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Komiker führt nach Wahl in Guatemala

7. September 2015

Unter dem Eindruck einer Korruptionsaffäre haben in Guatemala die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stattgefunden. Vorne liegt der Politik-Neuling Morales. Aber es wird eine Stichwahl um das Präsidentenamt geben.

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Präsidentschaftskandidat Jimmy Morales bei der Stimmabgabe (Foto: Getty)
Bild: Getty Images/AFP/M. Recinos

Nach Auszählung fast aller Wahllokale liegt der Schauspieler und Komiker Jimmy Morales (Artikelbild) vorn. Der Kandidat der nationalistischen Partei FCN kommt demnach auf 24,51 Prozent der Stimmen. Der 46-jährige Politik-Neuling gilt in der Bevölkerung als Alternative zu den etablierten Politikern.

An zweiter Stelle liegt Manuel Baldizon von der konservativen Partei Lider mit 19,38 Prozent. Der einflussreiche Unternehmer hatte lange Zeit als aussichtsreichster Bewerber gegolten, fiel aber zurück, nachdem gegen den Lider-Kandidaten für die Vizepräsidentschaft, Edgar Barquin, und sechs Abgeordnete seiner Partei Korruptionsvorwürfe erhoben worden waren.

Ganz knapp zurück auf dem dritten Platz folgt die Kandidatin der Sozialdemokraten, Sandra Torres. Die frühere First Lady liegt bei 19,01 Prozent der Stimmen. Sie hatte sich 2011 von ihrem Mann, dem zwischen 2008 und 2011 amtierenden Staatschef Alvaro Colom, scheiden lassen, um kandidieren zu können. Die Verfassung verbietet es engen Verwandten des Präsidenten, für die Wahl zum höchsten Staatsamt anzutreten. Deshalb wurde die Scheidung als politisches Manöver kritisiert.

Zweiter Wahldurchgang im Oktober

Da keiner der Kandidaten mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten hat, wird es am 25. Oktober zu einer Stichwahl kommen. Es gab Berichte von einigen Unregelmäßigkeiten wie Stimmenkauf, Blockaden und Auseinandersetzungen zwischen Sympathisanten verschiedener Parteien. Insgesamt blieb es allerdings friedlich.

Die Abstimmung, bei der neben dem Staatsoberhaupt auch ein neues Parlament und 338 Bürgermeister gewählt wurden, fand inmitten eines politischen Erdbebens statt. Wegen eines weitreichenden Korruptionsskandals war Präsident Otto Perez in der vergangenen Woche zurückgetreten. Der Ex-General soll an der Spitze eines kriminellen Netzwerks gestanden haben, das im Zollwesen Millionenbeträge unterschlagen hatte, und sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft.

Männer und Frauen tragen einen Sarg und Blumen (Foto: getty)
Am Vorabend der Wahl hatten Protestierende die Abstimmung symbolisch zu Grabe getragenBild: Getty Images/AFP/J. Ordonez

Verschiebung der Abstimmung verlangt

Viele Guatemalteken und kleinere Parteien hatten versucht, die Wahlen zu verschieben, um neue Kandidaten aufzustellen und damit die Wiederwahl korrupter Abgeordneter und Bürgermeister zu verhindern. Außerdem forderten sie tiefgreifende Reformen der Parteienverwaltung, die sich laut Schätzungen zu rund 50 Prozent durch Korruption finanzieren. Am Samstag hatten hunderte Menschen in der Hauptstadt Guatemala-Stadt an einem "Trauerzug" für die Wahlen teilgenommen, die sie als "Totgeburt" bezeichneten.

Mehr als die Hälfte der 15 Millionen Einwohner lebt in Armut. Zudem leidet des mittelamerikanischen Land noch immer unter den Folgen des 1996 beendeten jahrzehntelangen Bürgerkriegs mit hunderttausenden Toten, in denen linke Guerillaorganisationen gegen die Herrschaft der Militärdiktatur kämpften.

uh/stu (dpa,afp,rtr)