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Klettern will das neue Beachvolleyball werden

28. März 2018

Von den Berghängen in die Hallen und von dort zu Olympia: Klettern hat eine rasante Entwicklung hinter sich: einst mit verstaubtem Image, inzwischen Volkssport. Und auch der nächste Griff soll sitzen.

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Medientag des Deutschen Alpenvereins - Klettern
Romy Fuchs aus dem deutschen Nationalkader zeigt, wie vielseitig erfolgreiche Athleten an der Wand sein müssenBild: picture alliance/dpa/S. Hoppe

Die Euphorie ist groß, aber der Bundestrainer bleibt am Boden der Tatsachen: "Primär müssen wir uns erst einmal qualifizieren für die Olympischen Spiele. Das soll bei der WM in Tokio 2019 geschehen", sagt Urs Stöcker, ein Schweizer, der früher für den Schweizer Alpen-Club arbeitete. "Wenn wir das geschafft haben, dann wollen wir alles für 2020 in die Wege leiten." Das klingt noch etwas sperrig, doch de facto hat das Klettern gerade auch in Deutschland ein großes Potential.

Seit Jahren boomt der Sport, seitdem er von den Berghängen der Alpen und Mittelgebirge auch in die Hallen der Großstädte ging. Das Klettern ist gewissermaßen zu den Menschen gekommen - und hat damit den Zeitgeist getroffen. Denn für viele Menschen in den Metropolregionen Europas muss Sport in einen eng getakteten Alltag passen. Eine Stunde an der Kletterwand bedeutet ein intensives, kraftvolles und mental herausforderndes Training - das gefällt vielen. Mittlerweile klettern in Europa über 2 Millionen Menschen, schätzt der stark gewachsene Deutsche Alpenverein (DAV), allein in Deutschland sollen es etwa 500.000 sein.

Olympischer Rückenwind

Und natürlich gibt es darunter auch schon eine leistungsorientierte Spitze. Bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020 gibt die Sportart im Rahmen einer Testphase ihr Olympia-Debüt. Dort wollen die deutschen Top-Kletterer glänzen - mit Medaillen, aber auch mit einer guten Vorstellung. "Wir haben hohes Potenzial, so etwas wie Beachvolleyball zu werden", sagt Olaf Tabor vom Deutschen Alpenverein bei einer Pressekonferenz des Verbands in München. Auf ihr stellte der DAV seine Kampagne und Ziele für die nächsten zwei Jahre bis zum Termin in Japan vor.

Medientag des Deutschen Alpenvereins
Kraft, Geschick und Ausdauer: "Bouldern ist die Kernsportart in der olympischen Kombination"Bild: picture alliance/dpa/S. Hoppe

"Wir spüren den olympischen Rückenwind in den Segeln", ergänzt DAV-Geschäftsführer Tabor. 2020 werden die Sportkletterer in einem Kombinations-Wettkampf um olympische Medaillen kämpfen. Olympisch ist der Dreikampf, genannt olympic combined: Beim Speed treten zwei Kletterer auf Geschwindigkeit gegeneinander an. Beim bekannten Bouldern steht ohne Sicherung und deswegen in niedriger Höhe die Athletik im Vordergrund. Und in der Lead-Disziplin (Vorstiegs-Klettern) geht es darum, eine Route innerhalb eines festen Zeitlimits möglichst sturzfrei zu meistern.

Kritik am Kletter-Triathlon

Die Kombination erfordert Athleten mit vielseitigen Fähigkeiten, sie ist aber nicht unumstritten. Die deutsche Spitzen-Boulderin Alma Bestvater kritisiert den Kletter-Triathlon wegen seiner gegensätzlichen Anforderungen: "Beim Seilklettern fange ich annähernd bei null an, bei Speed absolut bei null. Das ist wie Sprinten und Marathonlauf, das trainiert man ja auch komplett anders", sagte sie der "Tageszeitung".

Der DAV hat sich zum Ziel gesetzt, dass sich zwei Männer und eine Frau für Olympia qualifizieren, mehr als zwei Starter pro Geschlecht und Nation sind nicht möglich. Im deutschen Perspektivkader sind aktuell 17 Athleten. Bei der WM in Tokio werden insgesamt nur 20 Männer und 20 Frauen an den Start gehen. Die entscheidenden Qualifikationswettkämpfe beginnen 2019, wie Bundestrainer Stöcker erklärt, der Deutschland zu den Top-5-Nationen zählt. "Bouldern ist die Kernsportart in der olympischen Kombination, das spielt uns in die Karten", sagt Stöcker. "Wir werden sicher im Bouldern und Lead stark sein und sollten im Speedklettern nicht zu weit abfallen."

jw/cw (mit sid/dpa)