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Klimaabkommen: Nächster Halt "Marrakesch"

Louise Osborne rs
8. November 2016

Ein Jahr nach dem Gipfeltreffen in Paris tritt der Klimavertrag nun in Kraft. Und trotzdem gibt es noch viel zu tun bei der UN-Klimakonferenz in Marrakesch.

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Ain Beni Mathar Marokko Solarkraftwerk Oujda
Bild: Getty Images/A.Senna

Letzte Woche - als der Pariser Klimavertrag in Kraft trat - beglückwünschten sich die Entscheidungsträger rund um den Globus. Der erste Schritt ist damit getan. Denn nach dem Abkommen muss nun jedes Land die Kohleemission reduzieren - damit die globale Erwärmung möglichst bei weniger als zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau bleibt.

Niklas Höhne, Mitgründer des deutsche Thinktanks "NewClimate Institute" stimmt das optimistisch. Im DW-Gespräch sagt er, "es ist ein starkes Signal, dass alle Regierungen den Klimawandel ernst nehmen und dass sie etwas dagegen unternehmen wollen."

Der Pariser Vertrag tritt damit in der Rekordzeit von knapp einem Jahr in Kraft - gerade rechtzeitig zur Weltklimakonferenz COP22, die derzeit in Marrakesch stattfindet.

Infografik Globale Meeres-und Erdoberflächen-Temperaturanomalien von 1881 - 2014 in °C

Die nächsten Schritte

In Paris haben sich die Regierungen folglich auf einen übergeordneten Rahmen geeinigt. In Marrakesch gilt es nun, die Details auszuarbeiten - zum Beispiel, wie das Abkommen genau realisiert werden soll. "Wir müssen Regeln für die Finanzierung, die Technologie, den Kapazitätsaufbau entwickeln", sagt Patricia Espinosa, Generalsekretärin des UN-Klimasekretariats (UNFCC).

Das wird kein leichter Job. Denn jeder Vertragspartner muss sich seine ganz individuellen Ziele zur Treibhausgas-Emissionsminderung erarbeiten und diese in den sogenannten "Nationally Determined Contributions" (NDCs), den national festgelegten Beiträgen, festhalten.

Marokko UN-Klimasekretärin Patricia Espinosa
Espinosa betont, dass alle Länder ihre eigenen Anstrengungen Richtung Transparenz leisten müssenBild: Getty Images/AFP/F. Senna

"Die konkreten Pläne und Zielsetzungen wurde in die Hände der einzelnen Regierungen gelegt", sagt Hoda Baraka, Global Communications Manager der Klimaschutzorganisation 350.org. Problematisch sieht sie allerdings, dass "das 1,5-Grad-Ziel zwar der bedeutendste Teil des Pariser Abkommens ist - es aber rechtlich nicht bindend ist." Baraka hofft, dass die Absicht die Regierungen dennoch animiert und zu mehr Enthusiasmus hinsichtlich des Abkommens anspornt.

Schwierige Entscheidungen

Dabei ist es Deutschland - dem Land, das besonders auf Klimaschutz gedrängt hatte - bisher noch nicht einmal gelungen, bis zur Klimakonferenz in Marrakesch eine abgeschwächte Version des "Klimaschutzplans 2050" zu verabschieden.

Woran das liegen mag? Laut Höhne zeige genau dieses Dilemma die Schwierigkeit bei den NDCs: Denn eine schnelle Planung sei das eine, die Umsetzung habe dann meist aber auch noch andere Auswirkungen - zum Beispiel auf die Wirtschaft -, die von Anfang an mitgedacht werden müssen. Daran hapert es oft.

Um dem Pariser Abkommen wirklich gerecht zu werden, muss Deutschland in den kommenden zehn bis 15 Jahren alle seine Kohlekraftwerken abschalten, so Höhne. "Und die letzten mit fossilen Kraftstoffen angetriebenen Autos sollten bis 2030 verkauft sein."

Deutschland München - Prof. Dr. Niklas Höhne  vom NewClimate Institute in Köln
Höhne: "Die Länder haben sehr schwierige Entscheidungen vor sich."Bild: DW/G. Rueter

UNEP, das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, warnte bereits früher in diesem Jahr, dass die globale Erwärmung nicht unter zwei Grad Celsius bleiben kann, wenn die Länder nicht ihre für 2030 prognostizierten Emissionen um 25 Prozent reduzieren.

"Wenn die Länder nun nur genau das machen, was sie vorgeschlagen haben, dann reicht es nicht aus", meint Höhne. "Wir müssen alle so viel wie möglich dazu beitragen - und ob dies schlussendlich auch der Fall ist, sollte dann möglichst auch kontrolliert werden."

Nach Paris bleibt der Weg steinig

Wohl oder übel werden die Verhandlungsführer in Marrakesch wohl auf weitere Herausforderungen treffen. Denn der Klimawandel hat schon längst für viele Regionen weitreichende Folgen. Dürren, zerstörerische Wirbelstürme, Lauffeuer und ein steigender Meeresspiegel sind nur ein paar Beispiele. Besonders betroffen sind die Entwicklungsländer, in denen die Infrastruktur und das Geld fehlen, um gegen die Auswirkungen vorzugehen.

"Die Klärung dieses Problems wurde auf die Zeit nach Paris verschoben. Es muss also jetzt geklärt werden, wie viel Geld gebraucht wird, um die Entwicklungsländer dabei zu unterstützen, die Folgen des Klimawandels abzufangen und ihre Emissionen zu reduzieren.", sagt Höhne.

Auch wenn historische Entscheidungen beim Gipfeltreffen im November 2015 getroffen wurden, Baraka von 350.org meint: "Das Wichtigste ist, zu sehen, ob auch das politische Momentum nach Paris anhält - damit das Abkommen nicht zu einem Blatt Papier ohne wirkliche Bedeutung wird."