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Knigge für Unternehmen

Klaus Krepela3. Juli 2004

Seit zwei Jahren gibt es in Deutschland den Corporate-Governance-Kodex. Dahinter verbirgt sich ein 15-seitiges Schriftstück, in dem deutsche Firmen Verhaltensstandards zur Unternehmensführung formuliert haben.

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Heikles Thema: Was verdienen deutsche Spitzenmanager?Bild: dpa

Die Richtlinien des Governance-Kodex' wurden in einer Regierungskommission unter der Leitung von ThyssenKrupp-Aufsichtsratchef Gerhard Cromme erarbeitet. Der Kodex ist ein Erfolg - das behauptet zumindest Gerhard Cromme, der Vorsitzende der Corporate-Governance-Kommission. Er zog zwei Jahre nach der Veröffentlichung der Verhaltensleitlinien für die börsennotierten Unternehmen eine positive Zwischenbilanz: Die Akzeptanz bei den Firmen sei sehr gut.

Der deutsche Corporate-Governance-Kodex erfahre weiterhin wachsende Zustimmung und trage zur Dynamisierung guter Unternehmensführung in Deutschland bei, sagte Cromme. "Nach Jahresende 2004, also nach Ablauf der diesjährigen Hauptversammlungssaison, werden die DAX-Gesellschaften rund 96 Prozent aller Empfehlungen umgesetzt haben."

Wer verdient was?

Nicht so groß war die Akzeptanz bei dem im vergangenen Jahr am heißesten diskutierten Punkt des Verhaltenskatalogs: die Offenlegung von Vorstandsbezügen. Was verdienen deutsche Spitzenmanager? Diese Frage haben im Jahr 2003 nur 11 der 30 im DAX notierten Unternehmen beantwortet. Das ist zu wenig, meint Bundesjustizministerin Brigitte Zypries. Sie kündigte einen entsprechenden Gesetzentwurf an, sollte nicht schon bald ein Großteil der Unternehmen dem freiwilligen Kodex folgen. Dann wäre die Veröffentlichung der Vorstandsgehälter Pflicht.

Brigitte Zypries, Justizministerin
Droht mit Gesetzen: Justizministerin ZypriesBild: AP

Vor einer solchen Entwicklung warnte Cromme. Er forderte von seinen Kollegen aus der Wirtschaft mehr Transparenz. Bei diesem Thema gehe es nicht um eine Neid-Diskussion, sondern darum, dass eine angemessene Vorstandsvergütung keine Geheimsache sein dürfe. "Wenn die Vergütung angemessen ist, dann kann auch die Öffentlichkeit darüber informiert werden", sagte Cromme.

Kulturwandel nötig

Bei aller Aufregung über den heiklen Punkt der Vorstandsgehälter hat die Debatte über gute Unternehmensführung längst auch andere Fragen erfasst. Der direkte Wechsel eines ehemaligen Vorstandschefs in den Aufsichtsratsvorsitz solle nicht tabu sein, aber eine begründete Ausnahme bleiben. Die jährlichen Hauptversammlungen sollen gestrafft werden; zwölfstündige Marathonsitzungen wie sie in Deutschland üblich sind, sollen bald der Vergangenheit angehören. Das setze einen Kulturwandel bei den Unternehmen voraus, sagte Cromme, dafür werde Zeit benötigt, erste Effekte seien aber schon spürbar: "Mein persönlicher Eindruck von den Hauptversammlungen, an denen ich teilgenommen habe, ist, dass die Reden der Aufsichtsrats- und Vorstandsvorsitzenden kürzer geworden sind und dass sich die Verlesung von Regularien auf ein Minimum beschränkt. So bleibt mehr Zeit für eine vernünftige Diskussion mit den Aktionären und Aktionärsvertretern", sagte Cromme.

Die deutschen Unternehmen hoffen, mit einer hohen Akzeptanz des freiwilligen Regelwerks gesetzlichen Vorschriften zuvor zu kommen. Allerdings - und das hat Bundesjustizministerin Zypries klargestellt - die Geduld der Bundesregierung hat Grenzen.