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Kleine Autos für schlechte Zeiten

Klaudia Prevezanos29. April 2005

Knapp 9000 Euro soll der VW Fox als Basismodell kosten. Nicht nur Volkswagen will mit neuen günstigen Kleinwagen Kunden ansprechen, auch Peugeot, Citroën und Toyota sind im Geschäft. Es muss gespart werden.

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Ein Wagen für SparfüchseBild: dpa

Der Fox von Volkswagen (VW) wird in Brasilien gebaut und verkauft sich in Südamerika bereits seit Herbst 2003 erfolgreich. Ab Ende April 2005 ist der preiswerte Kleinwagen auch in Europa zu haben. Offenbar sind die Zeiten gerade danach.

Fünf Jahre Rezession wirken sich aus

"Die Budgets sind bei den Kunden in den letzten Jahren durch das schlechte Wirtschaftswachstum niedriger geworden", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research (CAR) in Gelsenkirchen. "Hinzu kommen hohe Energiepreise und eine große wirtschaftliche Unsicherheit." Das habe man auch am Automarkt gemerkt. "Es herrscht seit fünf Jahren eine Rezession in Deutschland", sagt der Professor des Studiengangs Automobilwirtschaft an der Fachhochschule in Gelsenkirchen. In dieser Situation müsse den Kunden ein gutes Angebot gemacht werden.

Marken-Neuwagen für unter 9000 Euro

VW Fox vor Hotel Fox
VW-Vorstandsvorsitzende Bernd Pischetsrieder vor dem FoxBild: dpa

"Der Fahrzeugpreis ist in absoluten Zahlen immer mehr gestiegen. Durch bessere Ausstattungen und immer mehr technische Merkmale. Dadurch sind Leute vor dem Kauf eines Neuwagens zurückgeschreckt", sagt Marc-René Tonn, Aktienanalyst für die Automobilbranche bei der Privatbank M.M. Warburg in Hamburg. Autos ohne Schnickschnack wie der VW Fox sollen im untersten Preissegment diese Kunden anlocken. 9000 Euro für einen Marken-Neuwagen heißt die Preisschwelle nicht nur bei VW. Der Peugeot 107, der Citroën C1 und der Toyota Aygo wollen für den Preis ähnliche Käufer finden. Die Gemeinschaftsmodelle der drei Autobauer werden zusammen in einem Werk in Tschechien hergestellt.

Platzprobleme in der Stadt

Doch nicht nur die hohen Kaufpreise und Benzinkosten sollen Autofahrer in Kleinwagen einsteigen lassen. Der Pkw wird auch anders genutzt: "Größere Entfernungen werden immer öfter mit Billigfliegern und Bahnen zurückgelegt. Das Fahrzeug ist stattdessen im täglichen Einsatz unterwegs, zur Arbeitsstelle oder im urbanen Raum", sagt Autoexperte Dudenhöffer. Dafür reichten auch kleine Wagen, vor allem bei knappen Parkplätzen. Kleinwagen für die Stadt gibt es schon länger, beispielsweise den Smart oder Mini. Der Durchschnittspreis für einen Mini liegt jedoch bei über 20.000 Euro.

Nebeneffekt Kannibalisierung

Allerdings nimmt sich ein Hersteller wie VW erstmal selber Kunden weg, wenn er preiswerte PKW anbietet. "Sicherlich macht man sich Konkurrenz im ähnlichen Segment. Diese Kannibalisierung hat man immer. Aber in der Summe ist es besser, VW nimmt das in Kauf und kriegt zusätzlich neue Käufer, als dass Käufer zum Wettbewerber übergehen, der günstige Kleinwagen im Angebot hat", meint Dudenhöffer. Auch Autoexperte Tonn sieht dem gelassen entgegen: "Man kann nicht ausschließen, dass der eine oder andere Käufer sich dafür entscheidet, einen Fox statt einen Polo zu kaufen." Doch VW will dem beim Design entgegenwirken. Der Polo hat in der Frontpartie ein neues Aussehen bekommen und unterscheidet sich so vom Fox. "Es besteht zwar die Gefahr des Abwanderns, aber sie wird wohl begrenzt sein", meint Tonn von M.M. Warburg.

Appetit auf die Kleinen?

Modell VW-Fox in Werk in Cordoba, Argentinien
Fox-BauBild: Steffen Leidel

An der günstigen Karosse scheinen nach Peugeot und Co. sowie VW auch andere Hersteller nicht vorbei zu kommen: "Ich gehe davon aus, dass alle Volumenhersteller, auch Opel, in den nächsten zwei bis drei Jahren mit so einem Konzept an den Markt kommen. Ich glaube auch, dass Ford da weitermachen wird. Die Italiener, Franzosen und Koreaner werden an dem Thema ebenfalls weiterarbeiten. Die Anzahl der unter 10.000-Euro-Kleinwagen wird zunehmen", zeigt sich der Leiter des Forschungsinstituts CAR sicher. "Wenig Geld, hohe Preise, vor allem Stadtfahrten - das macht den Leuten Appetit auf die Kleinen."

Ob die billigen Autos auch für den Export nach Asien geeignet sind, bleibt abzuwarten. "Der Fox aus Brasilien ist sowieso schon ein Weltauto", meint Dudenhöffer. "In China muss man schauen, wie sich der Markt entwickelt. Der Polo verkauft sich ja gar nicht." Langfristig werde es zwar wichtig sein, auch für Asien und dort speziell für China ein günstiges Einstiegsauto für den Markt zu haben. Der Fox und seine Vergleichsmodelle der anderen Hersteller werden es nach Expertenmeinung wohl nicht sein. Und es wird noch etwas dauern: "Ich gehe nicht davon aus, dass das in den nächsten zwei Jahren passieren wird", sagt der Auto-Professor aus Gelsenkirchen.