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Winograd-Bericht

Peter Philipp30. April 2007

Überraschen konnte wenig, was die Untersuchungskommission unter Leitung des ehemaligen Oberrichters Winograd über Hintergründe, Fehler und Versäumnisse des Libanonkrieges herausfand, meint Peter Philipp.

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Bild: DW
Fernschreiber Autorenfoto, Peter Philipp

Die Kritik am Zustandekommen des Krieges, vor allem aber an seinem Verlauf und Ergebnis ist auch in Israel nicht erst gestern aufgekommen: Der Krieg habe keines seiner erklärten Ziele erreicht - entführte Soldaten wurden ebensowenig befreit wie die Hisbollah entmachtet oder Nordisrael mehr Sicherheit gebracht.

Eher das Gegenteil von all dem geschah. Der damalige Generalstabschef musste bereits vor Monaten zurücktreten und die Öffentlichkeit forderte immer rigoroser auch den Kopf Olmerts, zumindest aber den seines Verteidigungsministers, Amir Peretz. Beiden Politikern - Olmert Chef der konservativen "Kadima"- und Peretz Führer der sozialdemokratischen Arbeiterpartei - hatte man bei Regierungsbildung noch zugute gehalten, dass sie Zivilisten ohne jeden militärischen Hintergrund sind.

Genau dies könnte ihnen nun zum Verhängnis geworden sein: Diese beiden Zivilisten haben sich nämlich - so befindet die Untersuchung - vom Generalstabschef unter Druck setzen lassen, sie haben nicht nachgefragt und haben keine Alternativen gesucht. Schlicht: Sie haben auf der ganzen Linie versagt.

Wachsende Irritation über Israel

Ob sie nun politische Konsequenzen ziehen müssen, ist noch offen. Zumindest Olmert versucht aber, sich hinter gemeinsamen Kabinettsbeschlüssen zu verstecken. Nicht er alleine habe doch die Entscheidungen gefällt, sondern alle hätten diese mitgetragen. Darunter auch und besonders Verteidigungsminister Peretz. Aber dem bescheinigt die Untersuchung ja auch besonders, von militärischen Fragen gar keine Ahnung zu haben. Und sie wirft Peretz vor, grob fahrlässig gehandelt zu haben, dieses Ressort trotz mangelnder Fachkenntnis übernommen zu haben.

Ein auch für andere Länder sicher interessanter Vorwurf. Aber auch die militärischen "Experten" Israels bekommen ihr Fett ab: Ehud Barak und Ariel Scharon - die Vorgänger Olmerts - waren immer mehr Militärs als Politiker. Aber ihnen wird vorgeworfen, die Jahre nach dem israelischen Rückzug aus dem Libanon im Sommer 2000 nicht genutzt und keine Vorbereitungen für mögliche Zwischenfälle getroffen zu haben. Ein Jahr nach dem Libanonkrieg ist die Irritation in Israel nun vielleicht noch größer geworden.