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"Komme, wer da wolle"

23. März 2002

"Auswandern statt einwandern" war in Spanien jahrzehntelang die Devise. Jetzt ist es umgekehrt: Bewerber aus drei Kontinenten stehen an den Grenzen Schlange.

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Eine Hochburg für Immigranten: Die Kanarischen InselnBild: AP

Vor allem Einwanderer aus der sogenannten "Dritten Welt" werden vom spanischen Arbeitsmarkt angelockt. Denn der Billiglohn-Sektor boomt. Bauarbeiter auf den spanischen Ferieninseln, Hausmädchen oder Erntehelfer werden händeringend gesucht – trotz der Arbeitslosenquote von 14 Prozent im Land, der höchsten innerhalb der EU. Viele der Billiglohn-Arbeiter sind illegal im Land. Die meisten versuchen, auf abenteuerliche Weise über das Mittelmeer ins Land zu kommen.

Großzügige Regelungen

Einwanderung in Spanien
An der Küste gestrandet - illegale EinwandererBild: AP

Obendrein hat Spanien vor drei Jahren ein äußerst freizügiges Ausländerrecht verabschiedet. Nahezu alle, die vor dem 1. Juni 1999 ins Land kamen, dürfen per Aufenthaltsgenehmigung auch bleiben. Selbst illegale Einwanderer erhalten medizinische Betreuung, ihre Kinder eine staatliche Schulausbildung.

Ein gigantischer Ansturm auf Spaniens Grenzen war die Folge. Eilig wurde das Gesetz nachgebessert. Eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung wird jetzt erst nach fünf Jahren erteilt und nur die unmittelbaren Verwandten dürfen nachziehen. Illegale Flüchtlinge können innerhalb von 48 Stunden abgeschoben werden.

Sonderabkommen mit sechs Ländern

Rüdesheim
Hilfskräfte in der LandwirtschaftBild: DW

90 Prozent der in Spanien lebenden Einwanderer kommen aus Marokko, Ecuador, Kolumbien, Polen, Rumänien und aus der Dominikanischen Republik. Spanien hat mit diesen Ländern "Abkommen zur Regulierung des Flusses von Arbeitnehmern" unterzeichnet. Jedes Jahr soll das Arbeitsministerium zusammen mit Unternehmerverbänden, Gewerkschaften und Regionalregierungen den Bedarf an Arbeitskräften festlegen, die dann im Rahmen der Abkommen angefordert werden.

Ausländeranteil niedrig - Bedarf hoch

"Chinatown" oder "Klein-Istanbul" gibt es selbst in Barcelona nicht. Der Ausländeranteil an der Bevölkerung in Spanien beträgt rund zwei Prozent. Die wenigen Ballungszentren mit hohem Ausländeranteil liegen im landwirtschaftlich orientierten Andalusien, auf den Kanarischen Inseln und in den nordafrikanischen Enklaven Ceuta und Melilla.

Dennoch: Spanien braucht Einwanderer, nach Berechnungen der Banco Bilbao Vizcaya bis zu 300.000 Arbeitskräfte jährlich. Die Geburtenrate ist die niedrigste weltweit. Ohne Zuwanderer würde das Wirtschafts- und Sozialsystem über kurz oder lang zusammenbrechen. (arn)