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Blackout in Asien

28. Dezember 2006

Ein Seebeben vor Taiwan macht die Fragilität der virtuellen Welt deutlich: beschädigte Unterseekabel lassen asiatische Internetnutzer weiterhin nur im Schneckentempo surfen.

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Der Eingang des Unterwasserkabel - und Satellitenkommunikationszentrums von Chunghwa Telecom, 370 Kilometer südwestlich von Taipeh
Keine Verbindung: Der Eingang des Unterwasserkabel - und Satellitenkommunikationszentrums von Chunghwa Telecom, 370 Kilometer südwestlich von TaipehBild: AP

Von einem "Rückfall ins Telefonzeitalter" und dem "Kollaps der virtuellen Welt" sprechen Kommentatoren nach dem weitreichenden Ausfall des Internets in China, Hongkong, Taiwan, Südkorea und Japan. Am Donnerstag (28.12.2006) hat sich der Internetverkehr dort nur leicht von den Schäden des Erdbebens von Taiwan erholt. Die Geschwindigkeit und Verlässlichkeit des Netzes lag in der asiatischen Region auch am Donnerstag nur bei der Hälfte des Weltdurchschnitts, wie der "Internet Traffic Report" mitteilte. Reparaturarbeiten an den beschädigten Unterseekabeln sind mittlerweile angelaufen. Bei dem Erbeben vor waren mehrere Unterseekabel vor der Küste Taiwans beschädigt worden. Bis diese repariert sind, kann es mehrere Wochen dauern. Zur Reparatur zweier Übertragungskabel im Meer vor Taiwan sollen am 2. Januar vier Schiffe entsandt werden.

Deutsche Verbindungen nach Asien eingeschränkt

In Hongkong rief die Regierung Internet- und Telefon-Nutzer auf, unnötiges Surfen auf Übersee-Websites und auf wiederholte Versuche von Übersee-Anrufen, wenn die gewählten Nummern nicht erreichbar seien, zu verzichten. Ein Sprecher der Telekommunikationsbetriebe teilte mit, dass alle sieben Hauptkabel, die das chinesische Staatsgebiet bedienten, teils stark beschädigt seien. Die Telefonverbindungen seien – mit Ausnahme der Verbindungen nach Taiwan – jedoch wieder hergestellt.

Die Beeinträchtigungen könnten "ziemlich lange" anhalten, teilte China Telecom in Peking mit. Mindestens sechs Kabel der Gesellschaft im Meer 15 Kilometer vor der Küste Taiwans seien beschädigt. Auch Seekabel, die von der deutschen T-Com benutzt werden, seien betroffen, sagte Unternehmenssprecher Wilfried Seibel in Bonn. Bis zur Reparatur würden Ausweichkapazitäten genutzt. Das könne auch für deutsche Internet- und Telefonverbindungen nach Asien Einschränkungen bedeuten.

Mehr als 100 Millionen Nutzer betroffen

Internetcafé in Peking
Internetcafé in Peking (Archivbild)Bild: AP

Es ist der schlimmste Ausfall seit 2001, als Fischernetze ein Unterseekabel zwischen China und den USA beschädigt hatten. Nach einer Umfrage des populären chinesischen Internetportals "sina.com" hatten 97 Prozent der Nutzer in China Probleme, ausländische Webseiten aufzurufen. 57 Prozent sahen ihr Leben und ihre Arbeit beeinträchtigt. Internetbetreiber arbeiteten angestrengt, alternative Routen zu nutzen. In Peking berichtete China Netcom: "Fünf Kabelreparaturschiffe aus mehreren Ländern haben sich auf den Weg in das Unglücksgebiet gemacht. Zwei von ihnen haben bereits mit Arbeiten begonnen." In den nächsten Tagen dürften sich die Verbindungen schrittweise erholen. "Der Zeitpunkt, zu dem alle Kabel repariert sind, hängt vom Wetter auf hoher See ab und dem Ausmaß der Schäden."

Das Erdbeben am Dienstagabend mit einer Stärke von 6,7 auf der Richterskala hatte Telefon-, Daten- und Internetverbindungen in Asien sowie von dort in die USA, nach Indien und Europa unterbrochen oder massiv verlangsamt. Weit mehr als 100 Millionen Nutzer sowie wichtige Finanzdienste und Unternehmen waren betroffen. In Hongkong ernteten die Telekommunikationsbehörden heftige Kritik, weil sie nach dem Erdbeben fast 24 Stunden brauchten, um die Ursache für das Internetchaos zu erklären. (rri)