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Klassik-Stars von morgen

28. März 2010

Mehr als 200 Solisten und Ensembles haben am Deutschen Musikwettbewerb teilgenommen. Besonders attraktiv: Den Gewinnern winken nicht nur Preisgelder, sondern umfangreiche Förderprogramme des Deutschen Musikrats.

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Deutscher Musikwettbewerb 2010. v.l.n.r. Finalist Norbert Anger (Violoncello), Stipendiatin Konstanze von Gutzeit (Violoncello), Stipendiatin Janina Ruh (Violoncello) und Finalist Arthur Hornig (Violoncello) Pressefoto Deutscher Musikrat
Deutscher Musikwettbewerb 2010Bild: Musikrat

Viele Konzerte spielen, CDs produzieren, Kontakte zu den Medien – da erscheinen die Preisgelder von 5000 Euro eher nebensächlich. Der renommierteste nationale Klassik-Wettbewerb versteht sich als Schnittstelle zwischen Studium und Beruf. 1975 ins Leben gerufen, um deutschen Künstlern auf dem internationalen Markt bessere Chancen zu bieten, kann man heute auf prominente Teilnehmer verweisen wie etwa die Klarinettistin Sabine Meyer, den Pianisten Gerhard Oppitz oder das Cherubini-Quartett.

In diesem Jahr reichten die 13 Kategorien von Orgel über Gesang und Schlagzeug bis zu Blas-, Streich- und Zupfinstrumenten.

Spitzenprofis von morgen

Finalist Alexej Gerassimez (Schlaginstrumente), um rahmt von seinen Brüdern Nicolai (Finalist in der Kategorie Klavierpartner) und Wassily Pressefoto Deutscher Musikrat
Finalist Alexej Gerassimez mit seinen Brüdern Nicolai und WassilyBild: Musikrat

Die Stimmung ist ziemlich gedämpft. Tagelang hat man dem Höhepunkt entgegen gefiebert: aber bei der Bekanntgabe der Preisträger in der Beethovenhalle können einige ihre Enttäuschung nur schwer verbergen. Nur vier Preise sind vergeben worden, darüber täuschen auch die anschließend verteilten 15 Stipendien nicht hinweg. "Wir wollen“ – so der Jury-Vorsitzende Hansjoachim Reiser – "Künstler, die überzeugen können mit ihrer eigenen Musik.“ Nur zwei Musikern ist es gelungen, sich in der Solo-Kategorie zu profilieren: Cellist Norbert Anger und Schlagzeuger Alexej Gerassimez, beide schon bei internationalen Wettbewerben erfolgreich, konnten einen Preis einheimsen. Die beiden anderen Preise gingen an den Klavierbegleiter Nicolai Gerassimez und an das Leibniz Klavier-Trio. Norbert Anger ist mit seinen 22 Jahren schon Vollprofi. Als nächstes steht ein Meisterkurs bei David Geringas auf dem Programm, dann die Teilnahme am ARD-Wettbewerb, der als einer der schwierigsten Musikwettbewerbe überhaupt gilt. Alexej Gerassimez hat als Solist schon Europa und Japan bereist.

Mehr als nur ein Trostpflaster

Logo Deutscher Musikwettbewerb. (Bild: Deutscher Musikrat)

Aber auch diejenigen, bei denen es diesmal "nur" für ein Stipendium gereicht hat, können sich freuen. Thomas Rabbow, Projektleiter beim Deutschen Musikrat: "Bei uns ist es so, dass wir eine Künstlerkarriere unterstützen, eben durch die Vermittlung von Konzerten. Ein Jahr später beginnt die Konzertsaison, da gibt es Künstler, die dann bis zu 20, 30 Konzerte in Deutschland geben." Und das ist noch nicht alles. Über eine Künstlerliste werden Preisträger und Stipendiaten an alle professionellen deutschen Orchester vermittelt. Dazu kommt die Produktion einer Debut-CD, die an Journalisten und Musikinstitutionen im In- und Ausland verteilt wird. Eine Besonderheit des Deutschen Musikwettbewerbs, die einen großen Reiz ausübt. Norbert Anger: "Es gibt unheimlich viele Kontakte und Auftrittsmöglichkeiten, das hat mich dazu bewogen, hier einfach mal mitzumachen."

Neu: der Kompositionspreis

Kammermusikensembles und seltene Instrumentenkombinationen sind seit Jahren einer der Schwerpunkte beim Deutschen Musikwettbewerb. Und weil Kompositionen z.B. für Harfe und Trompete nur schwer zu finden sind, hat man sich vor zwei Jahren dazu entschlossen, auch noch einen Kompositionswettbewerb ins Leben zu rufen. "Wir wollten einerseits für die Kammermusikensembles und Soloinstrumente, die bei uns im Wettbewerb sind, neue Werke schaffen, aber dann auch gleichzeitig die Verbindung zum Konzertbetrieb herstellen, damit diese Werke nicht wieder nur für die Schublade geschrieben werden", erklärt Projektleiter Thomas Rabbow. Diesmal war der Wettbewerb für die Besetzung Cembalo solo und Kontrabass solo ausgeschrieben. Uraufgeführt werden die Stücke dann im Mai in Essen.

"Das war schön"

Beethovenhalle Konzertsaal (Copyright: Frank Fremerey)
Beethovenhalle KonzertsaalBild: Beethoovenfest/B. Frommann

Das ist nicht nur der Titel der Komposition für Perkussion und Orchester von Rolf Wallin, die im Abschlusskonzert am Samstag von Alexej Gerassimez gespielt wurde. Rund zehn anstrengende Wettbewerbstage klangen am Wochenende mit einem Kammerkonzert und einem Abschlusskonzert in der Beethovenhalle aus. Sämtliche Preisträger und Stipendiaten haben sich hier dem Bonner Publikum vorgestellt. Rückblickend beschreibt Norbert Anger die Atmosphäre beim Wettbewerb: "Es war überhaupt nicht so diese Wettbewerbssituation, wie man sie eigentlich kennt. Es wurde geklatscht und auch bravo gerufen, und das hat natürlich dazu beigetragen, dass man sich hier sehr wohl gefühlt hat."

Autorin: Gudrun Stegen

Redaktion: Aya Bach