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Koma-Saufen als Alltagsbeschäftigung

4. Mai 2009

Das so genannte Koma-Saufen gehört bei immer mehr Jugendlichen in Deutschland zum Alltag. Die Drogenbeauftragte Bätzing zeigt sich besorgt. Ihr Bericht weist aber auch positive Entwicklungen auf.

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Jugendlicher schläft auf Parkbank seinen Rausche aus (Foto: dpa)
Jugendlicher im VollrauschBild: picture-alliance/ dpa

Mehr als 23.000 Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren mussten in Deutschland im Jahr 2008 zum Teil bewusstlos mit einer Alkoholvergiftung in einer Klinik behandelt werden, teilte die Bundes-Drogenbeauftragte Sabine Bätzing bei der Vorstellung ihres neuen Drogen- und Suchtberichts mit. Dies sei die höchste Zahl seit der ersten Erhebung im Jahr 2000. Seit dem Stand vor acht Jahren sei dies eine Zunahme um 143 Prozent.

Alkoholkonsum liegt im Trend

Raucherinnen (Foto: AP)
Jugendliche rauchen wenigerBild: AP

Starker Alkoholkonsum liege bei Jugendlichen weiter im Trend, sagte die SPD-Politikerin. Mehr als 20 Prozent der Minderjährigen seien 2008 mindestens einmal pro Monat betrunken gewesen. Fast jeder zehnte Jugendliche konsumiere riskant oder gefährlich viel Alkohol.

Insgesamt aber, betonte Bätzing, sei der Konsum von Alkohol, Tabak und Cannabis unter Jugendlichen rückläufig. Wichtige, selbst gesteckte Ziele habe sie erreicht, bilanzierte die SPD-Bundestagsabgeordnete ihre dreieinhalbjährige Arbeit als Drogenbeauftragte. So hätten 2001 noch 28 Prozent der Minderjährigen geraucht, während es 2008 nur noch 15,4 Prozent gewesen seien. Trotzdem seien die deutschen Zahlen im internationalen Vergleich "unheimlich hoch". Bätzing bezeichnete die deutschen Gesetze als ausreichend, mahnte aber: "Wir haben einen Mangel im Vollzug!"

Bätzing befürchtet weiter steigende Zahl von Drogentoten

Drogensüchtiger (Foto: dpa)
Die Zahl der Drogentoten hat zugenommenBild: picture alliance/dpa

Besorgt zeigte sich die SPD-Politikerin über die erneut gestiegene Zahl von Drogentoten. Nach einer bereits im März veröffentlichten Erhebung starben im vergangenen Jahr 1449 Menschen an einer Überdosis Rauschgift. Dies waren vier Prozent mehr als 2007. In den kommenden Jahren sei aufgrund des angeschlagenen Gesundheitszustandes vieler älterer Drogensüchtiger mit einem weiteren Anstieg zu rechnen.

Die Drogenbeauftragte wies auch auf eine besondere Form der Abhängigkeit hin: die Internet-Sucht. Drei bis sieben Prozent der Internetnutzer gelten nach ihren Angaben bundesweit als abhängig. Sie widmeten sich zehn bis 18 Stunden lang pro Tag dem Chatten oder Computerspielen.

Den Unionsparteien warf die SPD-Politikerin vor, geplante nationale Aktionsprogramme gegen Alkohol und Tabak aus wahlkampftaktischen Gründen zu blockieren. Bätzing warf Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) eine Kehrtwende auch aus Rücksicht vor Wirtschaftsinteressen vor. (wl/det/kis/sams/ako/dpa,ap,ertr,afp)