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Klauen für Anfänger

Nadim Abdul-Karim12. August 2004

Als größter und dümmster Kunstraub sollte die Aktion von Mick, seinem Sohn und zwei Komplizen in die Geschichte Dänemarks eingehen. Sie drehten ein Ding, das ganz anders geplant war. Jetzt läuft der Film zum Coup.

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"Stealing Rembrandt" beruht auf einer wahren BegebenheitBild: presse

Manchmal sind die wahren Geschichten auch die skurrilsten. So wie zum Beispiel eine Geschichte, die sich vor einigen Jahren in Skandinavien zugetragen hat. Im Jahr 1999 wurden aus einem Museum in Dänemark zwei Gemälde im Wert von 25 Millionen Dollar gestohlen. Ohne großen Aufwand konnten die Diebe die Gemälde von der Wand nehmen und verschwinden. Allerdings wußten die Amateurkunstdiebe nicht, dass es sich bei ihrer Beute um Dänemarks einzigen Rembrandt und einen Bellini handelte. Schnell waren die Millionendiebe gefasst und Dänemarks größter Kunstraub endete im Gefängnis.

Das Leben auf 35 Millimeter

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Vier Kunsträuber auf der Flucht vor Polizei, Interpol und der dänischen UnterweltBild: presse

Inspiriert durch diese unglaubliche Geschichte, brachte die dänische Filmindustrie die Tat auf die Leinwand. "Stealing Rembrandt - Klauen für Anfänger" erzählt die Geschichte von vier Kleinkriminellen, die aus Versehen besagtes Rembrandt-Gemälde stehlen und mit den Konsequenzen mehr als überfordert sind. Verzweifelt versuchen die Antihelden das "Porträt einer Dame" loszuwerden um später als Millionäre die sonnige Seite des Lebens genießen zu können. Allerdings stellt es sich als nicht so einfach heraus, das Gemälde zu verkaufen. Und überhaupt: Wer sich mit Schrottklauen und kleinen Drogendeals durchs Leben schlägt, muss sich erst mit der Situation anfreunden, auf einmal zu den meistgesuchten Personen des Landes zu gehören.

Doch der Film befasst sich nicht nur mit dem Thema Kunstraub. Denn die Kunsträuber sind nicht nur Diebeskollegen, sondern auch noch miteinander verwandt. Mick (Lars Brygmann) und Tom (Jakob Cedergren) führen nicht gerade eine harmonische Vater-Sohn-Beziehung. Tom wuchs hauptsächlich bei seiner depressiven Mutter auf, da Mick die meiste Zeit seines Lebens wegen Kleindelikten im Gefängnis saß. Die zwei Anderen im Bunde sind Toms Cousin Jimmy (Nicolas Bro), ein fanatischer Comicsammler und der hochverschuldete Spieler Kenneth (Nikolaj Coster Waldau), mit dem Mick die Beziehung hat, die er zu seinem Sohn nie aufbauen konnte.

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Kleinkriminelle bei ArbeitBild: presse

Das Lebensmotto der vier lautet: Den Knast überleben und den nächsten Deal planen. Mit dem Diebstahl des Bildes "Porträt einer Dame" verabschieden sie sich von ihrem Leben als Kleinkriminelle und haben zum ersten mal in ihrem Leben ein richtig großes Ding gedreht. Trotzdem kann man sagen, dass alle vier irgendwie Verlierer sind und sich der Weg in ein sorgloses Leben mit Reichtum und Wohlstand als weitaus schwieriger erweist als anfangs gedacht.

Jannik Johannsens erster Film

"Stealing Rembrandt" ist eine gelungene und liebenswürdige Gaunerkomödie, die Dank der britisch-dänischen Co-Produktion einen Schuss englischen Humor erhalten hat und auf flache Pointen verzichtet. Regisseur Jannik Johannsen arbeitete in seinem Filmdebüt nur mit den Besten, die die dänische Filmbranche zu bieten hat. Kameramann Eric Krees sorgte zum Beispiel bereits in "Breaking the waves" und "Dancer in the dark" für atemberaubende Bilder. Die Schauspieler gehören zu den Stars Dänemarks und verhelfen den Charakteren zu einem authentischem Auftreten.

Als Kinobesucher wünscht man sich, dass durch den Raub des Gemäldes den Vier ein neuer Anfang in ihrem Leben gewährt wird. Dies geschieht am Ende auch, jedoch in unerwarteter Art und Weise. Das Leben schreibt zwar die unglaublichsten und skurrilsten Geschichten, das Kino aber die schönsten Enden.

(Stealing Rembrandt - Klauen für Anfänger, Dänemark 2003, 108 Min., FSK ab 12, von Jannik Johannsen, mit Lars Brygmann, Jacob Cedergren, Nicolas Bro, Nicolaj Coster Waldau, Kinostart in Deutschland: 12. August 2004)