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Kleine Brötchen, hartes Brot

24. September 2012

Wer für ein Brötchen nur 15 Cent ausgeben will, muss sich als Kunde darüber nicht wundern: In Deutschland sterben die Bäcker aus. An ihre Stelle rücken SB-Backshops und Discount-Läden. Die Fachverbände schlagen Alarm.

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Eine Bäckerei in der 50er Jahren Foto: Kurt Geiger/dpa
Bild: picture-alliance/dpa

Jeden Tag schließt irgendwo in Deutschland eine Bäckerei. Ein Trend, der nach Einschätzung der Fachverbände weitergehen dürfte. Denn mitlerweile geraten nicht nur die traditionellen Handwerksbetriebe, sondern auch die kleinen Filialketten unter Druck. Bei ungefähr 6.000 Backbetrieben könnte laut einer Prognose des Verbandes der Großbäckereien bis zum Jahr 2020 endgültig das Licht ausgehen. Und das hat im wesentlichen zwei Gründe.

Erstens: die bösen Billig-Anbieter

Zum einen hat die bereits erwähnte Sparsamkeit der Verbraucher die Branche vollständig verändert. Inzwischen ist es nicht nur die Backfiliale um die Ecke, die für eine neue Konkurrenz gesorgt hat. Auch die Discounter wie Aldi und Penny und die namhaften Supermarktketten bieten vermehrt frische Backwaren an. Bereits jetzt stehen 15.000 sogenannte Backstationen bei Lebensmittelhändlern. In den nächsten zwei bis drei Jahren könnten weitere 10.000 solcher Stationen hinzukommen, schätzt der Verband der Großbäckereien. Etliche Großbäcker liefern die hierfür notwendigen ungebackenen oder halbgebackenen "Teiglinge" und profitieren damit von dem Trend.

Die SB-Bäckerei "Backwerk". Foto: dpa
Billiger: der Discounter an der EckeBild: picture-alliance/dpa

Zweitens: Preisanstieg, weltweit gesehen

Der zweite Grund für das Bäckereisterben ist die Preissituation. Helmut Klemme, Präsident des Großbäckereien-Verbandes, klagt über einen "enormen Kostenschub". Die langanhaltende Dürre in den USA und die überschwemmten Getreidefelder in Russland hätten die Rohstoffpreise in die Höhe getrieben. Außerdem seien die Ausgaben für Energie und Personal in jüngster Zeit deutlich gestiegen.

Dass der bayerische Innungs-Obermeister Heinz Hoffmann in dieser Situation seinen Kollegen rät, mit Qualität und Service zu punkten, klingt ein bißchen nach Durchhalte-Parole. Sein Kollege Klemme von Großbäcker-Verband glaubt dagegen: "Die Verbraucher stimmen mit den Füßen ab. Diese Entwicklung geht eindeutig zulasten der kleinen Bäckereien."

Eine Brotauswahl in der Bäckerei. Foto: dapd
Leckerer: das Brot vom MeisterBild: dapd

Den Preisunterschied muss man sich heutzutage aber auch leisten wollen und können. Nach Erhebungen des Marktforschungsinstituts GfK kostet ein Kilogramm Brot beim traditionellen Bäcker hierzulande 3,88 Euro, in der Backstation dagegen nur 2,42 Euro.

Deutsche lieben ihr Brot

Im Jahr 2010 - jüngere Zahlen liegen noch nicht vor - hatten die 34 größten Bäckereien in Deutschland bereits einen Marktanteil von 30 Prozent. Die etwa 12.000 kleinsten Betriebe erreichten zusammen nur 20 Prozent.

Ein kleiner Trost für die Fans der guten, alten Bäckerei: Die Deutschen gehören immer noch zu den Spitzenreitern weltweit, wenn es um den Pro-Kopf-Verbrauch von Brot und Brötchen geht. Und manche Bäcker suchen in der Not neue Wege und haben rund um ihr Geschäft ein Café oder einen Imbiss aufgemacht. Denn wenn schon nicht das frische Brötchen im Trend liegt, der "Coffee-to-go" tut dies auf jeden Fall.

ml/SC (dapd, dpa)