazitätsauslastung die Unternehmen nach wie vor stark investieren. Erhöhen die Banken die Kreditzinsen, sind viele Firmen davon gar nicht betroffen. Denn sie verdienen so kräftig, dass sie für die Finanzierung ihrer Investitionen auf Kredite nicht angewiesen sind.

Inländisches Wachstum als Ausgleich

Für die Konjunktur haben die Risiken deutlich zugenommen; schon hat sich die Stimmung auf den Chefetagen der Unternehmen eingetrübt. Ein weiterer Anstieg des Ölpreises hätte ebenso fatale Folgen wie eine weitere Zuspitzung der Krise an den Finanzmärkten und eine weitere Verteuerung des Euros.

Dennoch: Noch ist die konjunkturelle Grunddynamik intakt. Der Aufschwung in Deutschland steht auf solidem Fundament. Eintrübungen der Konjunktur aus dem Ausland werden durch inländische Wachstumsimpulse weitgehend ausgeglichen. Die deutsche Wirtschaft wächst weiter, wenn auch mit einem leicht verlangsamten Tempo.